Zukunft des Winterfremdenverkehrs im 21. Jahrhunderts angesichts der schneearmen Winter
Dieser Artikel gibt eine Übersicht über Beiträge im SALZBURGWIKI, die über die Zukunft des Winterfremdenverkehrs im 21. Jahrhunderts angesichts der schneearmen Winter.
Einleitung
Klimaerwärmung, Schneekanonenlärm, der Winter 2011/2012 als einer der ersten wirklich schneearmen Winter, Beschneiungsanlagen, Speicherteiche, Wer bezahlt den Schnee? wurde im Dezember 2015 die Salzburger Seilbahnwirtschaft gefragt?
Das Netzwerk Winter bemüht sich Lehrern und Professoren Schülerskikurse wieder schmackhafter zu machen. Mit dem Motto "drei Tage verändern dein Leben" sollen im Winter 2015/16 rund 300 Kinder in Gratis-Skikurses die Freude am Skifahren entdecken. Und dies in einem Winter, in dem es bis 24. Dezember 2015 noch nie wirklich geschneit hat und man im Skicircus Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn 51 Euro für die Tageskarte bezahlen muss ("Klar ist das viel Geld. Aber es wird nichts billiger im Leben. Auch nicht das Skifahren." Tourismusdirektor von Saalbach-Hinterglemm, Wolfgang Breitfuß).
Der Rückzug des Naturschnees und die hohen Kosten des Kunstschnees, in Folge nur schmale Pistenbänder, bringen neue Probleme mit sich. Der Trend zum Tourengehen ist unaufhaltsam und brachte im Winter 2015/16 mit dem Anbringen von Schildern "Tourengeher verboten" einen neuen Höhepunkt in der Auseinandersetzung mit den Pistenerhaltern.
Wie sicher ist Skifahren, eine weitere Frage, die sich immer mehr Menschen stellen. Die Naturfreunde Österreich appellierten kurz vor Weihnachten 2015: Schneemangel birgt hohes Verletzungsrisiko - Risikobewusstes Verhalten auf Pisten unbedingt erforderlich[1].
Alles in allem also waren die ersten 15 Jahren des 21. Jahrhunderts eine Zeit des Umbruchs im Winterfremdenverkehr.
Forum "Zukunft des Wintertourismus"
Zukunftsperspektiven für den Wintertourismus - Alternativszenarien für alpine und nichtalpine Destinationen: Experten diskutierten Ende Oktober 2015 in der MC Fachhochschule Krems Alternativszenarien und Produktinnovationen für Destinationen, Beherbergungsbetriebe und Bergbahnen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.
Nach Impulsreferaten von Dr. Markus Gratzer (Österreichische Hoteliervereinigung), Dr. Bernhard Kletter, (Meteorologe, ehem. ORF Wetterredaktion), Ing. Markus Comploj (Bergbahnen Brandnertal) und Mag. Markus Redl (Nö Bergbahnen) diskutierten Dr. Franz Hartl (Österreichische Hotel und Tourismusbank), Mag. Bernhard Schröder (Donau Tourismus) und Cornelia Haas (JUFA Hotels) die Auswirkungen des Klimawandels für die Zukunft des Wintertourismus, die Anforderungen der Gäste an Winterangebote und die Entwicklung neuer Ganzjahresangebote.
Es wird kälter
Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich, erklärte in einer Pressekonferenz am 26. November 2015 in Wien, es wird wieder kälter. Die Auswertung von Klima- und Schneemessreihen zeigt, dass die Winter auf Österreichs Bergen, wenn man die letzten 45 Jahre betrachtet zwischen 1970/71 und 2014/15, keine nachhaltige Temperaturveränderung erfahren haben.
Der Tiroler Skitourismus-Forscher Günther Aigner wertete dafür die amtlichen Temperatur-Messreihen an zehn österreichischen Bergstationen aus. Die Zahlen der Einrichtungen der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) zeigen – exemplarisch etwa auf der Schmittenhöhe in Zell am See oder am Galzig am Arlberg – klare Ergebnisse. "Auf der Basis dieser Messreihen kann bewiesen werden, dass die Winter auf Österreichs Bergen in den letzten 30 Jahren kälter geworden sind", so Aigner.
So liegen die Wintertemperaturen zum Beispiel auf der Schmittenhöhe bei Zell am See (1 954 m ü. A.) seit 1970/71 ohne nachhaltige Veränderung bei minus 4,4 Grad Celsius. Betrachtet man die letzten 30 Jahre, so sind die Wintertemperaturen um 1,3 Grad Celsius gesunken, und zwar von minus 3,5 auf minus 4,8 Grad Celsius. Auch am Arlberger Skiberg Galzig (2 090 m ü. A.) sind die Wintertemperaturen seit 1970/71 ohne nachhaltige Veränderung, und zwar bei minus 5,3 Grad Celsius. Betrachtet man die letzten 30 Jahre, so sind die Wintertemperaturen um 1,4 Grad Celsius gesunken, und zwar von minus 4,2 auf minus 5,6 Grad Celsius.
Ähnliches gilt für die meisten Schneemessreihen, bei denen der gleitende Durchschnitt um das arithmetische Mittel pendelt. Interessant ist dabei etwa das Beispiel Pillerseetal. "Diese Schneemessreihe mittelt die Stationen Hochfilzen, Fieberbrunn, Waidring und St. Ulrich, die auf einer mittleren Seehöhe von 864 Metern liegen. Selbst auf dieser vergleichsweise geringen Seehöhe konnte in den vergangenen 30 Jahren weder eine Verringerung der Schneemengen, noch eine Verkürzung der Wintersaison beobachtet werden", so Aigner.
Zu denselben Ergebnissen kommt auch Mag. Christian Zenkl, selbständiger Meteorologe in Innsbruck und Mitglied der Plattform "Zukunft Skisport": "Tatsache ist, dass im beobachteten Zeitraum die Winter in den Bergen der Ostalpen trotz globaler Erwärmung um knapp ein Grad kälter geworden sind!" Die beobachtete winterliche Abkühlung in den Bergen ist seit nunmehr gut 30 Jahren eine interessante Singularität. Dieser Trend steht in keinem Widerspruch zur globalen Erwärmung, welche weder in Frage gestellt noch diskutiert wird.
Nach einer markanten Erwärmung in den 1980er-Jahren sind die Temperaturen über den alpinen Winter wieder auf das Ausgangsniveau gesunken. "Daraus kann kein Trend für die Zukunft abgeleitet werden. Die Ursache liegt in der Häufigkeitsverteilung der Großwetterlagen. Diese haben zeitlich und regional einen dominanten Einfluss auf das Wetter und Klima und können eine allgemeine globale Erwärmung zumindest über Jahrzehnte deutlich überlagern", so Zenkl, der betont: "Die Wissenschaft weiß nicht wirklich, warum sich Häufigkeitsverteilungen von Großwetterlagen ändern, weder für die Vergangenheit, noch für die Zukunft!"
Wintertourismus wird auch künftig der stärkste Wirtschaftspfeiler des Landes bleiben