Lateiner
Lateiner ist die Bezeichnung einer Bootsklasse, deren Ursprung sich in Mattsee findet.
Geschichte
Seinen Namen verdankt das Lateiner-Boot der Form seines Segels. Es erlaubt die Technik des Kreuzens. Das Lateiner-Segel wurde schon von den Römern benutzt und wird heute noch in Ägypten am Nil verwendet.
Dabei wurde der Lateiner nicht nur zum Vergnügen verwendet, sondern auch als Arbeitsboot, etwa um Heu von einem Ufer zum anderen zu transportieren. Das Besondere an dem Boot: Es ist nicht nur Segel-, sondern auch Ruderboot. Segel und Mast lassen sich leicht einholen bzw. einklappen − dadurch konnte man es auf drei Seen verwenden: dem Mattsee, von dem aus man unter einer Brücke zum Obertrumer See gelangt, sowie dem Grabensee, der durch einen längeren Kanal mit dem Obertrumer See verbunden ist. Heute herrscht am Grabensee aus Naturschutzgründen ein Bootsfahrverbot − aber am Mattsee und am Obertrumer See sieht man die Lateiner seit einigen Jahren wieder.
Mit dem Aufkommen der ersten Elektroboote verschwanden die charakteristischen Holzboote langsam. Initiator für die Wiederaufnahme der Produktion war Trachtenunternehmer Gerhard Gössl. Er hatte 2010 nach rund 50 Jahren Produktionspause die ersten beiden Lateiner-Boote bei Hermann Steiner in Auftrag gegeben. Warum? "Damit dieses Ur-Segelboot nicht untergeht. Unsere Mission ist es, solche Kulturgüter am Leben zu erhalten." Denn als Segler wusste er, dass es dieses "speziell für unsere Seen gemachte Boot" gibt.
Herstellung
Der Lateiner entsteht fast ausschließlich in Handarbeit. Vom auch heute noch eichernen Kiel aufwärts werden die Schablonen aus Holz aufgespreizt. Einen Tag brauchen Hermann Steiner und sein Mitarbeiter, der ebenfalls Bootsbaumeister ist, um links und rechts vom Kiel jeweils eine Planke zu fixieren. Es dauert einen Monat, bis ein Lateiner-Boot fertig ist. "Deshalb bauen wir es nur in der Wintersaison, denn dafür brauchen wir Zeit. Da kann man nicht zwischendurch wegrennen und sich um andere Dinge kümmern", sagt Steiner. Etwa zwei Lateiner entstehen jetzt jeden Winter neu. 25.000 Euro muss man für eines hinlegen. "Ein Geschäft ist es für uns aber nicht", sagt der Bootsbaumeister. Aber: "Es hat eine lange Tradition und was mir Spaß macht, ist das Bauen. Wir hobeln viel von Hand. Jede Planke ist anders geformt. Das Lärchenholz verlangt präzises Arbeiten. Wenn du da einen Nagel falsch einschlägst, zerspringt die ganze Planke." Die Beschläge sind heute aus Nirosta statt brünierten Eisens, die Planken werden mit Epoxidharz verleimt. Und: Vor 100 Jahren kamen die Segel aus einfachem Leinen von einem Mattseer Segelmacher, heute sind sie aus modernstem Segeltuch und kommen aus der Werkstatt von der Segelproduzenten Doyle Hubert Raudaschl in St. Wolfgang im Salzkammergut.
Beschreibung des Boots
Das Lateinersegel ist ein Schratsegel bestehend aus einem Tuch in der Form eines Dreiecks, das mit dem Rutenliek an der Rute oder lateinische Rah (lat. 'vela latina') genannten Spiere angeschlagen ist. Die Rute ist zumeist annähernd mittig am Mast befestigt. Zum Segeln wird die Rute schräg gestellt, etwa so, dass eine Seite des Segels horizontal verläuft und mit dem Tau an der Spitze gespannt wird. Je nach Windrichtung kann das Segel auf beide Seiten geschwenkt werden, wozu die gesamte Rute neu ausgerichtet werden muss.[1]
Der "Lateiner", ein Segel- und Ruderboot von Steiner Nautic gebaut nach Plänen von 1898, hat folgende Charakteristika:
- Länge: ca. 5 m; Breite: ca. 1,3 m
- Rumpf aus Eichen- und Lärchenholz bestehend
- Segelboot kann ganz leicht zum Ruderboot umfunktioniert werden
- Mast ist leicht umzulegen
Sport
Die Lateiner-Regatta ist eine jährlich stattfindende Segelsportveranstaltung am Matt- und am Obertrumer See.
Quelle
- Salzburger Nachrichten vom 19. August 2019, ein Beitrag von Stefanie Schenker
Einzelnachweis
- ↑ Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Lateinersegel"