Trinkwasserkraftwerk Mittersill
Das Trinkwasserkraftwerk Mittersill versorgt die Oberpinzgauer Stadt Mittersill mit Trinkwasser.
Über das Trinkwasserkraftwerk
Nach 13 Jahren Vorlaufzeit hat Mittersill Anfang Dezember 2021 sein Trinkwasserkraftwerk eröffnet und will in Zukunft Strom in Form von Wasserstoff speichern.
Rund 60 Jahre lang schoss das Trinkwasser der Gemeinde Mittersill aus bis zu 1 700 Meter Seehöhe in den rund 900 Meter tiefer gelegenen Ort, ohne dass man diese Energie genutzt hätte. 2021 hat die Gemeinde ihr eigenes Trinkwasserkraftwerk eröffnet. In die Leitungen wurden zwei Turbinen eingebaut. Mit dem erzeugten Strom kann die Gemeinde alle ihre Einrichtungen vom Rathaus über Kindergärten, Schulen und Seniorenhaus bis zur Straßenbeleuchtung versorgen.
Die Pläne reichen bis ins Jahr 2008 zurück, als die Gemeinde den Start der Planungsarbeiten für die Anlage beschloss. Auslöser war, dass die Quellfassungen und die Leitungen 40 Jahre auf dem Buckel hatten und erneuert werden mussten. Diese Gelegenheit wollte man nutzen und die Erneuerung mit dem Einbau von Turbinen kombinieren. Aber es stellten sich zahlreiche Probleme in den Weg: "Schwierige geologische Verhältnisse, der Gewässerschutz, eine Reihe von Grundbesitzern und Dienstbarkeiten, die für eine energiewirtschaftliche Nutzung nicht galten. 2015 gab die Gemeinde das Projekt auf, weil es sich nicht mehr rentiert habe. Mit besseren Förderungen und einem steigenden Strompreis griff man es 2020 wieder auf.
Derzeit wird der erzeugte Strom ins Netz eingespeist. Das werden rund 1,5 Millionen Kilowattstunden sein, womit man aktuell etwa 130.000 Euro erlösen würde. Der Verbrauch der Stadtgemeinde liegt bei 1,3 Millionen. Kilowattstunden. "Rechnerisch sind wir damit Selbstversorger", sagt Bürgermeister Wolfgang Viertler. "Wir haben auch noch Photovoltaikanlagen, die pro Jahr im Schnitt 200 000 Kilowattstunden bringen." Auch die Wärme ist ein regionales Produkt. Sie kommt vom Biomassewerk, das rund 450 Objekte im Stadtzentrum beliefert, darunter auch jene der Gemeinde.
Mit einem guten Ökostromtarif war die Einspeisung bisher günstiger für die Gemeinde. Aber angesichts der stark gestiegenen Strompreise überlegt man jetzt, den Strom selbst zu nutzen. "Das Ziel ist die Errichtung einer Energiegemeinschaft in Mittersill", sagt der Bürgermeister. Diese Möglichkeit bietet das Gesetz seit Kurzem. Der Hintergrund ist, dass die Stromerzeugung bei erneuerbaren Quellen wie Wasser und Sonne stark schwankt. So kann eine Photovoltaikanlage, wenn im Sommer die Sonne brennt, mehr Strom liefern, als man verbrauchen und in den Batterien speichern kann. Bisher musste der Überschuss ins Netz gespeist werden. Nun können sich mehrere Verbraucher zu einer Energiegemeinschaft zusammenschließen. Man kann Strom austauschen. Viertler sagt, in Mittersill gebe es fünf oder sechs private Wasserkraftwerke im Felbertal, die als Partner infrage kämen. Später könnte man die Gemeinschaft auf andere Gemeinden erweitern und so den vor Ort erzeugten Strom vor Ort verbrauchen.
Völlig autark wäre man, wenn man die Möglichkeit hätte, beliebig viel Strom in der Form von Wasserstoff zu speichern. Mit einem Inselnetz wäre man auch gegen einen Blackout gewappnet, so Viertler. Mittersill ist Kooperationspartner eines Forschungsprojektes zur Speicherung von Wasserstoff.
Quelle
- "Salzburger Nachrichten", 3. Dezember 2021