Kaiviertel



Das Kaiviertel ist der südöstliche Teil der am linken Salzachufer gelegenen Salzburger Altstadt.
Ausdehnung
Das Kaiviertel umfasst das Gebiet vom ehemaligen Michaelstor am Ostende des Mozartplatzes nach Süden dem Verlauf der Kaigasse folgend zum Festungsberg, dort nach Osten beiderseits der Kaigasse bis zum Kajetanerplatz, im Norden begrenzt durch den Rudolfskai an der Salzach. Im Osten bildet die Nonntaler Hauptstraße hin zum Rudolfsplatz die Grenze. Innerhalb des Kaiviertels bildete die alte Stadtmauer eine heute nicht mehr erkennbare Grenzlinie, die es im zeitlichem Zusammenhang ermöglicht, zwischen dem historischen Kaiviertel aus Mittelalter und Neuzeit, sowie der Erweiterung des Kaiviertel im späten 19. Jahrhundert zu unterscheiden. Das historische Kaiviertel war jedenfalls kleiner als heute.
Name
Der uralte Name "Kai" bedeutet "Uferschutzdamm". Das Kaiviertel ist das Viertel am Uferschutzdamm der Salzach. Dieser Damm kann gemauert oder mit Flechtwerk gesichert worden sein. Das Wort ist ursprünglich keltischen Ursprungs und bedeutete auch "Zaun" oder Hecke, es ist mit dem alten Wort "Hag" verwandt. Damit die Salzach nicht die Ufer auswaschen konnte, hatte man diese wischen eingeschlagenen Holzpfosten mit einem starken Weidenruten-Flechtwerk versehen, das man "Gehag" oder "Gehai" nannte. Das Wort Kai kam in der frühen Neuzeit aus dem norddeutsch-niederländischen Raum zu uns, als zunehmend wohl Uferschutzbauten nach dem dortigen Vorbild errichtet wurden.
Geschichte
Bereits zur Römerzeit, als Salzburg noch Iuvavum hieß, war das Kaiviertel von Bedeutung, da sich an der heutigen Kaigasse ein imposanter Tempelbau zu Ehren des Gottes der Heilkunst, Asklepios (etwa im Gebiet des Hotels Kasererbräu) befunden hatte. Unter Erzbischof Konrad I. (1106–1147) entstanden im Kaiviertel Flächen für Landwirtschaft, die zur Deckung des Eigenbedarfs für das Stift St. Peter dienten.
Unter Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200–1246) entwickelte sich dieses Viertel zu einer Art geistlichen Gesandtschaftsviertel am Kai. Die Eigenbistümer Gurk (Gurkerhof), Chiemsee, Seckau (Seckauer Hof) und Lavant erwarben oder bekamen vom Erzbischof Hausbesitz. Die Bischöfe von Chiemsee residierten im Chiemseehof, der heute Sitz der Salzburger Landesregierung ist.
Das Kaiviertel entwickelte sich entlang der einstigen Hauptstraße, die vom Domplatz durch die Kaigasse über den Kajetanerplatz, das Erentrudistor (später Kajetanertor) führte. Auf direktem Wege konnte man vom heutigen Mozartplatz durch die enge Pfeifergasse dorthin gelangen. Vom Kajetanerplatz führte diese alte Hauptstraße durch die heutige Nonntaler Hauptstraße weiter nach Hallein sowie nach Berchtesgaden. In Richtung Hallein verliefen bis zum Lustschloss Hellbrunn auch sogenannte Fürstenwege.
In der Gründerzeit, nachdem der Rudolfskai durch die Salzachregulierung errichtet worden war, entwickelte sich der bisher außerhalb der alten Stadtmauern gelegene, neuere Teil mit Sebastian-Stief-Gasse, Basteigasse und Landhausgasse.
1905 zeigte das Kino in Räumen im Kasererbräuhaus des heutigen Hotels Kasererbräu erstmals "laufende Bilder". 1910 war darin das Lifkas Grand Théâtre électrique Salzburg, aus dem nach dem Ersten Weltkrieg das Mozartkino wurde. Bei der vorübergehenden Schließung im Jahr 2013 war es darauf das älteste noch bestehende Kino in der Stadt Salzburg.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Viertel bei Bombenangriffen schwer getroffen.
Mit der Errichtung von Fahrverbotsschildern und danach im Jahr 2010 zur besseren Überwachung derselben von Pollern wurde der Verkehr immer weiter zurückgedrängt, die Kaigasse in nunmehr nahezu verkehrsfrei.
Seit vielen Jahren zieht das alljährlich stattfindende Kaiviertelfest Tausende Besucher an.
Gassen
- alphabetisch geordnet
Basteigasse
- Hauptartikel Basteigasse
Eine kurze Gasse außerhalb der alten Stadtmauer, eine von der Sebastian-Stief-Gasse abzweigende Gasse zum Rudolfskai führend.
Herrengasse (gehört im Westteil zum Kaiviertel)
- Hauptartikel Herrengasse
Diese kleine Gasse führt von der Kaigasse abzweigend etwas erhöht am Fuße vom Festungsberg geradewegs zur Bierjodlgasse und hinab zum Kapitelplatz. Früher wohnten dort vorwiegend Domherren; daher auch der Name.
Kaigasse
- Hauptartikel Kaigasse
Die Kaigasse war die wichtigste Straße des Viertels, an der auch die Höfe der Domherren standen.
Krotachgasse
- Hauptartikel Krotachgasse
Diese kurze Gasse führt von der Kaigasse zur Chiemseegasse und ist der Zugang zu den drei Domherrenhöfen von Salzburger Domherren, die sich jährlich mindestens drei Monate in der Stadt Salzburg aufhalten mussten dazu entsprechende Häuser benötigten.
Landhausgasse
- Hauptartikel Landhausgasse
Sie ist nur kurz und verbindet Basteigasse und Rudolfskai miteinander.
Pfeifergasse
- Hauptartikel Pfeifergasse
Sie führt vom Mozartplatz zum Kajetanerplatz und hat ihren Namen von der Frau eines Stadtpfeifers, die der Stadt große Stiftungen hinterlassen hatte.
Schanzlgasse
- Hauptartikel: Schanzlgasse
Die Schanzlgasse führt vom Kajetanerplatz am Ende der Kaigasse (und des Kaiviertels) nach Nonntal.
Sebastian-Stief-Gasse
- Hauptartikel: Sebastian-Stief-Gasse
Eine kurze Gasse vom Rudolfskai zur Kaigasse, benannt nach dem Maler Sebastian Stief.
Plätze
Dr.-Wilfried-Haslauer-Platz
- Hauptartikel: Dr.-Wilfried-Haslauer-Platz
Der kleine Platz befindet sich etwa in der Mitte der Pfeifergasse. Zum Platz gelangt man auch über die Chiemseegasse oder die Krotachgasse. Der Platz wurde nach Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer senior benannt.
Kajetanerplatz
- Hauptartikel Kajetanerplatz
Der Kajetanerplatz liegt im Osten des Kaiviertels. Er ist das Bindeglied zwischen Kaigasse und Schanzlgasse. An diesem Platz liegen die Kajetanerkirche und das Landesgerichtsgebäude.
Papagenoplatz
- Hauptartikel Papagenoplatz
Der Papagenoplatz entstand durch schwere Bombentreffer 1944. Heute steht auf dem Platz der Papagenobrunnen, den 1960 die Salzburger Bildhauerin Hilde Heger geschaffen hat. Weiters befindet sich dort der Zirkelwirt, welcher 1647 erstmals erwähnt wird.
Bauten
Chiemseehof
- Hauptartikel Chiemseehof
Im Chiemseehof, ehemals Sitz der Bischöfe von Chiemsee, ist heute der Sitz des Salzburger Landtags, der Salzburger Landesregierung und des Salzburger Landeshauptmanns, insgesamt der Gebietskörperschaft Land Salzburg.
Berchtesgadener Hof
- Hauptartikel Berchtesgadener Hof Neubau
Der Berchtesgadener Hof, ehemals ein Wohnsitz der Fürstpröpste von Berchtesgaden, ist ein Amtsgebäude des Amtes der Salzburger Landesregierung.
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder
- Hauptartikel Krankenhaus der Barmherzigen Brüder
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, das aus einem Truppenspital im ehemaligen Theatinerkloster hervorgegangen ist, ist eine Standard-Krankenanstalt mit individuellem medizinischen Leistungsangebot.
Landesgerichtsgebäude
- Hauptartikel Salzburger Landesgerichtsgebäude
Im Landesgerichtsgebäude hat das Landesgericht Salzburg seinen Sitz und Gerichtsstand. Das wuchtige, vieleckige Gebäude liegt an einem stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt mit mehreren Verkehrsachsen. Seine repräsentative Seite mit den Allegorien von "Gerechtigkeit", "Wahrheit" und "Weisheit" befindet sich am Kajetanerplatz.
Universität Salzburg (ehem. Gewerbeschule)
- Hauptartikel: Gewerbeschule Salzburg
Heute ist die Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät an der Universität Salzburg in der ehemaligen Gewerbeschule untergebracht.
Persönlichkeiten mit Bezug zum Kaiviertel
Der Arzt, Alchemist, Mystiker und Philosoph Paracelsus hatte bei seinem ersten Aufenthalt in Salzburg 1524/1525 in Verbindung mit dem Rapplbad eine Praxis als Wundarzt im Haus Pfeifergasse 11.
Im heutige Amtsgebäude am Mozartplatz Nr. 8, das bereits zum Kaiviertel gehört, starb Constanze Nissen, die Witwe von Wolfgang Amadé Mozart.
Bilder-Weblink
- Universitätsbibliothek Salzburg - Graphiksammlung, G 228 II:
- Ansicht von Salzburg, um 1575. Unsigniertes Blatt. Kolorierter Kupferstich aus den "Civitates orbis terrarum" von Georg Braun und Franz Hogenberg, zugeschrieben dem Marcus Setznagel, Köln, um 1575 (vergleiche: linke Bildhälfte) das Bild
weiter Bilder
Kaiviertel – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Weblink
- Umgrenzung des Kaiviertels auf dem digitalen Stadtplan von Salzburg
Quellen
- Beitrag Altstadt von Salzburg
- Buch Salzburg, die Geschichte einer Stadt
Lehrerarbeitsgemeinschaft am Pädagogischen Institut Salzburg unter der Leitung von Josef Hübl: Heimatkunde Stadt Salzburg, Salzburger Druckerei, Ausgabe Mai 1974
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Landschaftsräume der Stadt Salzburg:
Aigen · in der Salzburger Altstadt die Teil-Landschaftsräume Bürglstein, Festungsberg, Kapuzinerberg, Mönchsberg und Rainberg
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