12-Stunden-Fernfahrt 1931

Die 12-Stunden-Fernfahrt fand am 17. Mai 1931 statt und wurde von "Österreichischen Touring Club Land Salzburg" gemeinsam mit dem S.A.C. Salzburg veranstaltet.

Über die Fernfahrt

Das Club-Organ des Oesterreichischen Touring-Club berichtete in seiner Ausgabe 1931:

Es dürfte sicherlich nicht zu viel behauptet werden, wenn gesagt wird, daß diese Veranstaltung (Wertungsfahrt) ungemein hohe Anforderungen sowohl an den Fahrer wie auch an jede einzelne Maschine stellt. Für Amateure 12 Stunden im Sattel zu sitzen, bedeutet außerordentliche sportliche Begeisterung, nicht zuletzt Gewandtheit, Mut und Geistesgegenwart. Einen großen Erschwerungsfaktor für alle Fahrer bildete die zumeist schlechte Straße, da dadurch mehrere Konkurrenten zu Sturz kamen, doch den Mut nicht verloren.

Der vorjährige Rekord Stockingers auf Motosackoche (394 Kilometer) wurde von 4 Konkurrenten geschlagen, und zwar durch Franz Fingernagel auf M. T. 500 (650 km), Rudolf Stockinger auf E. M. Mag (618 km), Paul Koppenwallner auf Royal Enfield (616 km) und Josef Stangasser auf Matschleß[1] 500 (605 km).

Als Funktionäre fungierten die Herren: Sportkommissäre Hermann ­Wiesinger-Schmieder des S. A. C.; Franz Stengl des ö. T. C. Offizieller Zeitnehmer: Ludwig Hau, ö. T .C., mit den Hilfszeitnehmern Herren L. G. R. Ratzenböck und Emil Jenicek, Starter, zugleich Zielrichter: Herr Dr. Ropper. Leiter der Labestelle in Lofer: Herr Leo Köhler unter Mitwirkung einiger Damen des Klubs. Abnahmekommissäre: Die Herren Dr. Ratzenböck und Ob.-Insp. Ortner. Organisation: Die Herren Baron Seyffertitz und Sekretär Josef Gruber.

Dem Starter stellten sich um 7 Uhr früh am Mozart-Platz in der Stadt Salzburg 23 Fahrer, um bei heiterem Himmel die Fahrt über Hallein, Paß LuegBischofshofenZell am See — Lofer (daselbst Hauptkontrollstelle und Labestation) — St. Johann in TirolWörglSchwaz — Innsbruck — Telfs — Imst und zurück anzutreten.

Als erster startete der vorjährige Sieger Ludwig Stockinger auf E. M. Mag 500 ccm. Die weitere Reihenfolge des klaglosen Startes war: Ortner Max auf 300 ccm Hudson, Josef Stangasser auf 500 ccm Matschleß, Dr. Reinfried Kump auf 600 ccm Douglas, Paul Koppenwallner auf 500 ccm Royal Enfield, Fritz Walcher auf 300 ccm Sunbeam, Alfred Dingl auf B S. A.. 500 ccm, Josef Ausweger auf 500 ccm Matschleß, Franz Fingernagel auf 300 ccm M. T., Hans Schmierl auf 500 ccm Ariel, Josef Watzinger auf Rudge Withworth 248 ccm, Fellner Othmar auf 330 ccm Harley Davidson, Franz Döberl auf 350 ccm A.J.S., Franz Schnattinger auf Puch 220 ccm, Matthias Ponz aufA J. S. 248 ccm, Steiner Ferdinand auf Puch 250 ccm, Madegger auf 230 ccmA J. S., Otto Günther auf Puch 230 ccm, Felix Grämer auf 250 ccm Puch, Franz Ziegler auf 330 ccm B S. A.., Karl Wendlinger auf 250 ccm Puch und schließlich die Beiwagenfahrer: Johann Vierthaler auf 560 ccm Ariel und Adolf Miedaner auf 500 ccm Hudson.

Gleich in der 1. Etappe (Paß Lueg) schied Ausweger infolge mehrerer Pneudefekte aus. Infolge Sturzes und Beschädigung des Tanks kam Stangasser auf Matchleß etwas ins Hintertreffen, konnte jedoch infolge Aufholens bei der 2. Kontrolle nur mit 9 Strafpunkten einlangen. Einen böse aussehenden Sturz machte Ponz dadurch, daß an dessen Maschine eine Kuh anfuhr, welche herrenlos auf der Straße war. Zum Glück passierte weder dem Fahrer noch der Maschine Nennenswertes. Infolge Sturzes und Pneudefekts schied in Lofer bereits Othmar Fellner aus. Bei der Weiterfahrt von Lofer bis Innsbruck stürzten noch weitere Konkurrenten, teils infolge schlechter, geschotteter Straße, teils wegen kleiner Defekten, und zwar Rudolf Stockinger, Paul Koppenwallner und Franz Fingernagel.

Wie bereits erwähnt, war der Straßenzustand mit kurzen Unterbrechungen zumeist schlecht, stellenweise stark eingeschottert, so daß von wahrem Glück gesprochen werden kann, daß die einzelnen Stürze ohne nennenswerten Schaden verliefen. Von den Gestarteten durchfuhren die vorgeschriebenen Etappen in unglaublich kurzer Zeit Fingernagel, Stockinger und Walcher. Der weitere Einlauf in Lofer war folgender: Ortner, Koppenwallner und als erster der Kleinen Ponz, hierauf Schnattinger, Döberl, Schmierl, Stangasser, Günther, Watzinger, Dingl, Doktor Kump, Madegger, Steiner, Grüner, Vierthaler, Miedaner usw.

Als Umkehrstelle wählten: Fingernagel Imst, 630 km, Stockinger Haiming, 618 km, welcher bereits um 1 Stunde vor der Zeit in der Stadt Salzburg einlangte und ruhig hätte bis Imst fahren können, Koppenwallner Silz, 610 km, Stangasser Stams, 605 km, Ponz Telfs 584 km. In Innsbruck wendeten: Alfred Dingl, Franz Schnattinger, Otto Günther und Hans Schmierl, Leistung 530 km. Walther wurde in Silz noch gesehen, erreichte (als weitester Fahrer) Landeck, 680 km, mußte aber zu seinem Leidwesen in Wörgl wegen Ventildefektes aufgeben. Die anderen gestarteten Konkurrenten erreichten zum Teil Schwaz 470 km (Döberl), weiters Rattenberg, Wörgl, und erzielten schöne Leistungen.

Ergebnis

Aus dieser ungemein schweren Konkurrenz gingen als Sieger hervor: Gesamtsieger und Sieger der Gruppe III (Motorräder über 330 bis 500 ccm): Franz Fingernagel auf 500 ccm M. T. mit 629 Gutpunkten; Gruppensieger über 300 ccm (Gruppe IV): Rudolf Stockinger auf E. M. Mag mit 618 Gutpunkten; Sieger der Gruppe II (über 250 bis 350 ccm): Franz Döberl auf 330A J. S. mit 470 Gutpunkten; Sieger der Gruppe 1 (bis auf 250 ccm): Matthias Ponz auf 248 ccmA J. S. mit 578 Gutpunkten; Gruppe V (Beiwagenfahrer): Hans Vierthaler auf Ariel 560 ccm mit 323 Gutpunkten. Zweite Preise erhalten: Franz Schnattinger, 528 Gutpunkten; Josef Watzinger, 434 Gutpunkten; Josef Stangasser, 589 Gutpunkten und Alfred Dingl mit 328 Gutpunkten.

Strafpunktelos absolvierte die Fahrt Ortner auf 500 ccm Hudson mit 530 Gutpunkten (Ehrenpreis). Weiters erwähnenswert ist noch die Fahrt Günthers auf Puch 230 ccm mit 300 Gutpunkten.

Die beiden Bestplacierten, und zwar Fingernagel und Stockinger, hatten zwischen den beiden letzten Kontrollstellen noch erheblichen Schaden, und zwar brach dem ersteren die Lenkstange und dem letzteren der Kupplungshebel, so daß beide nur dank ihrer Routine beim Ziel einlangen konnten.

Herr Landeshauptmann Dr. Rehrl stiftete für den besten Salzburger Fahrer als Ehrenpreis eine goldene Uhr, welche dem Gesamtsieger Fingernagel zugesprochen wurde.

Quelle

  • ANNO, Club-Organ des Oesterreichischen Touring-Club, Ausgabe 1931

Fußnote

  1. Matchless