Trümmerfrauen
Die Salzburger Trümmerfrauen im und nach dem Zweiten Weltkrieg bargen mit bloßen Händen Habseligkeiten aus den Hausruinen und reparierten Wohnungen.
Einleitung
Nachdem Anfang Mai 1945 der Krieg zu Ende gegangen war, blickte die Stadt Salzburg auf 15 Luftangriffe zurück, in deren Verlauf 2 000 Tonnen Bomben abgeworfen worden waren. Sie töteten 547 Menschen, zerstörten oder beschädigten schwer 46 Prozent der Gebäude in der Stadt und machten 14 000 Menschen obdachlos.
Die Tagesration an Lebensmitteln betrug im Juni 1945 lediglich 955 Kalorien und erst Ende 1947 erhielt man 1 700 Kalorien täglich. Die Schuljugend schwärmte im Juli 1945 in die Wälder zum Holzsammeln aus, um zu Hause die Herde befeuern zu können.
66 000 Flüchtlinge erhöhten die Zahl der Einwohner der Stadt kurzfristig auf 143 000. Aber aus Meldungen des amerikanischen Geheimdienstes geht hervor, dass es in der Stadt selbst ruhig war und alles seinen geordneten Weg nahm.
Die Trümmerfrauen
Mit 15. Oktober 1944 begannen die Bombenangriffe auf die Stadt Salzburg. Die Männer waren im Krieg, die Last in der Heimat trugen die Frauen. Der erste Angriff traf das Bahnhofsviertel und Itzling, wo nur mehr Trümmerfelder übrig blieben. Auch das Kaiviertel, Lehen und Gnigl wurden schwer getroffen. Tausende standen vor den Ruinen ihrer Häuser.
Es war die Stunde der Trümmerfrauen. Sie wühlten mit bloßen Händen im Schutt nach Habseligkeitn und noch brauchbaren Ziegeln mit denen sie in Hauswänden Löcher stopften. Mit geborgenen Brettern vernagelten sie kaputte Fenster und machten beschädigte Wohnungen wieder bewohnbar. Noch vor Kriegsende mussten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter des Nazi-Regimes die Schuttberge wegschaufeln.
Doch nicht nur mit Aufräum- und Reparturarbeiten waren die Trümmerfrauen beschäftigt. Sie betreuten Kinder und alte Menschen, denen sie mit den wenigen vorhandenen Lebensmitteln eine Essen zubereiteten. Bei Fliegeralarm rannten sie mit Kindern und Notgepäck in die Luftschutzstollen. Bei Brennholzausgaben standen sie in langen Schlangen an, stets ihr Leiterwagerl dabei habend und waren natürlich in Sorge um Ehemann und Kinder, die an den Fronten kämpften. Vielen Frauen waren damals froh, wenn sie keine Post erhielten. Denn diese enthielt nur zu oft die Nachricht, dass der Mann, Vater oder Sohn "für Führer, Volk und Reich" gefallen sei. Traf dann doch eine solche Nachricht ein, dann verlangte das Regime "stolze Trauer".
Während man in vielen deutschen Städten den Trümmerfrauen ein Denkmal setzte, fehlt ein solches in der Stadt Salzburg.
Quelle
- Dahoam, Ausgabe 4/2015, ein Beitrag von Clemens M. Hutter