Klimaerwärmung
Die Klimaerwärmung ist ein in den 2000er-Jahren sehr gerne in den Mund genommenes Schlagwort. Gibt es aber, bezogen auf die Salzburger Bergwelt, tatsächlich eine Klimaerwärmung oder handelt es sich lediglich um natürlich vorkommenden Schwankungen in den Temperaturen? Dieser Artikel geht der Klimaaerwärmung im Salzburger Land nach.
Geschichte
Wissenschaftlich belegt sind bereits mehrere Klimaschwankungsperioden in Mitteleuropa. So weiß man heute, dass in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges es zu einem Absinken der Temperatur kam, was europaweite Hungersnöte nach sich zog. Gleiches geschah auch um 1816/1818, als das Erzbistum Salzburg Kronland Salzburg von Österreich wurde und erstmals das Weihnachtslied Stille Nacht! Heilige Nacht! erklang, worauf die wenig bekannte fünfte Strophe des Liedes Bezug nimmt.
Die Debatte, ob es eine neuerliche Klimaerwärmung gibt oder nicht, kam vor allem im Zusammenhang mit dem Winterfremdenverkehr auf. Dieser ist naturgemäß auf Schnee angewiesen, der ab etwa 2000 immer später kam und sich gleichzeitig die Schneefallgrenze immer weiter nach oben verschob.
Begriffsklärung
Als Klima bezeichnet man die Gesamtheit aller meteorologischen Vorgänge, die für den durchschnittlichen Zustand der Erdatmosphäre an einem Ort verantwortlich sind. Also alle an einem Ort möglichen Wetterzustände, einschließlich ihrer typischen Aufeinanderfolge sowie ihrer tages- und jahreszeitlichen Schwankungen[1].
Wetter hingegen bezeichnet man meteorologischen Vorgänge, die von wenigen Stunden bis ein paar Wochen anhalten können.
Auswirkungen in Salzburg auf den Winterfremdenverkehr
Schon in den Jahren vor dem Winter 2011/2012 hatte die Salzburger Seilbahnwirtschaft gigantischen Summen für Investitionen getätigt, die sich niemals über die Liftkartenpreise verdienen lassen[2].
Der Klimafolgen-Forscher Robert Steiger am Institut für Geografie der Universität Innsbruck hatte untersucht, welche Änderungen sich ergeben, wenn es bei dem Tempo der derzeitigen Klimaerwärmung bleibt[3].
Grundsätzlich kommt er zum Ergebnis, dass nur mit verstärktem, massiven Einsatz von Beschneiungsanlagen die Zukunft von Wintersportorten gesichert sein kann. Damit wird Skifahren immer teurer werden, bei gleichzeitig vorprogrammierten Konflikten der Seilbahnwirtschaft mit Umweltschutz (siehe dazu Projekt Hochsonnberg, Projekt Stollenbahn Schareck, Tauernmoosbahn). Steigt die durchschnittliche Temperatur in den Alpen um ein Grad, bedeutet dies für das Land Salzburg, dass von derzeit (2011) 39 schneesicheren Gebieten im Bundesland ohne Beschneiung auf 31 abnehmen würde. Betrüge der Temperaturanstieg vier Grad, blieben nur mehr zwei schneesichere Gebiete in Salzburg übrig.
Schneesicher gilt ein Gebiet, wenn an mindestens 100 Tagen im Winter in mittleren Höhen der Skibetrieb gewährleistet ist.
Besonders betroffen in Salzburg wären von einer rapiden Klimaerwärmung die Skigebiete Gaißau-Hintersee oder das Rossfeld im grenznahen Berchtesgadener Land.
Robert Steiger führte weiters aus, dass unter der Annahme, dass mit einer zukünftigen Technologie beliebig viel Schnee produziert werden kann, also ohne technische Einschränkungen, müsste im österreichischen Durchschnitt bei einer Temperatur von +2°C doppelt so viel Schnee wie 2011 produziert werden. Damit direkt hängen Energiekosten und Wasserrescourcen zusammen.
Steiger riet in seinen Ausführungen den betroffenen Gebieten, die Abhängigkeit vom Wintersport kontinuierlich zu verringern. Das bedeutet, bei ihren zukünftigen Investitionsentscheidungen den Klimawandel zu berücksichtigen, da im Skitourismus gebundenes Kapital nicht mehr in alternative, nachhaltigige Fremdenverkehrsformen investiert werden kann, so Steiger. Aus diesen Empfehlungen ließe sich folgern, dass Eingriffe in Naturschutzgebiete (Projekt Hochsonnberg) oder im hochalpinen Gelände (Tauernmoosbahn) genau das Gegenteil bewirken könnten, als es aus heutiger Sicht (2011) geplant ist: intakte Umweltbereiche werden zunächst für Infrastruktur für Seilbahnanlagen und Pisten geopfert, die in einigen Jahren als Wander- und Ausflugsgebiete, nicht nur sommers, sondern auch winters dringend benötigt werden könnten.
Daten und Fakten
- Wasser
Im gesamten Ostalpenraum würden für rund 24 000 Hektar Skipisten rund 95 Mio. Kubikmeter, überwiegend Trinkwasser, pro Jahr für künstliche Beschneiung benötigt werden. Diese Menge entspricht dem Jahreswasserverbrauch einer Stadt von der Größe Wiens (konkret für 1,5 Millionen Menschen, Wien hat 2011 rund 1,7 Mill. Einwohner)[4].
- Energie
Die für die künstliche Schneeerzeugung notwendige Energie produziert CO2, das für den Klimawandel weiteren Vorschub leistet. Die internationale Alpenschutzkommission beziffert den Strombedarf mit 600 GWh, was einem Jahresverbrauch von 130 000 Vier-Personen-Haushalten entspricht (Stand 2011).
- Lärm
Damit die Skigäste die Ruhe der Bergwelt genießen können, sind Beschneiungsanlagen in der Nacht eingeschalten. Dies stört aber Wildtiere, ihre gewohnten Futterplätze aufzusuchen. Bewohner entlang von beschneiten und präparierten Skipisten müssen mit nächtlichem Lärm leben (siehe Artikel Schneekanonenlärm).
- Dichte des Kunstschnees
Da der Kunstschnee wesentlich dichter ist (und daher länger auf der Piste liegen bleibt), gibt es negative Auswirkungen für die Pflanzenwelt. Vernarbungen können die Folge sein.
- Zusatzstoffe
Wenn die Temperatur zur Kunstschneeerzeugung nicht optimal ist, werden dem Wasser Dünger und Bakterien beigemischt. Welche Auswirkungen diese Beimengungen auf die Umwelt in den Alpen haben, ist derzeit (2011) noch nicht erforscht.
Quelle
- "Salzburger Fenster", 30. November 2011
Einzelnachweis
- ↑ Zitat Wikipedia "Klima"
- ↑ O-Ton eines Mitarbeiters in der Salzburger Seilbahnwirtschaft in einem Beitrag in den Salzburger Nachrichten im November 2011
- ↑ Quelle Salzburger Fenster, 30. November 2011
- ↑ Erkenntnis des Hochgebirgsinstituts der Universität von Savoyen, Frankreich, 2011