Lisa Gfrerer

Lisa Gfrerer, BA (* 3. November 1991)[1] ist Leiterin des Kriminalreferats des Stadtpolizeikommandos Salzburg.

Leben

Die Lungauerin aus St. Michael ist Tochter eines Polizeibeamten – Vater Josef Gfrerer ist seit Jahrzehnten bei der Exekutive (lange Zeit stellvertretender Kommandant der Autobahnpolizei St. Michael, seit 2021 als Kommandant der Polizeiinspektion Tamsweg).

Sie maturierte am Bundesgymnasium Tamsweg. Da sie Biotechnologin werden wollte, ging sie zum Studieren nach Wien: "Ich hab' aber bald gemerkt - dieses Studium ist nicht meins. Ganz im Gegensatz zum Polizeidienst", denn: "Es ist ein spannender, abwechslungsreicher Beruf. Man kann Menschen helfen, man kann etwas bewirken." Somit absolvierte Gfrerer in Wien zunächst die zweijährige Polizeischule (Grundausbildung).

Als frischgebackene Inspektorin ausgemustert, versah Gfrerer dann drei Jahre (Streifen&+8209;)Dienst in der Leopoldstadt, Wiens 2. Bezirk. "Da erlebst du einiges. Ich war bei doch vielen fordernden Amtshandlungen dabei - von Suchtgiftkriminalität über Raub bis Mord."

Nach den drei Jahren "an der Front" absolvierte sie den neunmonatigen Kurs für dienstführende Beamte (mittlere Führungsebene). "Als Dienstführender bist du zum Beispiel Leiter einer Polizeiinspektion oder dort Stellvertreter, Sachbearbeiter oder Kommandant einer Dienstgruppe." Sie war dann Gruppenkommandantin auf einer Polizeiinspektion in Wien-Neubau (7. Gemeindebezirk).

Den nächsten - sehr großen - Schritt auf der Karriereleiter ging die 31-Jährige dann schon ein halbes Jahr später. Sie bewarb sich für den dreijährigen Studienlehrgang für leitende Beamte (Offiziersausbildung) an der Fachhochschule Wiener Neustadt und schloss den Studiengang in "Polizeilicher Führung" – in dem sie eine von drei Frauen unter 25 Männern war – erfolgreich mit dem Bachelortitel ab ("Bachelor of Arts in Police Leadership"). Warum sie den anspruchsvollen Offizierslehrgang "angepackt" hat? – "Ich möchte Verantwortung übernehmen. In Führungspositionen kann man etwas bewegen."

So wurde aus Gfrerer eine der jüngsten leitenden Polizeibeamtinnen Österreichs und die einzige Polizeioffizierin (neben 22 männlichen Offizierskollegen) in Salzburg. Mit September 2022 wurde Gfrerer, nun um Hauptmannsrang, zur stellvertretenden Leiterin des Kriminalreferats des Salzburger Stadtpolizeikommandos bestellt. Hier waren von 74 Beamten bloß 21 weiblich. Mit männlichen Kollegen funktioniere die Zusammenarbeit "im Prinzip sehr gut. Ich fühle mich von allen akzeptiert. Von den erfahrenen Kollegen kann man viel lernen. Polizeiarbeit ist letztlich Teamarbeit". Nachsatz: "Dann und wann muss man halt einen etwas lockeren Spruch aushalten."

Im Außendienst hatte Gfrerer einiges zu erleben; sie war zum Beispiel bei Messerstechereien oder Vorfällen mit psychisch kranken Personen im Einsatz und wurde bei einer Festnahme von einer Frau gebissen. Besonders in Erinnerung blieb ihr eine mutmaßliche Amokfahrt in der Stadt Salzburg im Sommer 2023. "Das war einer meiner größten Einsätze. Damals wussten wir im ersten Moment nicht, was los ist, und befürchteten eine Amokfahrt. Der Lenker stand dann letztendlich aber unter Suchtgifteinfluss und wollte eigentlich niemanden verletzen." Sechs Polizeibeamte wurden damals verletzt; ein Beamter stoppte den Lenker, indem er dessen Fahrzeug rammte.

Mit 1. April 2025 wurde Gfrerer Leiterin der Stadtsalzburger Kriminalpolizei. Was sich dadurch bei ihr geändert hat? Als Chefin ist die 33-jährige nun hauptsächlich bei großen Vorfällen als Einsatzleiterin dabei. Sie rückt aber auch regelmäßig zu "alltäglichen Einsätzen" aus. "Ich nehme mir immer wieder die Zeit, zum Beispiel zu Hausdurchsuchungen mitzufahren. Das muss man machen, damit man am Ball bleibt."

Mit der Leitungsfunktion ist ein Mehr an Verantwortung und Arbeit verbunden, insbesondere auch die Personalverantwortung für die (2025) 82 im Kriminalreferat arbeitenden Beamten. Allgemein sei die Arbeit bei der Kriminalpolizei fordernd und nicht für jeden geeignet. "Für die Kripo braucht man zumindest zwei bis drei Jahre Erfahrung. Es ist eine herausfordernde Arbeit, die auch nicht ungefährlich ist." Sie sei auch mit mentalen Belastungen verbunden. Denn man sei tagtäglich mit den Schattenseiten der Gesellschaft konfrontiert – von Schlägereien und Missbrauchsfällen bis hin zu tödlichen Unfällen und Mord. Auch die m Rahmen von Ermittlungen anfallende Anwesenheit bei gerichtsmedizinischen Obduktionen könne sehr belastend sein.

Seit sie in Salzburg Dienst tut, ist Gfrerer auch verantwortlich für größere Einsätze wie Begleitung und Überwachung von Demos oder Krampusläufen, bei heiklen Einsätzen wie bei Überfällen ist sie ebenfalls vor Ort und fährt auch mit kriminaldienstlichen Streifen mit.

Die zentralen Einsatzbereiche der Kripo sind Gewaltdelikte wie Raub und Körperverletzungen, Eigentumskriminalität (zum Beispiel Einbrüche und Betrug), Suchtgift und die Assistenzbereiche wie Präventionsarbeit, Fahndungen nach Straftätern, Tatortarbeit und die Suche nach abgängigen Personen. Die derzeit und künftig größte kriminalistische Herausforderung sieht Gfrerer im Bereich Cybercrime.

Weibliche Beamte seien bei der Kripo nicht mehr wegzudenken. "Frauen sind zum Beispiel bei Observationen klar im Vorteil, weil sie unauffälliger sind. Das hat auch mit der Erwartungshaltung der Kriminellen zu tun. Sie rechnen mit männlichen Beamten." Auch bei Vernehmungen nach Sexualstraftaten seien Beamtinnen ganz wesentlich. "Es ist für weibliche Opfer in der Regel leichter, sich Frauen anzuvertrauen."

Privates

Die sportliche Polizeibeamtin betreibt Judo – bei den International Vienna Open 2018 errang sie Bronze[1] – und fährt Ski.

Quellen

Einzelnachweis

  1. 1,0 1,1 JudoInside, Judoka Lisa Gfrerer
Zeitfolge
Vorgänger

Andreas Huber

Leiterin des Kriminal­referats des Stadtpolizei­kommandos Salzburg
seit 2025
Nachfolger