Kaiviertel

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Kartenausschnitt Salzburger Altstadt
Ausschnitt aus der Luftbildaufnahme der Altstadt der Stadt Salzburg mit der Festung Hohensalzburg und rechts der Salzach das Schloss Mirabell. Der Ausschnitt zeigt mit gelben Punkten umrandet das Kaiviertel.
Der südöstliche Teil des Kaiviertels.
Der nordwestliche Teil des Kaiviertels und Domherrenhäuser (links).
Salzburger Landesgerichtsgebäude, im Bild links das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, in der Mitte der Kapuzinerberg rechts im Hintergrund der Gaisberg
Blick vom Nonnberg auf das Kaiviertel: im Bildmittelpunkt ist die Kajetanerkirche zu sehen, um die herum sich das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder befindet; recht Bauarbeiten zur Errichtung der Parkgarage der Barmherzigen Brüder.
Blick auf den Rudolfskai an der Salzach im Kaiviertel.
Blick vom Kapuzinerberg auf das Kaiviertel und die Festung Hohensalzburg. Aufnahme 1895.
1950: Mit der Swissair Douglas C-47 B-5-DK DC-3 Freighter, HB-IRX über der Stadt Salzburg. Ausschnitt Kaiviertel mit Bombenschäden. Im rechten unteren Bildteil entstand anstelle des dort sichtbaren Kreuzes der Papagenoplatz. Links unten der Chiemseehof.

Das Kaiviertel ist der südöstliche Teil der am linken Salzachufer gelegenen Salzburger Altstadt.

Ausdehnung

Das Kaiviertel umfasst das Gebiet vom ehemaligen Michaelstor am Ostende des Mozartplatzes nach Süden dem Verlauf der Kaigasse folgend zum Festungsberg, dort nach Osten beiderseits der Kaigasse bis zum Kajetanerplatz, im Norden begrenzt durch den Rudolfskai an der Salzach. Im Osten bildet die Nonntaler Hauptstraße hin zum Rudolfsplatz die Grenze. Innerhalb des Kaiviertels bildete die alte Stadtmauer eine heute nicht mehr erkennbare Grenzlinie, die es im zeitlichem Zusammenhang ermöglicht, zwischen dem historischen Kaiviertel aus Mittelalter und Neuzeit, sowie der Erweiterung des Kaiviertel im späten 19. Jahrhundert zu unterscheiden. Das historische Kaiviertel war jedenfalls kleiner als heute.

Name

Der uralte Name "Kai" bedeutet "Uferschutzdamm". Das Kaiviertel ist das Viertel am Uferschutzdamm der Salzach. Dieser Damm kann gemauert oder mit Flechtwerk gesichert worden sein. Das Wort ist ursprünglich keltischen Ursprungs und bedeutete auch "Zaun" oder Hecke, es ist mit dem alten Wort "Hag" verwandt. Damit die Salzach nicht die Ufer auswaschen konnte, hatte man diese wischen eingeschlagenen Holzpfosten mit einem starken Weidenruten-Flechtwerk versehen, das man "Gehag" oder "Gehai" nannte. Das Wort Kai kam in der frühen Neuzeit aus dem norddeutsch-niederländischen Raum zu uns, als zunehmend wohl Uferschutzbauten nach dem dortigen Vorbild errichtet wurden.

Geschichte

Bereits zur Römerzeit, als Salzburg noch Iuvavum hieß, war das Kaiviertel von Bedeutung, da sich an der heutigen Kaigasse ein imposanter Tempelbau zu Ehren des Gottes der Heilkunst, Asklepios (etwa im Gebiet des Hotels Kasererbräu) befunden hatte. Unter Erzbischof Konrad I. (11061147) entstanden im Kaiviertel Flächen für Landwirtschaft, die zur Deckung des Eigenbedarfs für das Stift St. Peter dienten.

Unter Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (12001246) entwickelte sich dieses Viertel zu einer Art geistlichen Gesandtschaftsviertel am Kai. Die Eigenbistümer Gurk (Gurkerhof), Chiemsee, Seckau (Seckauer Hof) und Lavant erwarben oder bekamen vom Erzbischof Hausbesitz. Die Bischöfe von Chiemsee residierten im Chiemseehof, der heute Sitz der Salzburger Landesregierung ist.

Das Kaiviertel entwickelte sich entlang der einstigen Hauptstraße, die vom Domplatz durch die Kaigasse über den Kajetanerplatz, das Erentrudistor (später Kajetanertor) führte. Auf direktem Wege konnte man vom heutigen Mozartplatz durch die enge Pfeifergasse dorthin gelangen. Vom Kajetanerplatz führte diese alte Hauptstraße durch die heutige Nonntaler Hauptstraße weiter nach Hallein sowie nach Berchtesgaden. In Richtung Hallein verliefen bis zum Lustschloss Hellbrunn auch sogenannte Fürstenwege.

In der Gründerzeit, nachdem der Rudolfskai durch die Salzachregulierung errichtet worden war, entwickelte sich der bisher außerhalb der alten Stadtmauern gelegene, neuere Teil mit Sebastian-Stief-Gasse, Basteigasse und Landhausgasse.

1905 zeigte das Kino in Räumen im Kasererbräuhaus des heutigen Hotels Kasererbräu erstmals "laufende Bilder". 1910 war darin das Lifkas Grand Théâtre électrique Salzburg, aus dem nach dem Ersten Weltkrieg das Mozartkino wurde. Bei der vorübergehenden Schließung im Jahr 2013 war es darauf das älteste noch bestehende Kino in der Stadt Salzburg.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Viertel bei Bombenangriffen schwer getroffen.

Mit der Errichtung von Fahrverbotsschildern und danach im Jahr 2010 zur besseren Überwachung derselben von Pollern wurde der Verkehr immer weiter zurückgedrängt, die Kaigasse in nunmehr nahezu verkehrsfrei.

Seit vielen Jahren zieht das alljährlich stattfindende Kaiviertelfest Tausende Besucher an.

Gassen

alphabetisch geordnet

Basteigasse

Hauptartikel Basteigasse

Eine kurze Gasse außerhalb der alten Stadtmauer, eine von der Sebastian-Stief-Gasse abzweigende Gasse zum Rudolfskai führend.

Herrengasse (gehört im Westteil zum Kaiviertel)

Hauptartikel Herrengasse

Diese kleine Gasse führt von der Kaigasse abzweigend etwas erhöht am Fuße vom Festungsberg geradewegs zur Bierjodlgasse und hinab zum Kapitelplatz. Früher wohnten dort vorwiegend Domherren; daher auch der Name.

Kaigasse

Hauptartikel Kaigasse

Die Kaigasse war die wichtigste Straße des Viertels, an der auch die Höfe der Domherren standen.

Krotachgasse

Hauptartikel Krotachgasse

Diese kurze Gasse führt von der Kaigasse zur Chiemseegasse und ist der Zugang zu den drei Domherrenhöfen von Salzburger Domherren, die sich jährlich mindestens drei Monate in der Stadt Salzburg aufhalten mussten dazu entsprechende Häuser benötigten.

Landhausgasse

Hauptartikel Landhausgasse

Sie ist nur kurz und verbindet Basteigasse und Rudolfskai miteinander.

Pfeifergasse

Hauptartikel Pfeifergasse

Sie führt vom Mozartplatz zum Kajetanerplatz und hat ihren Namen von der Frau eines Stadtpfeifers, die der Stadt große Stiftungen hinterlassen hatte.

Schanzlgasse

Hauptartikel: Schanzlgasse

Die Schanzlgasse führt vom Kajetanerplatz am Ende der Kaigasse (und des Kaiviertels) nach Nonntal.

Sebastian-Stief-Gasse

Hauptartikel: Sebastian-Stief-Gasse

Eine kurze Gasse vom Rudolfskai zur Kaigasse, benannt nach dem Maler Sebastian Stief.

Plätze

Dr.-Wilfried-Haslauer-Platz

Hauptartikel: Dr.-Wilfried-Haslauer-Platz

Der kleine Platz befindet sich etwa in der Mitte der Pfeifergasse. Zum Platz gelangt man auch über die Chiemseegasse oder die Krotachgasse. Der Platz wurde nach Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer senior benannt.

Kajetanerplatz

Hauptartikel Kajetanerplatz

Der Kajetanerplatz liegt im Osten des Kaiviertels. Er ist das Bindeglied zwischen Kaigasse und Schanzlgasse. An diesem Platz liegen die Kajetanerkirche und das Landesgerichtsgebäude.

Papagenoplatz

Hauptartikel Papagenoplatz

Der Papagenoplatz entstand durch schwere Bombentreffer 1944. Heute steht auf dem Platz der Papagenobrunnen, den 1960 die Salzburger Bildhauerin Hilde Heger geschaffen hat. Weiters befindet sich dort der Zirkelwirt, welcher 1647 erstmals erwähnt wird.

Bauten

Chiemseehof

Hauptartikel Chiemseehof

Im Chiemseehof, ehemals Sitz der Bischöfe von Chiemsee, ist heute der Sitz des Salzburger Landtags, der Salzburger Landesregierung und des Salzburger Landeshauptmanns, insgesamt der Gebietskörperschaft Land Salzburg.

Berchtesgadener Hof

Hauptartikel Berchtesgadener Hof Neubau

Der Berchtesgadener Hof, ehemals ein Wohnsitz der Fürstpröpste von Berchtesgaden, ist ein Amtsgebäude des Amtes der Salzburger Landesregierung.

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder

Hauptartikel Krankenhaus der Barmherzigen Brüder

Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, das aus einem Truppenspital im ehemaligen Theatinerkloster hervorgegangen ist, ist eine Standard-Krankenanstalt mit individuellem medizinischen Leistungsangebot.

Landesgerichtsgebäude

Hauptartikel Salzburger Landesgerichtsgebäude

Im Landesgerichtsgebäude hat das Landesgericht Salzburg seinen Sitz und Gerichtsstand. Das wuchtige, vieleckige Gebäude liegt an einem stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt mit mehreren Verkehrsachsen. Seine repräsentative Seite mit den Allegorien von "Gerechtigkeit", "Wahrheit" und "Weisheit" befindet sich am Kajetanerplatz.

Universität Salzburg (ehem. Gewerbeschule)

Hauptartikel: Gewerbeschule Salzburg

Heute ist die Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät an der Universität Salzburg in der ehemaligen Gewerbeschule untergebracht.

Persönlichkeiten mit Bezug zum Kaiviertel

Der Arzt, Alchemist, Mystiker und Philosoph Paracelsus hatte bei seinem ersten Aufenthalt in Salzburg 1524/1525 in Verbindung mit dem Rapplbad eine Praxis als Wundarzt im Haus Pfeifergasse 11.

Im heutige Amtsgebäude am Mozartplatz Nr. 8, das bereits zum Kaiviertel gehört, starb Constanze Nissen, die Witwe von Wolfgang Amadé Mozart.

Bilder-Weblink

Ansicht von Salzburg, um 1575. Unsigniertes Blatt. Kolorierter Kupferstich aus den "Civitates orbis terrarum" von Georg Braun und Franz Hogenberg, zugeschrieben dem Marcus Setznagel, Köln, um 1575 (vergleiche: linke Bildhälfte) das Bild

weiter Bilder

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Weblink

Quellen

Lehrerarbeitsgemeinschaft am Pädagogischen Institut Salzburg unter der Leitung von Josef Hübl: Heimatkunde Stadt Salzburg, Salzburger Druckerei, Ausgabe Mai 1974



Salzburger Stadtteile und Landschaftsräume in der Stadt Salzburg