Almabtrieb

Unter Almabtrieb versteht man die Rückbringung der Tiere, die den Sommer auf einer Alm zugebracht haben, in den Stall des Heimhofes.
Auftrieb
Früher wurden alle Tiere, die den Sommer auf Almen, das sind Weidegebiete in Höhenlagen und in alpinen Hochlagen, zubringen sollten, von den Almleuten und Mitgliedern der Bauernfamilie vom Bauernhof bis zur Almweide getrieben. Der Weg verlief bis zur Abzweigung des eigentlichen Anstieges teilweise über Neben- und Hauptverkehrsstraßen und man musste dort mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Da manche Almen vom Hof sehr weit entfernt lagen, konnte dieser Viehtrieb viele Stunden dauern.
Traditionell wurden Rinder wie das Pinzgauer Rind, Pferde wie das Noriker Pferd und das Haflinger Pferd, Hausschafe, Hausziegen und oft auch ein paar Hausschweine aufgetrieben und im Rahmen der Almwirtschaft gehalten.
Almsommer
Je nach Witterung konnte der Almsommer in seiner vollen Länge für die Alpung der Tiere und die Milchwirtschaft genutzt werden oder die Tiere mussten witterungsbedingt schon vor dem üblichen Zeitpunkt in das Tal getrieben werden.
Almabtrieb
Je nach Verlauf des Almsommers gab es die eine oder die andere Art des Almabtriebes. War es während des Almsommers zu keinem Unglück und zu keinem witterungsbedingten vorzeitigen Abbruch der Almwirtschaft gekommen, erfolgte von vielen Almen ein festlicher Almabtrieb. Im anderen Fall wurden die Tiere ohne besondere Vorkehrungen und Aufwand in das Tal getrieben.
Festlicher Almabtrieb
Markantes Zeichen für einen geglückten Almsommer war der festliche Almabtrieb, der aus Dankbarkeit und aus Freude über den "Reim" (Glück) erfolgte. Die Rinder wurden mit Furkeln geschmückt und mit Glocken behängt. Zur Herstellung dieses Furkel genannten Kopfschmuckes, der zwischen den Hörnern der Rinder befestigt wurde, wurde tagelang gearbeitet. Zarte Fichtenäste wurden halbkreisförmig aufgebogen und in den Stamm gesteckt, "mit farbigen Hobelscharten-Sternen und einer bunten "Fieder" am Spitz verziert." Bunte Furkeln erhielt man durch das Umwickeln des Stammes und der Äste mit farbigem Seidenpapier. Almleute und Mitglieder der Bauernfamilie trieben die so geschmückten Tiere schließlich in bester Laune und mit manchem "Juchezer" von den Almweiden in das Tal.
Gegenwart
Die Almwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich gewandelt. Vieles hat sich verbessert und vereinfacht. Die meisten Almen sind verkehrsmäßig erschlossen, auf manchen Almen wird nur mehr Jungvieh aufgetrieben oder Mutter-Kuh-Haltung betrieben, andere Almgebiete werden gar nicht mehr bestoßen. Für die Bewirtschaftung von Almen werden Förderungen bezahlt und Mensch und Tier in der Regel im Auto, bzw. im Anhänger auf die Alm und retour transportiert. Die zeitaufwendigen und für Mensch und Tier stressigen Viehtriebe auf stark befahrenen Straßen fallen weg.
Es mag noch da und dort einen festlichen Almabtrieb geben, der im ursprünglichen Sinnzusammenhang steht und nicht kommerziell vermarktet wird. Meist finden festliche Almabtriebe heute jedoch zu geplanten Terminen im Rahmen des Bauernherbstprogramms aus vorwiegend kommerziellen Motiven statt, die als Event vorangekündigt und von zahlreichen Schaulustigen aus Nostalgie-Gründen besucht werden. Dies auch, wenn der Almsommer vorzeitig abgebrochen werden musste, die Tiere eigentlich schon im heimatlichen Stall stehen oder wenn es während des Almsommers einen Unfall gegeben hat.
Beispiel Radstadt 2022

Am Sonntag, den 10. September 2022 fand nach vierjähriger Pause der Almabtrieb in Radstadt wieder statt. Bei diesem absoluten Highlight im Salzburger Bauernherbst kehrte das kunstvoll beschmückte Vieh, nach einem Sommer auf der Tauernkarleitenalm, wieder auf den Untersulzberghof zurück. Gegen Mittag wurde der Zug aus den prächtig geschmückten Tieren und liebevoll gestalteten Wagen in der Radstädter Innenstadt erwartet.Im Anschluss führte der Umzug die Besucher zum traditionellen Hoffest am Untersulzberghof. Hier erwartete Interessierte ein Programm aus Brauch, Handwerk und Unterhaltung. So ist beispielsweise eine Schnalzergruppe hoch zu Ross anwesend und ein "Meister der Bienenwirtschaft" gibt Einblicke in die Imkerei. Für die musikalische Untermalung sorgt die Gruppe "Zwangslos" und für die Kids gibt es Ponyreiten, eine Hüpfburg und eine große Spielstation vom örtlichen Spielwarengeschäft. Natürlich ist auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt, bei Fleischkrapfen, Hoamfoahr-Krapfen und vielem mehr, soll niemand hungrig den Heimweg antreten. Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt.
Quellen
- Salzburgwiki, Stichwirt Furkeln
- Richard Treuer, Bergheimat Pinzgau, Verlag der Salzburger Druckerei, Salzburg 1977
- Radstadt Tourismus, Presseaussendung am 26. August 2022