Phyllonorycter issikii
Phyllonorycter issikii (Lithocolletis issikii Kumata, 1963: 62–64, Fig. 7) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Gracillariidae (Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten).
Diagnose
Gezüchtete Tiere sind unverwechselbar, ebenso wie die Minen, die als einzige Phyllonorycter-Art an Linden vorkommen. Dunkle Imagines sind meist ebenfalls eindeutig zu erkennen, während die rotbraune Form nur durch Genitaluntersuchung von Phyllonorycter corylifoliella einwandfrei zu unterscheiden ist.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
P. issikii ist ein Neozoon, das ursprünglich in Ostasien beheimatet war. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gelang es der Art dann relativ rasch, ganz Südostsibirien zu erobern und 1985 traf sie in Europa ein (nach Lepiforum (2025) vermutlich durch Verschleppung von Ostasien nach Moskau). Der erste Fund in Salzburg gelang schließlich im Jahr 2008 (Kurz et al. 2010). Zuerst fanden sich nur einzelne Minen im Bereich der Stadt Salzburg, nicht einmal vier Jahre später trat die Art bereits massenweise an Linden im Stadtgebiet auf und wurde Ende 2011 erstmals auch außerhalb des Salzburger Beckens in Thalgau an einer jungen Linde im Friedhof gefunden. Somit sind heute Nachweise aus den Zonen I (Alpenvorland und Flyschzone), Ia (Stadt Salzburg) und II (nördliche Kalkalpen) bekannt (Zoneneinteilung nach Embacher et al. 2024). Die bisher dokumentierte Höhenverbreitung erstreckt sich von rund 400 bis 680 m (Kurz & Kurz 2025). Hinsichtlich des Lebensraumes ist P. issikii wenig wählerisch. Sie kommt in Gärten, Parks und an Alleebäumen genauso vor wie an natürlichen, sonnigen Waldrändern. Die Generationsfolge ist bisher nicht zufriedenstellend dokumentiert, das Massenauftreten der Raupen fällt aber jedenfalls in den Herbst.
Nachbarfaunen
Huemer (2013) gibt P. issikii aus allen österreichischen Bundesländern mit Ausnahme von Vorarlberg und dem Burgenland an. Die Art kommt allerdings auch in diesen beiden Bundesländern vor (Kurz & Kurz 2025). Bei Klimesch (1990) ist sie für Oberösterreich noch nicht aufgeführt, kommt aber zumindest mit Funden nach 2002 im Alpenvorland vom Donautal bis zum Alpenrand vor (Kurz & Kurz 2025, GBIF 2025). In Bayern fehlten nur Nachweise aus dem voralpinen Hügel- und Moorland (Alpenvorland) und den Alpen (Haslberger & Segerer 2016), aber auch hier sind Meldungen aus dem Grenzgebiet zu Salzburg bekannt (Kurz & Kurz 2025).
Biologie und Gefährdung
Die Raupen von P. issikii leben in Faltenminen an der Blattunterseite von Linden-Arten. In Salzburg fressen sie fast ausschließlich an der Winterlinde (Tilia cordata), sowie an der Hybridlinde (Tilia cordata x platyphyllos). Nur ausnahmsweise wurden Minen auch an der Sommerlinde (Tilia platyphyllos) gefunden. An gelegentlich in Parks gepflanzten Silberlinden (Tilia tomentosa) dagegen konnten die Tiere noch nicht festgestellt werden (Kurz & Kurz 2025).
Als Nahrungskonkurrenten an Linden sind neben den Raupen der eigenen Art bisher folgende Organismen dokumentiert (Kurz & Kurz 2025):
Trombidiformes (eine Ordnung oder Unterordnung der Milben):
Die Art ist in Salzburg ungefährdet (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
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Quellen
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- GBIF Austria 2025. Global Biodiversity Information Facility, participant node Austria. URL: https://www.gbif.at/ [online 2025.01.01].
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Ent. Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
- Kurz, M. A., P. Gros, M. E. Kurz, P. Pilsl & O. Stöhr 2010c. Neozoa in Salzburg (Insecta: Hymenoptera, Hemiptera, Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur 18: 63-72 (PDF).
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.05.30].
- Lepiforum e.V. [Hrsg.] 2008-2025: Phyllonorycter issikii Kumata, 1963. URL: https://lepiforum.org/wiki/ [online 2025.01.01].
Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie