Osterfestspiele Skandal 2010
Der Skandal bei den Osterfestspielen sorgte 2010 für Aufregung.
Die Hintergründe
Nachdem im Herbst 2009 Gerüchte über eine mögliche Abwanderung der Berliner Philharmoniker nach Auslaufen ihres bestehenden Vertrages im Jahr 2012 aufgekommen waren, entschied sich das Orchester am 14. Dezember 2009 in einer Abstimmung jedoch für eine Fortsetzung des Osterengagements in Salzburg.
2010 wurden die Osterfestspiele von einem Skandal erschüttert. Geschäftsführer Michael Dewitte und dem technischen Direktor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, wurden Unregelmäßigkeiten vorgeworfen, die den Festspielen bis zu 1,5 Millionen Euro Schaden zugefügt haben sollen. Es folgte eine Umstrukturierung des Kuratoriums.
Fakten
Einem Rohbericht des Landesrechnungshofes im Juli 2010 kann man entnehmen:
- mehrmalige Einladungen von Dewitte in sein Privathaus und eine Stadtvilla kosteten 83.000 Euro; ein renommiertes Salzburger Restaurant war mit dem Catering betraut worden
- für ein zusätzliches Geschäftsführergehalt von 744.000 Euro, das Dewitte zwischen 1997 und 2007 bezogen hatte, fehlt eine Rechtsgrundlage
- im Geschäftsjahr 2008/2009 soll Dewitte 25.000 Euro für Taxifahrten ausgegeben haben, sowie 60.000 Euro für Geschäftsessen
- eine Abschiedsfeier für eine Mitarbeiterin kostete 1.800 Euro
- 40.000 Euro wurden für eine Veranstaltung im Hotel Ritz, Paris, Frankreich, bezahlt
- die Dienstzeiten der Mitarbeiter der Osterfestspiele seien nicht ordentlich erfasst worden; Angestellte erhielten "freihändige" Sonderzahlungen
- die Steuerberatung der Osterfestspiele erhielt 90.000 Euro, was der Meinung der Prüfer nach zu hoch sei
- 300.000 Euro überwies Dewitte auf ein Konto in Nordzypern; seinen Aussagen nach sei dies seine Provision für ein Sponsoring gewesen
Entwicklung
Klaus Kretschmer befand sich fast ein Jahr, bis Anfang Februar 2011, stationär in der Christian-Doppler-Klinik zur Behandlung, nachdem er in der Nacht vom 31. Jänner auf 1. Februar 2010 von einer Brücke bei Bergheim gestürzt war. Aufgrund des noch immer schlechten psychischen Zustands werde er weiter tagsüber in der Tagesklinik betreut. Ermittelt wird gegen Kretschmar und zehn weitere Verdächtige wegen des Verdachts der Untreue bzw. der Beihilfe dazu. Das Verfahren soll im Laufe 2011 eröffnet werden, man wartet noch auf die Kontoöffnung in der Schweiz.
Die Privatvilla von Kretschmar in Anthering soll bereits vor einem Jahr mit Hypotheken von fast einer Million Euro belegt gewesen sein. Das Haus des zweiten Hauptverdächtigen, Michael Dewitte, in Elsbethen war schon im Februar 2010 mit Pfandrechten der Bawag in Höhe von 1,6 Mill. Euro belehnt und wird im Februar oder März 2011 verkauft. Dewitte lebt derzeit (Stand Februar 2011) in Belgien.
Mangelnde Kontrolle
Die Prozesslawine offenbarte, wie wenig professionell die politischen Eliten die Gebarung kontrolliert haben. Der Rufschädigungsprozess gegen Landeshauptfrau Burgstaller offenbarte, wie leicht die Spitzenpolitiker zu täuschen waren. Es fehlte an Fachwissen, aber auch der personelle und juristische Apparat, über den man im Chiemseehof verfügt, wurde nicht eingesetzt, um den Dingen professionell auf den Grund zu gehen. Denn es war der Anwalt der Berliner Festspiele, Peter Raue, der mit einem Blick in die Bücher der Osterfestspiele entdeckte, "dass etwas nicht stimmen konnte" so Raue zu APA[1]. Das war 2009. Durch diese Information an die Kuratoriumsvorsitzende Burgstaller kam die Angelegenheit ins Rollen.
Raue wurde nach dem Rauswurf von Michael Dewitte mit "1.500 Euro Tages-Pauschalhonorar netto zuzüglich Kost und Logis im Hotel Sacher" (Klagebeantwortung im Schadenersatzprozess) interimistisch als Geschäftsführer eingesetzt. Aber erst Anfang Februar 2010 trat Burgstaller an die Öffentlichkeit, um vom "fehlenden Mumm" und dem "Mittun bei kriminellen Akten" zu sprechen.
Burgstaller verlor Ruf- und Kreditschädigungsklage
Die Aussagen von Burgstaller führten zu einer Ruf- und Kreditschädigungsklage der früheren Steuerberaterin der Osterfestspiele. Obwohl Burgstaller mehrmals auf ihren Aussagen beharrte, die Steuerberaterin ihre Tätigkeit bei den Festspiele verlor, musste sie im Sommer 2012 ihre Aussagen als unwahr widerrufen und sich vergleichen.
Das Finanzdesaster kündigte sich in den Jahresabschlüssen an
Burgstaller, als geschäftsführende Präsidentin der Stiftung Herbert von Karajan Osterfestspiele Salzburg, installierte einen Finanzausschuss, in dem sich ihre Büroleiterin und eine Juristin befanden. Getagt hatte dieser Ausschuss jedoch nur in den Jahren 2006 und 2009. Doch schon 2007 konnte ein drohender Konkurs der Osterfestspiele Salzburg GmbH nur durch eine Millionenspende eines amerikanischen Mäzens abgewendet werden, so Peter Raue in einer Stellungnahme vom 3. November 2010. Alle inkriminierten Geldflüsse standen allerdings in den Jahresabschlüssen der Osterfestspiele. Doch in diese nahm niemand Einsicht. Der beschuldigte Geschäftsführer brachte stets nur eine Kurzversion des GmbH-Berichts in das Büro von Burgstaller. Offensichtlich kam man dort aber auch nicht auf den Gedanken, nach ausführlicheren Geschäftsberichten zu fragen[1].
Quelle
- Salzburger Nachrichten, 31. Juli 2010, 18. Februar 2011 u. a.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Quelle dieser Ergänzung Salzburger Fenster, Ausgabe 1. August 2012