Schlenkern
Schlenkern nannte man früher das Wechseln der Dienstboten von einem Hof zum anderen.
Geschichte
Der 2. Februar, der Maria-Lichtmess-Tag, war ein entscheidender Tag im ländlichen Arbeitsjahr. Hier begann und endete das Arbeitsjahr. Zu diesem Termin wurde der Jahreslohn ausbezahlt, der "Arbeitsvertrag" per Handschlag verlängert oder der Arbeitsplatz gewechselt. Neben dem Jahreslohn, der aus Geld- oder Naturallohn bestand, bekamen die Diestboten ihr Dienstbüchlein ausgehändigt. Es war ein wichtiges Dokument für den Besitzer. Alle Dienstorte sowie das Verhalten und die Leistungen der Magd oder des Knechts waren darin festgehalten. Wurde der Dienstplatz gewechselt, dann war vom "Schlenkern" die Rede. Der Schlenkertag war der Tag um Lichtmess. Häufig war es der 3. Februar, der "Blasiustag", an dem die Dienstboten mit ihrem Hab und Gut zum nächsten Arbeitsplatz übersiedelten. Dieses bestand aus den Kleidern, die sie am Leib trugen und aus einer Kiste in dem ihr ganzer Besitz seinen Platz fand. So wurde der 3. Februar auch "Truhentag" oder "Kastentag" genannt, weil das Übersiedlungsgut der Dienstboten zum neuen Dienstplatz gebracht wurde. Am 4. Februar konnten die Dienstboten den "Jahresurlaub" genießen. Am 5. Februar begann in der Regel nämlich das neue Arbeitsjahr.
Dienstboten wurden bereits im Spätherbst abgeworben oder begannen selbst, sich um eine neue Arbeitsstelle umzuschauen. Arbeitssuchende Knechte trugen dabei oftmals als Zeichen ihren Löffel am Hut oder an der Jacke.
Aber nicht immer war es ein normaler Wechsel eines Arbeitsplatzes. Es kam vor, dass die Dienstboten unfreiwillig vom Hof weichen mussten ohne zu wissen, wo es nun hingehen würde. Auf diese Weise hat sich rund um den Lichtmess- und Blasiustag auch so manche menschliche Tragödie abgespielt. Entließ der Bauer seine Dienstleute vor dem Winter, stürzte er sie damit in die Armut, da es sehr schwer war während des Jahres einen neuen Dienstplatz zu finden. Verließ jemand während der Erntezeit seinen Dienstposten galt dies als grobe Verfehlung und er bekam kaum mehr eine neue Stelle.
Brauch heute
Die Blasius-Schlenkerfahrt ist zu einem schönen Brauch im Großarltal geworden. Seit 1995 findet sie alljährlich zur Erinnerung an die Bediensteten, die Knechte, Mägde und Fuhrleute früherer Tage statt. Es kommt zur Aufstellung der Pferdegespanne beim Talwirt in Hüttschlag. Eine halbe Stunde später folgt die Abfahrt, die die Teilnehmer nach Hüttschlag und weiter nach Großarl führt. Zum Ausklang gibt es den "Rosser-Hoagascht" im Hotel "Alte Post" mit Musik und Unterhaltungsprogramm.
2015 wurden 20 Jahre Schlenkerfahrt von Großarls Tourismusdirektor Thomas Wirnsperger so zusammengefasst: "Unterm Strich nahmen rund 700 Gespanne daran teil, 1 400 Pferde, 5 600 Hufeisen, 10 500 gefahrene Kilometer und sicher mehrere tausend Liter Tee." [1]
Quellen
- "Salzburger Nachrichten" vom 25. Jänner 2011
- Salzburger Woche, Ausgabe Pongauer Nachrichten, 27. Jänner 2011 - 16. Blasius-Schlenkerfahrt
- "Rupertusblatt" vom 6. Februar 2011
Einzelnachweis
- ↑ Salzburger Woche, Ausgabe Pongauer Nachrichten, 4./5. Februar 2015 - Dienstbotenwechsel