Hausschwein


Das Hausschwein stammt vom Wildschwein (Sus scrofa) ab und gehört mit diesem zur Familie der Echten Schweine (Suidae) . Beide zählen zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla).
Allgemeines
Wahrscheinlich wird das Schwein bereits seit etwa 9 000 Jahren vom Menschen zur Fleischerzeugung als Haustier gehalten und zählt damit neben dem Hund, dem Hausschaf und der Hausziege zu den ältesten domestizierten Tieren. Dieser Prozess spielte sich unabhängig voneinander in verschiedenen Weltgegenden etwa zur selben Zeit ab.
Schweine sind Allesfresser, die sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung zu sich nehmen.
Wurden die domestizierten Schweine früher im Wald und auf der Weide gehalten, so findet die Schweinemast mit wenigen Ausnahmen vorwiegend in nicht artgerechten Agrarfabriken statt. Das dort produzierte Schweinefleisch ist im Verhältnis zum Fleisch artgerecht gehaltener Tiere geschmacklich minderwertig, kann aber schneller und damit gewinnbringender hergestellt werden.
Schweinefleisch ist in Europa und in Ostasien heute die am häufigsten gegessene Fleischsorte. Im Judentum und im Islam gilt Schweinefleisch jedoch rituell als unrein und ist sein Konsum den Gläubigen daher verboten.
Die Entstehung der europäischen Hausschweinrassen
Bis in das 18. Jahrhundert hielt man überall in Europa ausschließlich domestizierte Wildschweine. Die ersten modernen Landrassen wurden von den Engländern mit aus China importierten Maskenschweinen gezüchtet. Nachfolgend wurden chinesische Maskenschweine von England aus in die anderen europäischen Länder importiert oder deren Erbgut über den Import englischer Landschläge, in die vorher chinesische Maskenschweine eingekreuzt wurden, auch in Kontinentaleuropa verbreitet.
Verhalten, Bedürfnisse und Eigenschaften der Hausschweine
Wildschweine und Hausschweine haben bis heute ähnliche Bedürfnisse und, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, vergleichbare Verhaltensweisen. Sie sind überaus gesellige und soziale Tiere, die von Natur aus in Rotten leben, häufig Körperkontakt suchen und ihren Nachwuchs fürsorglich betreuen. Sie sind bewegungsbedürftig, schwimmen gern und benötigen viele Stunden Schlaf.
Schweine sind Allesfresser, wühlen im Boden, um Nahrung wie Eicheln, Bucheckern, Pilze und Kleintiere zu fressen, und suhlen sich ausgiebig, um sich zu reinigen und ihr Haarkleid von Parasiten zu befreien. Sie verfügen über ein gutes Gedächtnis, haben ein bemerkenswertes Zeitempfinden und sind lernbegierig. Sie haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und ein gutes Gehör.
Der überaus empfindliche Rüssel, der ebenso viele Tastrezeptoren wie die menschliche Hand aufweist und sowohl dem Erschnüffeln der Umgebung als auch der Nahrungssuche und dem Körperkontakt dient, ist das wichtigste Sinnesorgan des Schweins. Das Einsetzen von nägelartigen Metallstiften in den Rüssel, um dem Schwein das Wühlen zu verunmöglichen, ist daher in mehrfacher Hinsicht Tierquälerei.
Schweine sind physiologisch dem Menschen ähnlich. Organtransplantationen werden daher in absehbarer Zukunft für möglich gehalten. Schon jetzt werden frisch geschlachtete Schweine wegen der ähnlichen Körpereigenschaften in der Gerichtsmedizin eingesetzt, um beispielsweise Stichverletzungen vergleichend zu überprüfen.
Schweine sind zur Lösung von intelligenten Aufgaben auf etwa gleicher Stufe wie Primaten befähigt. Sie sind stressanfällig und leiden unter nicht artgerechter Haltung sehr. Sie reagieren mitunter mit Erkrankung, schweren psychischen Defekten, Degeneration und Kannibalismus und müssen bei Massentierhaltung mit zahlreichen Medikamenten behandelt werden.
Mensch und Schwein
Im chinesischen Jahreskreis spielt das Schwein eine den anderen Tierkreiszeichen ebenbürtige Rolle. In Europa ist das Schwein einerseits Glücksbringer, gleichzeitig gilt es aber als dumm, faul und dreckig.
Die Haltung des Menschen zum Schwein ist durchgehend von Ambivalenz geprägt. Formulierungen wie "saugut", "Schwein gehabt", "Drecksau", "Sauhaufen", "schweinigeln", "unter aller Sau", "Sauerei" u.v.a.m. sprechen eine beredte Sprache.
Heute wird in Europa so viel Schweinefleisch wie noch nie zuvor gegessen, aber gleichzeitig gilt das Schwein wenig und ist neben dem Haushuhn jenes Tier, das am meisten in unseren Agrarfabriken leidet.
Bedrohte, in Europa heimische Hausschweinrassen
Die heute vom Aussterben bedrohten Hausschweinrassen, von denen hier einige aufgezählt werden, setzen entweder zu viel Speck an und entsprechen damit nicht dem Zeitgeschmack, oder sie wachsen nicht schnell genug. Andere erwiesen sich als für die Massentierhaltung ungeeignet.
Bedroht sind die Rassen Angler Sattelschwein, Berkshire, Buntes Bentheimer Schwein, Cinta Senese, Deutsche Landrasse, Large Black, Linderöd, Mangalitza, Rotbuntes Husumer Schwein, Sortbroget, Tamworth, Turopolje-Schwein.
Schweinezucht und -haltung im Bundesland Salzburg
Neben – im europäischen Vergleich relativ gesehen – größeren Schweinezucht- und Schweinemastbetrieben, die vorwiegend im Flachgau angesiedelt sind, finden sich auf fast allen Bauernhöfen auch heute noch zwei bis drei Hausschweine, die mit am Bauernhof anfallendem Futter inklusive Speiseresten, deren Verfütterung an Tiere, die verkauft werden sollen, aus hygienischen Gründen nicht mehr erlaubt ist, aufgezogen und zur Eigenversorgung gehalten werden. Sie werden meist als Ferkel angekauft, nach dem Erreichen der Schlachtreife geschlachtet und am Hof in vielfachster Weise verwertet, wobei die Schlachtung früher durch hofeigenes Personal geschah und heute meist durch einen hoffremden Metzger erfolgt.
Selbst hergestellte Produkte waren und sind Blutsuppe, Blunzen (Blutwurst), Sülze und diverse Fleischgerichte aus den unterschiedlichen Fleischteilen sowie Wurst, Geräuchertes wie Speck oder Eingelegtes wie Surfleisch. Früher wurden alle Teile des Schweines verwertet.
Die zur Selbstversorgung dienenden Hausschweine wurden früher im Sommer zusammen mit den Rindern, Pferden und Ziegen mit auf die Alm genommen, wo sie sich in einem meist abgezäunten Areal rund um den Scherm, eines der traditionellen Almgebäude, frei bewegen konnten. Auf manchen Almen wie beispielsweise in der Nähe des Tauernhauses Ferleiten im Ferleitental ist das heute noch der Fall. Auf der Schaunbergalm im Mühlbachtal (Hohe Tauern) bei Niedernsill verbringt ein knappes Dutzend Hausschweine völlig freilaufend den Almsommer. Wenn sich die Tiere nach dem Fressen (Molke) zur Ruhe begeben, kann man buchstäblich beobachten, wie ein "Sauhaufen" entsteht.
Auch beim Bauernhof selbst hatten die Hausschweine früher meist ein Areal im Freien zur Verfügung, oft im sog. "Bagascht" (Baumgarten), eine Streuobstwiese, wo sie im Gegensatz zu heute nach Herzenslust im Boden wühlen und sich suhlen konnten, Teil einer artgerechten und gesunden Haltung, die heute – ausgenommen in deklarierten Biobetrieben – meist nicht mehr gegeben ist.
Erwähnenswertes
Der ausgezeichnete Geruchssinn des Schweins, der den des Hundes noch übertrifft, wird traditionell zur Trüffelsuche und heute gelegentlich auch zur Drogensuche genutzt. In manchen Weltgegenden finden auch Schweinerennen statt, was vielleicht gewöhnungsbedürftig ist, aber bei gesunden Tieren, die ohnehin gern laufen, keine Tierquälerei darstellt.
Minischweine und normalwüchsige Schweine werden auch gar nicht mehr so selten wie eine Katze oder ein Hund im Haus gehalten, wobei der Kontakt zum Menschen – und sei er noch so nahe – den zur Rotte nicht ersetzen kann und diese Haltung daher nicht artgerecht ist.
Bildergalerie
Hausschwein – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Weiterführend
Für Informationen zu Hausschwein, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema
Quellen
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Hausschwein"
- Mecklenburg, Jens: Das andere Schweinebuch, Cadmos Verlag, Schwarzenbek, 2011