Richard Petschacher

Richard Petschacher (* 1879 in Wien; † 30. Mai 1927) war ein in der Stadt Salzburg tätiger Gastronom.

Leben

Richard Petschacher wurde am 30. Mai mittags tot in seiner Wohnung aufgefunden, seine Frau schwer verletzt. Zu dem Doppelselbstmord der Pächter des Hotels Mirabell wurde noch folgendes bekannt: Das Personal des Hotels Mirabell verständigte gegen 11 Uhr vormittags die Polizei, dass das Pächter-Ehepaar auf wiederholtes Klopfen und Rufen sich nicht meldete. Die Polizei ließ die Türe zum Schlafzimmer durch einen Schlosser öffnen. Sie fand Richard Petschacher mit durchschossenen Schläfen tot vor einem Kasten am Fußboden liegend auf, neben ihm eine neun-Millimeter-Steyr-Armeepistole, aus der zwei Schüsse fehlten. Im Bett lag Frau Petschacher röchelnd mit einem Durchschuss durch den Kopf oberhalb der Schläfe. Die Polizei dachte angesichts der Leiche des Mannes anfangs an einen Mord, da der Tote zugedeckt war: es stellte sich aber bald heraus, dass Petschacher sich vor dem Spiegel des Schlafzimmerkastens erschossen und im Sturz das Kleidungsstück, das ihn bedeckte — einen Rock seiner Frau, der auf dem Tisch gelegen haben dürfte — mitgerissen hatte. Der Tote war im Schlafanzug. Den Schuss auf seine Frau dürfte er abgegeben haben, während sie schlief.

Die Tat ist zweifellos auf finanzielle Schwierigkeiten zurückzuführen. Vorher hatte Petschacher mehrere Briefe geschrieben, die alle das Datum vom 30. Mai tragen. Die Schriftzüge verraten die Erregung des Unglücklichen vor dem furchtbaren Entschlüsse. Je ein Brief war für die Kinder Herbert und Hans bestimmt, ein Brief enthielt das Zeugnis für den Buchhalter und einer war an den finanziellen Berater gerichtet. In diesen Briefen ist jedoch der Beweggrund der Tat nicht angegeben.

Das Ehepaar Petschacher stammte aus Wien. Richard Petschacher war mit Frau Maria Elisabeth Petschacher, geborene Macht, in zweiter Ehe verheiratet, nachdem seine erste Ehe getrennt worden war. Richard Petschacher, Oberinspektor i. R. der Südbahn und Hauptmann a. D., zuletzt in Innsbruck, war 1879 in Wien geboren, seine Frau Maria Elisabeth 1885, ebenfalls in Wien. Bereits in Innsbruck hatte Petschacher eine Gastwirtschaft geführt. Ehe er vor etwa drei Jahren die Bar des Hotels Stein in Salzburg übernommen hatte, war er in Wien als Pächter einer Gastwirtschaft tätig gewesen. Nach dem Wegzug von der Stein-Bar wurde er Pächter des Hotels Mirabell. In den nächsten Tagen hätte er eine Pfändung zu erwarten gehabt.

Ein Gerichtsfall im Zusammenhang mit Petschacher

Ein interessanter Fall, der bis in das Jahr 1927 zurückreicht, wurde am 2. März 1949 vor Einzelrichter OLGR. Dr. Bauer verhandelt. Die Anklage warf dem Schindelmacher Julius Lona vor, er habe dem Konkursvermögen des im Mai 1927 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Richard Petschacher einige Kisten Silberbesteck im Friedenswert von ungefähr 15.000 Schilling entzogen bzw. sei daran beteiligt gewesen.

Petschacher war in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zuerst Pächter der "Steinbar", hatte später die "Carlton-Bar" übernommen, um schließlich in den Wintermonaten des Jahres 1926 das Hotel "Mirabell" pachtweise zu übernehmen. Infolge großer finanzieller Schwierigkeiten und dauernden Drängens seiner Gläubiger wählte er den Freitod. Über seine Hinterlassenschaft wurde der Konkurs eröffnet.

Der Angeklagte verantwortete sich dahingehend, dass er ungefähr zwei oder drei Wochen vor Petschachers Tod von diesem die Silberkisten sozusagen als Ablöse für die rückständigen Gehaltsforderungen der Jahre 1922 bis 1927 und auch als Rückzahlung für die von ihm an Petschacher wiederholt gewährten Darlehen erhalten habe. Auf Befragen OLGR. Dr. Bauers, von was er denn eigentlich gelebt habe, wenn er durch fünf Jahre hindurch keinen Gehalt bekam, antwortete Lona, er habe eben so viel an den Trinkgeldern verdient, wenig verbraucht und daher noch an Petschacher wiederholt Darlehen geben können.

Wie sein Verteidiger Dr. Aspöck ausführte, war das in der damaligen Zeit gar nicht so selten, dass die Kellner keinen Lohn bekommen haben, sondern ausschließlich von den Trinkgeldern lebten. So habe der Portier des ehemaligen Grand Hôtel de l'Europe nicht nur keinen Gehalt bekommen, sondern dem damaligen Besitzer Georg Jung noch 50.000 Schilling im Jahr gezahlt, um überhaupt den begehrten Posten zu bekommen.

Der Angeklagte beantragte die Einvernahme des im ganzen Land bekannten "Hallo-Schneiders" als Zeugen, der anwesend gewesen sein soll, wie Petschacher ihm gesagt habe, er gebe ihm das Silber zur Befriedigung seiner Ansprüche. Daraufhin wurde die Verhandlung zur Einvernahme weiterer Zeugen von OLGR. Dr. Bauer vertagt.

Quellen