Phyllonorycter cavella

Phyllonorycter cavella (Lithocolletis cavella Zeller, 1846: 213-215, Taf. 1, Fig. 19) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Gracillariidae (Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten).

Diagnose

Die stark gewinkelte innere Querbinde unterscheidet die Art von anderen ähnlichen Phyllonorycter-Arten, besonders den ebenfalls an Birken minierenden Phyllonorycter ulmifoliella und Phyllonorycter anderidae. Die Mine unterscheidet sich von diesen beiden Arten durch die bedeutendere Länge (15-20 mm gegenüber 10-15 mm) und die höhere Anzahl an Längsfalten (7-12 gegenüber nur 1-6).

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]

P. cavella war bis vor kurzem nur durch ein einziges Exemplar aus Salzburg bekannt, das von Fritz Mairhuber am 03.05.1965 in der Stadt Salzburg gefangen worden ist (Zone Ia nach Embacher et al. 2024) und das überdies erst im Zuge der Revision der Lithocolletinae der Salzburger Landessammlung am Haus der Natur als zu dieser Art gehörig erkannt worden ist (Kurz & Embacher 2019). Im Jahr 2021 konnten aber sowohl im Weidmoos bei Lamprechtshausen, als auch im Wenger Moor nördlich des Wallersees je eine Mine gefunden und das Vorkommen der Art im Land bestätigt werden (Zone I, Alpenvorland und Flyschzone, nach Embacher et al. 2024). Damit konnte auch die Höhenverbreitung zumindest für den Bereich von rund 430 bis 510 m dokumentiert werden. Beide Minenfunde stammen aus dem Bereich eines verbuschten Hochmoores, am moorseitigen Rand des Moorrandwaldes mit lockeren Beständen der Nahrungspflanze der Raupen, der Moorbirke (Betula pubescens). Der imaginale Fund aus dem Mai und die beiden Minenfunde aus dem Juli und August lassen darauf schließen, dass P. cavella in Salzburg in zwei Generationen im Jahr auftritt (Kurz & Kurz 2025).

Nachbarfaunen

Nach Huemer (2013) fehlen in Österreich Nachweise der Art aus Vorarlberg, Osttirol und dem Burgenland. Nach Klimesch (1990) sind aus Oberösterreich nur wenige Funde auf Moorboden aus dem Mühlviertel, zweifelhafter Weise auch aus der Gegend um Schlierbach aus dem 19. Jahrhundert (Alpenvorland) bekannt. Ein rezenter Fund stammt aus dem Ibmer Moor (08.10.2021 e.l. 23.03.2022, nach Kurz & Kurz 2025). Zudem wird die Art aus der Gegend zwischen Linz und Steyr aus dem Jahr 1982 gemeldet (GBIF 2025). In Bayern wird P. cavella von Haslberger & Segerer (2016) nur mit Meldungen aus dem 20. Jahrhundert aus dem Schichtstufenland, sowie dem ostbayrischen Grundgebirge angegeben.

Biologie und Gefährdung

Die Raupen leben in Minen auf der Blattunterseite von Birken-Arten, wobei in Salzburg bisher nur die Moorbirke (Betula pubescens) bestätigt werden konnte. Als Nahrungskonkurrenten der Raupen (gegeseitige Beeinflussung durch Ressourcennutzung) wurden bereits eine Reihe weiterer Organismen, neben den Raupen der eigenen Art, dokumentiert:

Lepidoptera

Coleoptera

Diptera

Helotiales

Über die Biologie der Imagines ist aber aus dem Land nichts bekannt (Kurz & Kurz 2025).

Trotz der neuen Nachweise wird die Art in Salzburg zurzeit als potentiell bedroht eingestuft, da entsprechende Funde bisher nur vom Hochmoorbereich vorliegen (Einstufung NT nach Embacher et al. 2024).

Weiterführende Informationen

Über das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora
Das SALZBURGWIKI-Projekt Fauna und Flora möchte eine Übersicht über alle Pflanzen-, Pilz- und Tierarten des Landes Salzburg erstellen. Wer eine Art beschreiben will, kann sich die hier hinterlegte Formatvorlage kopieren und für einen neuen Artikel verwenden. Im Abschnitt "Material und Methoden" wird erklärt, wann deutsche und wann lateinische Namen als Artikelnamen verwendet werden sollen.


Bilder

  Phyllonorycter cavella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
  • GBIF Austria 2025. Global Biodiversity Information Facility, participant node Austria. URL: https://www.gbif.at/ [online 2025.07.29].
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
  • Kurz, M. A. & G. Embacher 2019. Die Lithocolletinae (Lepidoptera: Gracillariidae) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Beiträge zur Entomofaunistik 20: 93-104.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.07.29].

Einzelnachweis