Gracillariidae

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Blattrolle von Caloptilia cuculipennella an Ligustrum vulgare: Salzburg, Tennengau, Salzachtal, Hallein, Rif, 2002.07.28
Minen von Phyllonorycter tenerella an Carpinus betulus: Salzburg, Flachgau, Eugendorf, Sophiensiedlung, 2002.08.14
Gracillaria syringella: Salzburg, Flachgau, Eugendorf, Pebering, 2004.05.24

Gracillariidae − volkstümlich Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten − sind eine Familie der Schmetterlinge (Lepidoptera).

Allgemeines

Die Tiere sind klein bis sehr klein (Spannweite unter 16 mm). Die Falter besitzen auffallend lange Fühler, die oft fast so lang sind wie die Vorderflügel. In der Zeichnungsanlage weisen viele Arten auf mehr oder weniger braunem Grund helle Häkchen entlang des Vorderrandes auf. Die Bestimmung der Imagines ist oft schwierig, faunistisch sind viele Arten daher leichter über die oft charakteristischen Fraßspuren der Raupen nachzuweisen. Während die Vertreter der Unterfamilie Gracillariinae nur im frühen Raupenstadium minieren und später unter dem umgeschlagenen Blattrand oder in tütenförmigen Blattrollen weiter fressen, minieren die Raupen der Lithocolletinae und Phyllocnistinae lebenslang. Besonders die Minen der Lithocolletinae sind dabei durch Gespinst im Inneren ausgekleidet, wodurch die Blätter im Bereich der Mine oft stark nach oben oder unten gewölbt werden. Die Arten sind oligo- bis monophag, fressen also nur an wenigen verschiedenen oder überhaupt nur an einer einzigen Pflanzenart. Trotzdem ist zur genauen Bestimmung neben der Kenntnis der Futterpflanze oft auch die Zucht der Imago notwendig. In manchen Fällen, besonders wenn es sich um gefangene Falter handelt, können die Arten nur durch mikroskopische Untersuchungen voneinander unterschieden werden.

Geschichte der Erforschung im Land

Die ersten Angaben zu Gracillariidae in Salzburg finden sich bei Storch (1868), der drei Arten von Gracilaria-Arten (G. stigmatella, elongella und syringella), eine Ornyx-Art (O. avellanaella [= Parornix devoniella]), sowie drei Lithocolletis-Arten (L. hortella [= Phyllonorycter kuhlweiniella], pomifoliella [= Phyllonorycter mespilella] und populifoliella) für das Bundesland aufzählt. Mann (1871) gibt für das Glocknergebiet unter diesen drei Gattungsnamen insgesamt 11 Arten an, wobei die Funde allerdings größtenteils aus dem Mölltal in Kärnten stammen. Mit Phyllocnistis saligna von der Platte im Gebiet des Großglockners (wiederum auf der Südseite, diesmal in Osttirol) wird erstmals auch eine Art der Phyllocnistinae aufgezählt.

Bei Mitterberger (1909) werden dann bereits Funde zu 49 Arten aufgezählt, alle aus Salzburg. Allerdings gehören davon drei Arten nicht zu den Gracillariidae (Bedellia somnulentella und zwei Tischeriidae) und zwei Arten (Lithocolletis hortella [= Phyllonorycter kuhlweiniella] und Phyllonorycter dubitella) waren falsch bestimmt (siehe auch Kurz & Embacher 2019). Mairhuber (1965) führt nur zwei Arten der Familie auf, Phyllonorycter salicicolella und Phyllonorycter froelichiella, wobei für erste aber wieder kein Beleg aufgefunden werden konnte. In einer unveröffentlichten Liste von 1986 zählt Embacher dann bereits 67 Arten der Familie aus Salzburg auf. Diese Liste basierte hauptsächlich auf den vorhin erwähnten Literaturstellen, sowie auf den Sammlungsbeständen am Haus der Natur, die aber zahlreiche Fehlbestimmungen enthielten.

Die Artenzahl erhöhte sich bei Embacher et al. (2011) dann bereits auf 78, allerdings immer noch inklusive der Fehlbestimmungen, da mit der Revision der Familie erst danach begonnen wurde. Diese Revision erschien dann in zwei Teilen durch Kurz & Embacher in den Jahren 2015 und 2019. Schließlich konnten Embacher et al. (2024), diesmal auf einer weitgehend gesicherten Basis, 87 Arten aufzählen.

Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg

Gracillariidae sind eine relativ artenreiche Familie der Schmetterlinge, von der man allein aus Europe rund 250 Arten kennt (Karsholt & Nieukerken 2011). Auch aus Salzburg wurden bereits 83 Arten gemeldet (Embacher et al. 2011), allerdings waren viele der Angaben zweifelhaft und bedurften der Überprüfung. Mehrere Arten mussten demnach bereits wieder aus der Liste der Salzburger Schmetterlinge von 2011 (Embacher et al. 2011) eliminiert werden, einige kamen neu hinzu Nach Abschluss der Revision der Lithocolletinae (Kurz & Embacher 2019) ist zur Zeit nunmehr ein Bestand von 87 Arten zu vermelden (Embacher et al. 2024). Dabei ist Caloptilia jurateae allerdings höchst fraglich und wurde mitterweile aus der Liste wieder entfernt, ebenso wie Phyllonorycter mespilella und Phyllonorycter anderidae. Die Familie gehörte bis dahin zu jenen Schmetterlingsgruppen, die in Salzburg bisher noch nicht systematisch revidiert wurden und für die bisher auch noch keine systematischen Aufsammlungen durchgeführt wurden. Die Bestände der Salzburger Landessammlung am Haus der Natur sind nun vollständig überprüft, auch die wichtigsten Privatsammlungen wurden revidiert. Trotzdem ist zu erwarten, dass sich die Artenzahl für Salzburg auch in Zukunft noch erhöhen wird.

lateinischer Name
Caloptilia cuculipennella
Caloptilia elongella
Caloptilia roscipennella: Neufund 2016
Caloptilia betulicola
Caloptilia rufipennella
Caloptilia fidella
Caloptilia hemidactylella
Caloptilia fribergensis: Neufund 1996
Caloptilia alchimiella
Caloptilia stigmatella
Caloptilia falconipennella
Caloptilia semifascia ?
Caloptilia jurateae ?
Caloptilia populetorum
Gracillaria syringella
Aspilapteryx tringipennella
Euspilapteryx auroguttella
Calybites phasianipennella
Acrocercops brongniardella
Parectopa ononidis
Parectopa robiniella
Callisto coffeella
Callisto denticulella
Parornix anglicella
Parornix anguliferella
Parornix betulae
Parornix carpinella
Parornix devoniella
Parornix fagivora
Parornix scoticella
Parornix finitimella
Parornix torquillella
Cameraria ohridella
Cameraria gaultheriella
Macrosaccus robiniella
Phyllonorycter platani
Phyllonorycter issikii
Phyllonorycter connexella
Phyllonorycter populifoliella
Phyllonorycter pastorella
Phyllonorycter sagitella
Phyllonorycter comparella: Neufund 2011
Phyllonorycter corylifoliella
Phyllonorycter leucographella: Neufund 2011
Phyllonorycter quercifoliella
Phyllonorycter esperella
Phyllonorycter ulmifoliella
Phyllonorycter spinicolella
Phyllonorycter cerasicolella: Neufund 2018
Phyllonorycter lantanella
Phyllonorycter salictella
Phyllonorycter salicicolella
Phyllonorycter hilarella
Phyllonorycter strigulatella
Phyllonorycter rajella
Phyllonorycter alpina
Phyllonorycter tristrigella
Phyllonorycter oxyacanthae
Phyllonorycter sorbi
Phyllonorycter blancardella
Phyllonorycter junoniella
Phyllonorycter stettinensis
Phyllonorycter lautella
Phyllonorycter cavella: Neufund 2017
Phyllonorycter nicellii
Phyllonorycter coryli
Phyllonorycter klemannella
Phyllonorycter froelichiella
Phyllonorycter maestingella
Phyllonorycter heegeriella
Phyllonorycter tenerella
Phyllonorycter harrisella
Phyllonorycter roboris
Phyllonorycter muelleriella
Phyllonorycter emberizaepenella
Phyllonorycter nigrescentella ? (= medicaginella/insignitella)
Phyllonorycter joannisi
Phyllonorycter acerifoliella
Phyllonorycter joannisi
Phyllonorycter geniculella
Phyllocnistis labyrinthella
Phyllocnistis xenia: Neufund 2011
Phyllocnistis unipunctella
Phyllocnistis saligna
Phyllocnistis asiatica: Neufund 2021

Für Salzburg publizierte Arten, die mangels an Belegen oder wegen Bestimmungsfehlern, etc. aus früheren Faunenlisten gelöscht werden mussten

lateinischer Name
Caloptilia robustella
Aspilapteryx limosella
Calybites quadrisignella
Parornix petiolella
Phyllonorycter dubitella
Phyllonorycter mespilella
Phyllonorycter cydoniella
Phyllonorycter anderidae
Phyllonorycter kuhlweiniella

Weiterführende Informationen

Allgemeine Informationen und Hilfe:

Naturkundliche Gesellschaft
Online-Bestimmungshilfen

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Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
  • Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken 2011. Gracillariidae. In - Karsholt, O. & E. J. van Nieukerken (eds.). Lepidoptera, Moths. – Fauna Europaea version 2.4., http://www.faunaeur.org [online 16 September 2011].
  • Kurz, M. A. & G. Embacher 2015. Die Gracillariinae und Phyllocnistinae (Lepidoptera, Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 15: 1-7.
  • Kurz, M. A. & G. Embacher 2019. Die Lithocolletinae (Lepidoptera: Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 20: 93-104.
  • Mairhuber, F. 1965. Zur Mikrolepidopterenfauna des Bundeslandes Salzburg (1. Beitrag). - Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 14: 33-38.
  • Mann, J. 1871. Beitrag zur Kenntnis der Lepidopterenfauna des Großglockners nebst Beschreibung dreier neuer Arten. Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft Wien 21: 69-82.
  • Mitterberger, K. 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 49: 195-552.
  • Storch, F. 1868. Catalogus Faunae Salisburgensis (Lepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8: 284-298.