Berliner Philharmoniker
Die Berliner Philharmoniker (frühere Bezeichnung Berliner Philharmonisches Orchester) sind ein Sinfonieorchester. Sie gelten als eines der weltweit führenden Orchester.
Gründung
Als Ahnvater der Berliner Philharmoniker kann der aus dem schlesischen Liegnitz stammende Dirigent Johann Ernst Benjamin Bilse (1816–1902) angesehen werden. Das ehemalige Mitglied der Kapelle von Johann Strauß (Vater) stellte 1867 ein Orchester zusammen.Für eine Konzertfahrt nach Warschau hatte Bilse Fahrkarten der vierten Klasse besorgt, worüber die ansonsten schon unterbezahlten Musiker verärgert waren, und 54 unter ihnen beschlossen nun, ihr eigenes Orchester zu gründen, das sie selbst regieren und verwalten wollten. Sie verpflichteten sich zum "gegenseitigen unverbrüchlichen Zusammenhalten" und zur persönlichen Haftung für die Ausgaben des Ensembles. Der 1. Mai 1882 war der Gründungstag des neuen Orchesters.
Die Berliner Philharmoniker und Salzburg
Salzburger Festspiele
Als Herbert von Karajan nach dem Tod Wilhelm Furtwänglers 1955 die künstlerische Leitung der Berliner Philharmoniker übernimmt ist ihr Weg zu den Salzburger Festspielen vorgezeichnet. Am 29. Juli 1957 tritt er erstmals mit seinem Orchester im Mozarteum auf. Ab 1960 gastieren die Berliner zunächst im Zwei-Jahres-Rhythmus in der Stadt Salzburg, ab 1972 jährlich in der Regel mit zwei Orchesterkonzerten im August. Nach dem Tod Karajans fehlen sie in einzelnen Saisonen, sind aber bis heute ein fixer Bestandteil des Programms. Am 24. Juli 1977 feiert mit Stefano Landis Il Sant' Alessio die einzige Opernproduktion der Berliner Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen Premiere. Sie wird 1978 noch einmal wiederaufgenommen.
Osterfestspiele
2013: Ende ihrer Auftritte in Salzburg
Die Berliner Philharmoniker waren in Salzburg aber vor allem das Orchester der Salzburger Osterfestspiele. Oder die Osterfestspiele waren besser gesagt das Festival der Berliner Philharmoniker in Salzburg. 1967 von Herbert von Karajan gegründet prägten die Opern und Konzerte der Berliner Philharmoniker das Bild der Festspiele bis weit nach dem Tod des Gründers. Am 13. Mai 2011 gaben die Berliner aber ihren Abschied von den Osterfestspielen mit 2013 bekannt.
Der Bürgermeister der Stadt Salzburg, Heinz Schaden, meinte dazu: "Vor allem bin ich deshalb maßlos enttäuscht und verärgert, weil der Wechsel der Berliner Philharmoniker von Salzburg nach Baden-Baden von langer Hand vorbereitet worden sein muss. Noch bei unserer Aufsichtsratssitzung zu Ostern 2011 haben die Philharmoniker kein Sterbenswörtchen von ihren Abwanderungsplänen gesagt". Schaden sieht einen klaren Vertragsbruch in dieser Vorgangsweise, da die neue Gesellschaft der Osterfestspiele im Frühjahr 2010 gegründet und von allen Gremien abgesegnet worden war. Dieser damals mit den Berliner Philharmoniker geschlossene Vertrag gelte von 2012 bis 2017. "Jetzt ist klar, dass dieser Vertrag das Papier nicht wert ist, auf dem er steht. Jetzt verstehe ich auch die diversen Nebelgranaten, die von den Berliner Philharmonikern in unsere Richtung geschossen worden sind." so Schaden
"Die Philharmoniker haben uns wiederholt den Vorwurf gemacht, den Fördervertrag falsch zu interpretieren [...] Salzburg hat immer klar gemacht, dass die ab 2012 gültige Ausfallhaftung tatsächlich nur im Notfall gezahlt werden soll. Die Philharmoniker hätten dieses Geld gerne als zusätzliche und reguläre Subvention verstanden". Die Gage der Philharmoniker für die sechs Orchesterkonzerte 2011 mit drei verschiedenen Programmen sowie die zwei Vorstellungen der Oper hatte mehr als 1,2 Mio. Euro betragen.
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller zeigte sich in einer Aussendung "enttäuscht, hat doch Salzburg in den vergangenen Jahren alle Anstrengungen unternommen, die so hoch geschätzten Berliner Philharmoniker hier zu halten. Wir sind umfassend auf die Wünsche des Orchesters eingegangen", sagte sie. "Ein wunderbares Kapitel Salzburger Kulturgeschichte geht unter sehr bedauerlichen Umständen zu Ende. In Salzburg gewinnt damit der Eindruck Oberhand, dass ökonomische Aspekte die kulturellen Interessen ausgestochen haben." Auch Haslauer nahm die Entscheidung des Orchesters "mit Bedauern" zur Kenntnis.
2026: Das Orchester kehrt nach Salzburg zurück
Das Gründungsorchester der Salzburger Osterfestspiele wird ab 2026 wieder alljährlich Oper und Orchesterkonzerte im Großen Festspielhaus übernehmen. Damit landen Dirigent Kirill Petrenko und Intendant Nikolaus Bachler einen Coup.
Mit der Rückkehr der Berliner Philharmoniker lebt ab 2026 eine Tradition bei den Osterfestspielen Salzburg wieder auf: Diese erhalten mit Kirill Petrenko voraussichtlich wieder einen Langzeitdirigenten. Mit Ausnahme von Kurt Masur (1990), Bernard Haitink (1991) und Sir Georg Solti (1992 bis 1993) haben Dirigenten stets über viele Jahre die Osterfestspiele Salzburg geprägt, allen voran der Gründer Herbert von Karajan von 1967 bis zum Todesjahr 1989. Auf Claudio Abbado (1994–2002) folgten für je ein Jahrzehnt Sir Simon Rattle sowie - mit der Staatskapelle Dresden - Christian Thielemann (2013–2022).
Auszeichnungen
Grammys
- 1970 – Beste Opernaufnahme (Best Opera Recording)
- Herbert von Karajan: Wagner, Siegfried. Solisten: Helga Dernesch, Thomas Stolze, Jess Thomas (DGG, 1969)
- 1979 – Beste klassische Orchesterdarbietung (Best Orchestral Performance)
- Herbert von Karajan: Beethoven, Sinfonien 1–9 (Gesamtaufnahme) (DGG, 1978)
- 1993 – Bestes Klassik-Album (Best Classical Album) und Beste Orchesterdarbietung (Best Orchestral Performance)
- Leonard Bernstein: Mahler, Sinfonie Nr. 9 (DGG, 1992, Aufnahme 1979)
- 1995 – Beste Kammermusik-Darbietung (Best Chamber Music Performance)
- Daniel Barenboim: Beethoven / Mozart, Quintette (Chicago-Berlin) Solisten: Dale Clevenger, Larry Combs, Daniele Damiano, Hansjörg Schellenberger (1994)
- 1998 – Beste Darbietung eines Kleinensembles (Best Small Ensemble Performance)
- Claudio Abbado: Hindemith: Kammermusik Nr. 1 mit Finale 1921, Op. 24 Nr. 1 (mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker) (EMI, 1996)
- 2000 – Beste klassische Gesangsdarbietung (Best Classical Vocal Performance)
- Claudio Abbado: Mahler: Des Knaben Wunderhorn. Solisten: Anne Sofie von Otter, Thomas Quasthoff (DGG, 1999)
- 2001 – Beste Orchesterdarbietung (Best Orchestral Performance)
- Sir Simon Rattle: Mahler, Sinfonie Nr. 10, Fassung von Deryck Cooke (EMI, 2000)
- 2007 – Beste Soloinstrument-Darbietung mit Orchester (Best Instrumental Soloist(s) Performance With Orchestra)
- Antonio Pappano: Rachmaninow, Klavierkonzerte Nr. 1 und 2. Solist: Leif Ove Andsnes (EMI, 2006)
Echo Klassik
- 2003 – Chorwerkeinspielung
- Sir Simon Rattle: Schönberg, Gurrelieder. Mitwirkende: Rundfunkchor Berlin, MDR Rundfunkchor Leipzig, Ernst Senff Chor Berlin. Solisten: Karita Mattila (Sopran), Anne Sofie von Otter (Mezzosopran), Thomas Moser, Philip Langridge (Tenor), Thomas Quasthoff (Bassbariton, Sprecher) (EMI, 2002)
- 2006 – Musik-DVD Produktion des Jahres
- Sir Simon Rattle, Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch (Regie), Uwe Dierks (Produzent): Rhythm Is It! (2005)
- 2006 – Sinfonische Einspielung
- Claudio Abbado: Mahler, Sinfonie Nr. 6 (DGG, 2005)
Weiterführend
Für Informationen zu Berliner Philharmoniker, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema
Quellen
- de.wikipedia.org
- Archiv der Salzburger Festspiele
- "Salzburger Nachrichten"
- Salzburger Nachrichten, 16. Mai 2011: Osterfestspiele: Enttäuschung und Ärger in Salzburg in salzburg.com online
- www.sn.at, 9. Jänner 2023: "Berliner Philharmoniker kehren zurück zu den Salzburger Osterfestspielen"