Hermann Höllwart (Rauris)
Hermann Höllwart ist Landwirt in Rauris und bestoßt eine Alm im Krumltal.
Seine Alm gehört den Kühen, nicht den Wanderern
Hermann Höllwart wurde im Sommer 2020 bekannt, weil er den Durchgang durch seine Alm für Wanderer aus Sicherheitsgründen sperrte, wofür leichtsinniges Wandererverhalten auf seiner Alm den Ausschlag gegeben hatte. Knapp 1 000 Hektar groß, mit einem Wasserfall, mehreren Furten und unzähligen kleinen Bächen, die in kleinen Gräben über die steilen Hänge hinunterplätschern, ist das Weidegebiet seiner 120 Mutterkühe.
Stefanie Schenker von den Salzburger Nachrichten beschreibt nach einem Besuch auf der Alm ihre Eindrücke. Etwa 30 Tiere, darunter einige Kälber, weiden 400 Höhenmeter über der Rohrmoosalm auf einer Steilfläche. Der Landwirt will nach den Kälbern sehen und hat in einen Rucksack eine Futtermischung aus Mais und Salz mitgebracht. Bereits beim Anblick des Rucksacks traben die ersten Kühe heran, die sich Hermann Höllwart mit seinen Wanderstock vom Leib zu halten versucht. Und er erklärt, dass es für eine Kuh keinen Unterschied macht, ob der Bauer oder ein Wanderer kommt. Sehen sie einen Rucksack, rechnen sie mit Futter. Und obwohl er seine Kühe kennt, hält er eine Respektabstand. Denn er weiß, dass auch ihn eine dieser 800 bis 1 000 Kilogramm schweren Kühe zu Boden werfen könnte.
Die Sperrung des Almweges durch sein Grundstück erfolgte nicht, um die Wanderer auszusperren. Es geht Höllwart auch nicht um eine Diskussion über eine Wegefreiheit, sondern um Rechtssicherheit. Und die gibt es seiner Meinung nach derzeit nicht.
Er sieht mehrere Risikofaktoren: Einerseits nimmt die Zahl der Wanderer stetig zu. Diese scheinen in zunehmendem Maße entweder die Verhaltensregeln im Umgang mit Weidevieh nicht zu kennen oder diese bewusst zu ignorieren. Andererseits beobachtete er, dass auch die Tiere schwieriger geworden sind. Noch vor 20 Jahren waren die Kühe durch die weitverbreitete Anbindehaltung im Stall den Kontakt zum Bauern gewöhnt. Die Vorschreibung, dass sich die Kühe nicht nur im Laufstall frei bewegen können, sondern dass sie möglichst viel Zeit im Freien verbringen, ließ Kühe aber "verwildern". Der reduzierte Kontakt zum Bauern führte zu einer Konzentrierung der Tiere auf sich selbst, was Urinstinkte verstärkt zu Tage treten lässt. Manche bringen auf der Alm auch ihr Kalb auf die Welt. Ein Großteil seiner Kühe sind Charolais-Rinder mit einem sehr ausgeprägten Mutterinstinkt und so gehe nicht einmal er selbst in die Nähe eines Kalbs. So hatte erst am Vortag eine Kuh gekalbt. Diese war heute auch nicht zur Fütterung mit der Futtermischung gekommen, so sehr verteidigt sie ihr Neugeborenes.
Höllwart erklärt auch noch an Hand eines anderen Beispiels die Problematik mit Wanderern. Von der Rohrmoosalm bis zum Wasserfall im Krumltal ist es etwa ein Kilometer Wegstrecke. Dort haben es sich rund 40 Rinder bequem gemacht, weil der Bereich erdig ist und sie bei Hitze wie am Tag dieses Besuches angenehm kühlt.[1] Kämen dort alle zwei Minuten Wanderer vorbei, wären die Tiere in ihrer Ruhe gestört.
Dass Wanderer zunehmend Rinder nicht als Tiere, sondern Streichelobjekte wahrnehmen, führt der Landwirt auch auf Werbebilder von Schweinen, die am Tisch sitzen, und Kühen, die man streicheln kann, zurück. Woher, so meint er, sollten dann die Menschen wissen, dass Kühe auf der Alm keine Streicheltiere sind? Auch dafür, dass offenbar auch niemand die aufgestellten Tafeln mit Verhaltensregeln liest, hat er wenig Verständnis.
Quelle
- www.sn.at, Stefanie Schenker: "Der Rebell vom Krumltal: Seine Alm gehört den Kühen, nicht den Wanderern", 11. Juli 2020
Fußnote
- ↑ Die Höchstwerte im Land Salzburg lagen an diesem Tag, dem 10. Juli 2020, über +30 °C.