Gnigl
Die Gnigl ist ein Stadtteil im Nordosten der Stadt Salzburg.
Geografie
Der Siedlungsraum der Gnigl wird im Osten vom Küh- und vom Heuberg begrenzt. Im Süden bilden die Neuhauser Straße und die Anton-Graf-Straße die alte Grenzlinie zum Stadtteil Parsch. Im Norden grenzt der Alterbach den Stadtteil gegen Langwied und Sam ab. Im Westen bilden die Gleise der Salzburg-Tiroler-Bahn und der Rangierbahnhof Gnigl heute die Grenze zu Schallmoos.
Der Stadtteil und seine Teile
Im Gegensatz zu allen anderen alten Stadtteilen besitzt Gnigl zwei getrennte historische Siedlungskerne: das alte Mühlendorf Obergnigl entlang der Grazer Bundesstraße an der alten Eisenstraße in die Steiermark und das Handwerker- und Kleinbauerndorf Niedergnigl an der Linzer Bundesstraße. Der Stadtteil besteht nur aus einer Katastralgemeinde Gnigl.
Obergnigl
- Hauptartikel Obergnigl
Im Mittelalter war der Standort am Alterbach in der heutigen Obergnigl vor allem für Mühlen von Bedeutung. Neben Getreidemühlen standen dort auch mehrere Schmieden und Hämmer. Etliche alte Mühlen dieses Mühlendorfes sind erhalten, etwa die Freyhammermühle, die Gmahlmühle, Glockmühle, Sturmmühle, Kirchtagsmühle, Staudenböckmühle, Haselbachermühle oder die Schnoderbacher Mühle. Seit etwa 1485 führen von hier die ersten noch hölzernen Wasserleitungen in die Stadt Salzburg, die seit 1488 das Wasser über die Stadtbrücke bis zum Marktbrunnen am heutigen Alten Markt brachten. 1898 gab es noch dreizehn Mühlen in der Obergnigl, von denen 1930 nur mehr drei bestanden.
Niedergnigl
- Hauptartikel Niedergnigl
In römischen Zeit war der Ortsteil Niedergnigl, an der Gabelung zweier wichtiger Straßenverbindungen gelegen, von Bedeutung.
Die Straße Richtung Linz entlang der "Linzer Reichsstraße" war die vermutlich meist befahrene Verkehrsader der Stadt Salzburg. Sie hieß damals auch Österreichstraße. Die Straße in Richtung Ebensee und zum steirischen Erzberg war als "Eisenstraße" bekannt und hieß hier "Grazer Reichsstraße" oder "Ebenseer Straße". An der Gabelung der Grazer Straße und der Linzer Straße befand sich einst das in der Bausubstanz erhaltene alte Mauthaus. Neben dem alten großen Gasthof, dem heutigen Hotel Gasthof Turnerwirt, waren an dieser wichtigen Weggabelung neben Kleinbauern vor allem Handwerker angesiedelt. Das Bader-, das Schmied- und das Wagner-Haus sind in der Bausubstanz erhalten.
Neuhauserfeld
- Hauptartikel Neuhauserfeld
Von der Obergnigl aus wurde das 30 Hektar große Neuhauserfeld, unterhalb des Schlosses Neuhaus, bald nach dem Zweiten Weltkrieg sukzessive verbaut. Hier überwiegt insgesamt eine offene Bauweise und eine niedrige Bebauung.
Gnigl Nord
- Hauptartikel Gnigl Nord
Der Nordteil von Gnigl, der nördlich an die Niedergnigl anschließt, wird zum größten Teil als Gewerbegebiet genutzt und wurde ebenfalls erst nach dem Zweiten Weltkrieg verbaut. Im Zuge der Bebauung verschwanden auch etliche hier zuvor gelegene Weiher, die aus Ziegelteichen entstanden waren.
Bevölkerung
In der Gnigl (inkl. Langwied) leben 6 343 Bewohner (Stand 1. Jänner 2015, statistischer Zählbezirk 48 [1]).
Geschichte
Name
Der Name Gnigl stammt vom keltischen Wort Glanicle. Es bedeutet klares Wasser und ist möglicherweise ein alter Name des Alterbaches, der durch die Gnigl fließt. In der Gnigl bestand während der antik-römischen Zeit angeblich ein Tempel. Der Name könnte auch vom lateinischen geniculum, bedeutend kleines Knie, Winkel, abgeleitet sein und auf das Knie einer Leitung zur Wasserversorgung von Iuvavum in römischer Zeit hindeuten. [2]
Neuzeit
- Hauptartikel Gnigl (Gemeinde)
Von 1850 bis zur Eingemeindung in die Stadt Salzburg 1935 war Gnigl eine selbständige Gemeinde. Zu dieser Gemeinde hatte zuvor auch Itzling gehört. Kleine randliche Teile der Gnigl wurden 1939 eingemeindet. Zur einstigen Gemeinde Gnigl gehörte auch die Baron-Schwarz-Villa im heutigen Stadtteil Schallmoos mit den zugehörigen weitläufigen Parkanlagen. Davon geblieben ist lediglich der Grünraum des heutigen Baron-Schwarz-Parkes.
1881 wurde die Freiwillige Feuerwehr Gnigl gegründet. Einen wirtschaftlichen Aufschwung nahm das Mühlendorf durch den Bau der Bahnlinie nach 1860, vor allem aber nach Fertigstellung des neuen Rangierbahnhofes 1908. 1934 war die Gemeinde Gnigl nach der Stadt Salzburg mit über 10 000 Einwohner die bevölkerungsreichste Gemeinde des Landes Salzburg. Der damit stark angewachsene Verkehr führte zur Neutrassierung der Bundesstraße quer durch den alten Minnesheimpark, der im 19. Jahrhunderts mit seinen damaligen pittoresken Miniaturbauten eine viel besuchte Sehenswürdigkeit dargestellt hatte. Eine frühe Bürgerinitiative konnte zwar den Straßenneubau nicht verhindern, erreichte aber die dauernde Unterschutzstellung und damit Sicherung des restlichen Parkareals.

Bauwerke
- Hauptartikel Denkmalgeschützte Objekte im Salzburger Stadtteil Gnigl
- Hauptartikel Kapellen und Kirchen im Salzburger Stadtteil Gnigl
- Hauptartikel Kleindenkmäler und Kunstwerke im Salzburger Stadtteil Gnigl
Pfarrkirche Gnigl
- Hauptartikel Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt und hl. Michael
Die Kirche steht am Rand des historischen Ortskerns der Obergnigl. Der heutige Gnigler Friedhof hatte in einem römerzeitlichen und einer bajuwarischen Reihengrabstätte würdige Vorfahren. Erstmals erwähnt ist eine Kapelle St. Michael in der Gnigl erst 1585, diese Messkapelle, benannt nach einem im Mittelalter sehr beliebten Heiligen dürfte aber mittelalterlichen Ursprungs sein.
Unter Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein wurde vermutlich nur ein Anbau an die bestehende Kapelle errichtet. Die Pläne für die neue Kirche stammten von Tobias Kendler. Dieser heute stehende Kirchbau wurde unter Fürsterzbischof Firmian 1731 begonnen, dann aber 1732 vorübergehend eingestellt. Ob die damals für den Weiterbau fehlenden Geldmittel mit hohen Ausgaben des Erzbischofs im Zusammenhang mit der Protestantenvertreibung standen, bleibt ungeklärt. Die Weihe der Kirche erfolgt 1738 durch Fürsterzbischof Firmian. Die Kirche ist ein barocker Saalbau. Der dominante Turm mit Zwiebelhaube über dem Haupteingang ist als dominante Fassade vorgestellt. Der heutige Hochaltar von Sebastian Stumpfegger gefertigt, die Orgelempore und der Zwiebelturm wurden zwischen 1732 und 1738 ebenfalls unter Erzbischof Firmian errichtet. Einige Statuen stammen vom bekannten Bildhauer Josef Anton Pfaffinger. 1852 ist die Pfarre Gnigl selbständig.
Im Jahr 1700 wurde unweit der Kirche in der Obergnigl die Luggaukapelle Unsere liebe Frau am Schnoderbach errichtet.
Gnigler Friedhof
- Hauptartikel Friedhof Gnigl
Der Friedhof besteht seit 1696. 1963 wurde dieser Friedhof neben der Kirche zur dritten Mal erweitert. Eine Seltenheit im Stadtgebiet ist die erhaltene Totenkapelle im Friedhof mit seinem Allerseelen-Kulissenaltar und mit fein beschrifteten Totenschädeln, die in Holzkästchen aufbewahrt sind.
An der der Kirche abgewandten Seite befindet sich an der alten Kirchhofmauer eine Gruftreihe, in denen sich u. a. folgende Grabstätten befinden:
- Karl Freiherr von Schwarz (* 1817; † 1898)
- Emanuel Czuber, Hofrat Dr. Univ. Prof. der Technischen Universität in Wien, (* 1851; † 1925) und seine Frau Berta
- Familiengrab der Familien Toncic-Sorinj von Schmielerloew und de Plason de la Woerstyne.
Schloss Neuhaus
- Hauptartikel Schloss Neuhaus
Am Kühberg befindet sich das auch als im Kern wohl älteste erhaltene Bauwerk der Gnigl, das Schloss Neuhaus. Es liegt auf einem steilen Vorberg des Kühberges (dem Neuhauser Berg) und wurde erstmals bereits 1219 unter Konrad von Neuhaus genannt.
Minnesheim Schloss und Park

Der heutige Minnesheimpark, auch Gnigler Park genannt, gehörte als Schlossgarten früher zu Schloss Minnesheim, das von Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron erbaut wurde. Das Schloss (heute Grazer Bundesstraße 22, in Privatbesitz) hatte durch den tiefgreifenden Umbau im Jahr 1888 seinen früheren Charakter weitestgehend verloren.
Der nach dem Straßenneubau (ehemalige Johann-Nestroy-Straße) übrig gebliebene Teil des Minnesheimparks ist heute ein Landschaftsgarten im englischen Stil. Die frühere kleinräumige, kunstvolle Gestaltung des 18. Jahrhunderts ist heute kaum mehr erkennbar. Das dortige Vogelhaus ist ebenso verschwunden wie das Lusthaus, die gotisierende Kapelle, der Ententeich mit der Kanincheninsel, dem holländischen Meierhaus und verschiedene Monumente.
Ehemaliges St.-Anna-Spital
Das St.-Anna-Spital (heute Grazer Bundesstraße 6) wurde 1697 von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein als Pfleghaus (Gerichtshaus) erbaut und im 19. Jahrhundert zu einem Krankenhaus erweitert. Über dem Portal des Gebäudes befindet sich heute noch das Wappen des Fürsterzbischofs. Hier ist heute das Sozial- und Gesundheitszentrum St. Anna des Salzburger Diakoniewerks untergebracht.
Weitere Gebäude
Öffentliche Einrichtungen
- Bildungs-Campus Gnigl mit dem Kindergarten Gnigl und der Volksschule Gnigl.
Siedlungen
Verkehr
Überblick
Durch die Gnigl führen zwei wichtigen Bundesstraßen, die Wiener Straße (B 1, in der Gnigl als Linzer Bundesstraße), nach Eugendorf und die Wolfgangsee Straße (B 158) ins Salzkammergut. Bevor am 1. Februar 1944 die damalige städtische Obusline A Obergnigl mit dem Sigmundsplatz in der Salzburger Altstadt verband, wurde vom Gnigler Verschönerungsverein ab 1909 ein sonntäglicher Omnibusverkehr in die Stadt Salzburg organisiert.
Am Westrand des Stadtteils führt die Salzburg-Tiroler-Bahn (ehemalige Giselabahn) vorbei und bildet den Rangierbahnhof Gnigl.
Bis Dezember 2003 gab es dort auch einen Personenbahnhof, welcher im Rahmen des Nahverkehrsprojektes S-Bahn Salzburg durch eine moderne Haltestelle unter der Schwabenwirtsbrücke (Linzer Bundesstraße) ersetzt wurde. Bei der Errichtung dieser Haltestelle musste die Sportanlage des 1. Salzburger SK 1919 weichen. An der Haltestelle der S3 halten Züge im 30-Minuten-Takt. Die Fahrzeit zum Hauptbahnhof beträgt sechs Minuten.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der Stadtteil ist durch die Obuslinien 2 , 4 , 10 und die Buslinien 23, 130, 131, 140, 141, 150, 151, 155, sowie über die S-Bahnlinie S3 mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Haltestellen sind
- Salzburg Gnigl S-Bahn
- Parscher Straße
- Reisenbergerstraße
- Volksschule Gnigl
- Obergnigl
- Turnerstraße
- Bachstraße
- Josef-Waach-Straße
Straßen
alphabetisch, Hauptverkehrsstraßen sind kursiv gekennzeichnet
- Aglassingerstraße, Albert-Schweiger-Straße, Albrecht-Dürer-Straße, Alexander-Haidenthaller-Straße, Anna-Berta-Königsegg-Straße, Andrä-Blüml-Straße,
- Bachstraße, Boenikegasse, Bundschuhstraße,
- Christian-Laserer-Straße,
- Doblerweg, Drei-Eichen-Weg,
- Eichstraße, Ferdinand-Sauter-Straße, Ferdinand-Spannring-Straße, Franz-Hattinger-Straße, Freyhammerstraße, Fuchshofstraße,
- Gällegasse, Gewerbehofstraße, Glockmühlstraße, Gnigler Straße, Grössingerstraße, Guggenthaler Straße,
- Hannakstraße, Heubergstraße,
- Josef-Haidinger-Weg, Josef-Waach-Straße, Julius-Schilling-Weg, Julius-Welser-Straße,
- Kirchbergsteig,
- Leopold-Pfest-Straße, Linzer Bundesstraße, Lugauerweg,
- Minnesheimstraße, Mühlstraße,
- Panzlwiesenstraße, Parscher Straße,
- Reisenbergerstraße,
- Schillinghofstraße, Schöpfgasse, Schulstraße, Siedlerstraße,
- Turnerstraße,
- Versorgungshausstraße,
- Warwitzstraße, Weiher-Wiesbach-Straße, Weingartenstraße, Wüstenrotstraße
- Zeughausstraße;
Brücken
- Schwabenwirtsbrücke
Betriebe und Unternehmen
- Zweirad Frohnwieser
- Bremsen Eder
- Foto Sulzer
- Hans Moser Bekleidung
- Hannak-Schwarzinger Baustoffe
- Hotel Gasthof Turnerwirt
Gesellschaft und soziale Einrichtungen
- Geschützte Werkstätten
- ASKÖ Salzburg, Gnigl, Fußballplatz; Tennis-Sandplätze; Beachvolleyballplätze ...
- ATSV Salzburg, Amateur-Turn- und Sportverein
- ASKÖ-ESV-Salzburg, Eisenbahnerskiclub Gnigl
- Eltern-Kind-Treff Gnigl, Kinderspielgruppe, Eltern-Kind-Gruppe, Babygruppe
- Pfadfindergruppe Salzburg5 - Salzburg/Gnigl
- Stadtpfarre Salzburg-Gnigl
- Radclub Gnigl
- Sozial- und Gesundheitszentrum St. Anna, Diakonie, Tagesbetreuung
- Verein Stadtteilentwicklung Gnigl-Langwied-Sam
Rettungsdienst
Kultur
- Alt Gnigler Krampus Perchten Pass, gegründet 1966, der Gnigler Krampuslauf gehört heute zu den größten Attraktionen in Salzburg
- Trachtenverein Gnigl, 1. Volks- und Historischer Trachtenverein Gnigl, gegründet 1925
Natur
Parkanlagen
Gewässer
- Alterbach
- Glockenmuehlgerinne
Persönlichkeiten
- Hauptartikel Ehrenbürger der ehemaligen Gemeinde Gnigl
- Hauptartikel Töchter und Söhne der ehemaligen Gemeinde Gnigl
Bilder
Gnigl – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Gnigl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Literatur
Im November 2010 erschien eine umfassende Chronik zur Gnigl mit dem Titel Gnigl. Mittelalterliches Mühlendorf, Gemeinde an der Eisenbahn, Salzburger Stadtteil
Weblinks
Quellen
- Salzburger Geographisches Informationssystem (SAGIS), im Internet unter www.salzburg.gv.at/sagismobile... abrufbar.
- Ortsnamen (Etymologie)
- Dr. Reinhard Medicus
- Peter Walder-Gottsbacher: Gnigl in alten Ansichten Band 2, 2002, Europäische Bibliothek, Zaltbommel, Niederlande
Einzelnachweise
Leopoldskroner Moos · Liefering · Maxglan · Maxglan West · Morzg · Mülln · Neustadt · Nonntal · Parsch · Riedenburg · Salzburg Süd · Schallmoos · Taxham
Landschaftsräume der Stadt Salzburg:
Aigen · in der Salzburger Altstadt die Teil-Landschaftsräume Bürglstein, Festungsberg, Kapuzinerberg, Mönchsberg und Rainberg
Gaisberg · Hellbrunn · Heuberg · Leopoldskroner Moos · Leopoldskroner Weiher · Morzg · Salzachseen