Pistensperre
Pistensperren nach Betriebsende von Aufstiegshilfen dienen zur Sicherheit.
Allgemeines
Pistenpräparierungsfahrzeuge werden mittels Stahlseilen an steilen Hanglagen gesichert. Daher werden nach dem täglichen Betriebsende von Liften die Pisten für Skifahrer und Fußgänger aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Leider wird dieses Verbot immer wieder missachtet, was auch bereits zu Todesopfern führte. Am 13. Februar 2010 missachtete ein 32-jähriger Snowboarder aus St. Johann im Pongau die Pistensperre und kam gegen 22 Uhr unter eine Pistenraumpe; er war sofort tot. Im März 2010 fuhren trotz Pistensperre und Warnsignal einige Männer in die Abfahrt "Flying Mozart" in Wagrain ein. Ein 50jähriger Wagrainer starb nach einer einer Kollision mit einem Stahlseil, das bei Seilwindepräparierungen verwendet wird.
2020
Großarl: Nachtschwärmer missachten Pistensperre - Seilbahnchef geht
Nach einem Beinaheunfall gab ein Pistenraupenfahrer seinen Job auf, auch einer der Seilbahnchefs und der Gemeindearzt warfen das Handtuch.
50 Zentimeter Neuschnee und schlechte Sicht herrschten kurz nach Weihnachten 2019 in Großarl, als ein Pistenraupenfahrer im Skigebiet den Funpark präparierte. Beim Blick in den Rückspiegel sah der Einheimische einen scheinbar leblosen Körper in seiner frisch gewalzten Spur liegen. Josef Gruber, der kaufmännische Geschäftsführer der örtlichen Bergbahnen, schildert die dramatische Situation, in der sich der Pistenraupenfahrer befand: "Er war wie angewurzelt, er hat geglaubt, er hat einen Menschen überfahren." Glücklicherweise war der Raupenfahrer nur dicht an dem Mann vorbeigefahren. "Ein stark alkoholisierter Skifahrer hat auf der Piste geschlafen", sagt Gruber. Tragisch: Der betroffene Mitarbeiter müsse wohl seinen Job aufgeben: "Jedes Mal, wenn er rückwärts über einen Eisbrocken fährt, glaubt er, er hat jemanden überfahren."
Der Beinaheunfall habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Der technische Geschäftsführer Siegfried Plöbst hatte Anfang Februar 2020 gekündigt. Er wolle die häufige Missachtung der Pistensperre nicht länger auf sich nehmen. Das sei auch eine Frage der Haftung.
Der praktische Arzt Ernst Toferer findet drastische Worte: "Die Situation ist untragbar, es gibt fast wöchentlich Verletzte, weil schwerst Angetrunkene in der Nacht über die Piste abfahren." Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es Schwerverletzte oder Tote gebe. Toferer müsste als Sprengelarzt zur Leichenschau ausrücken. Daher wandte sich der Arzt an die Gemeinde: Die Politik solle eine strengere Pistensperre verordnen. Weil bisher noch nichts passiert sei, hat Toferer seine Funktionen als Sprengelarzt und ehrenamtlicher Feuerwehr- und Bergrettungsarzt zurückgelegt.
Laut Bergbahnen-Geschäftsführer Josef Gruber kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen: "Wir haben drei Pistenraupen mit Seilwinden, da hatten wir heuer schon mehrere Seilkontakte. Gott sei Dank sind alle glimpflich ausgegangen." In Kärnten habe es kürzlich einen Toten gegeben. Man habe die Pflicht, Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz anzubieten.
Veronika Scheffer, die Branchensprecherin der Salzburger Seilbahnen, kennt als Geschäftsführerin der Zauchensee-Lifte diese Probleme. Die Gemeinden können seit 2005 eine Pistensperre verordnen, "aber die ist ein zahnloser Tiger", sagt Scheffer. Die Gemeinde könne die Sperre nämlich nicht exekutieren. Warum bestehen die Bergbahnen auf Pistensperren? Das hänge mit der Schneequalität zusammen. Die Präparierung müsse in der ersten Nachthälfte abgeschlossen sein: "Danach braucht die Piste ihre Ruhe, sie muss sich setzen und durchfrieren." In Zauchensee gibt es übrigens für Grundbesitzer und Hüttenwirte Ausnahmen. Sie melden sich telefonisch beim Pistenraupenfahrer, wenn sie abfahren wollen.
In Flachau tritt die Pistensperre um 17 Uhr in Kraft, bis 18 Uhr sei ein Rettungsdienst im Einsatz, der Nachzügler einsammle und von Gemeinde, Tourismusverband und Hüttenwirten bezahlt werde. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht.
Quellen
- SALZBURGWIKI-Einträge
- Salzburger Nachrichten vom 7. Februar 2020 sowie 2. Artikel am selben Tag