Noriker Pferd






Das Noriker-Pferd (auch Pinzgauer Noriker) ist eine einheimische Pferderasse mit uralter Tradition und zählt als Nutztier auch zu den Tieren im Nationalpark Hohe Tauern.
Herkunft und Eigenschaften
Lange Zeit ging die Mär um, dass der Noriker einer Kreuzung zwischen einheimischen und von den Römern in das Land (nach Norikum) gebrachten Pferden entspringe. Heute weiß man, dass bereits die Kelten hervorragende Pferdezüchter und -halter waren.
Noriker sind in ihrer Erscheinung ansprechend und einnehmend. Sie sind robust, langlebig, trittsicher, charakterstark und nicht "futterheikel".
Die Farben des Noriker-Pferdes
Die Farben einer Pferderasse sind eines der wichtigen züchterischen Anliegen. Beim Noriker-Pferd kommen folgende Grundfarben vor: Fuchs, Braun und Rappe. Innerhalb dieser Farben gibt es zahlreiche Nuancierungen. Darüber hinaus finden sich die Farbvarianten Schimmel und Tiger.
Fuchs
- Lichtfuchs
- Lehmfuchs
- Lichtlehmfuchs,
- Dunkellehmfuchs
- Goldfuchs
- Rotfuchs
- Lichtrotfuchs
- Dunkelrotfuchs
- Braunfuchs
- Kupferfuchs
- Leberfuchs
- Schweißfuchs
- Dunkelfuchs
- Kohlfuchs
- Schwarzfuchs
Braun
- Licht- oder Hellbraun
- Goldbraun
- Rehbraun
- Rotbraun
- Kastanienbraun
- Dunkelbraun
- Schwarzbraun
Rappe
- Glanzrappe
- Kohlrappe
- Sommerrappe
Schimmel
Schimmel werden mit pigmentierter Haut geboren, die bei jedem Haarwechsel heller wird. Beim Noriker-Pferd sind Schimmel selten.
- Blauschimmel
- Braunschimmel
- Rotschimmel
- Mohrenkopf
Tiger
Die Tigerscheckung besteht aus farbigen Flecken auf weißem Grund. Die Plattenscheckung kommt beim Noriker-Pferd in zwei Varianten vor: die Tobianoscheckung und die Overoscheckung. Die Mischform von Tobiano- und Overoscheckung wird Toveroscheckung genannt.
- Schabrackentiger
- Lendentiger
- Griseltiger
- Fuchstiger
- Brauntiger
- Schwarzbrauntiger
- Schwarztiger
- Schwarzbrauntiger
- Braunfuchstiger
- Achattiger
Entstehungs- und Zuchtgeschichte
Wie oben erwähnt nimmt man an, dass die Rasse einer Kreuzung einheimischer und römischer Arbeitspferde in der Provinz Norikum entspringt.
Bereits im Jahr 1565 hat Erzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy in Spital im Felbertal ein erstes Gestüt errichtet. Nach wenigen Jahren wurde dieses wegen der zentraleren Lage in das Blühnbachtal verlegt. Ab diesem Zeitpunkt gab es stets ein erzbischöfliches Gestüt und bald mehrere. 1575 wurde beim Schloss Rif (Hallein) das erste Norikergestüt im Erzstift errichtet. Dies war der Beginn der landesweiten Pferdezucht.
Als Begründer der modernen Pferdezucht wird nach Josef Lahnsteiner Erzbischof Johann Ernst Graf Thun gesehen, der 1688 das erste Körungsgesetz erließ, wodurch die Pferdezucht einen raschen Aufschwung erlebte. Durch diese gesetzliche Regelung wurde die Reinzucht der Rasse gesichert. Von diesem Zeitpunkt an kaufte das Land Salzburg 35 der besten Hengstjährlinge an. Sie wurden durch die Haltung auf Almen in ihrer Robustheit und Trittsicherheit gefördert und kamen im ganzen Land als Beschälhengste zum Einsatz. Eine erzbischöfliche Kommission suchte die besten Hengste aus, die an verschiedenen Orten als Beschäler aufgestellt wurden. Diese Hengste wurden Hofstallonen genannt. Sie gelten als die Vorläufer der heutigen Staatshengste.
1703 wurden auch Hengste privater Halter den Körungsvorschriften unterworfen. Durch diese Maßnahmen nahm das Land Salzburg eine hervorragende Stellung als Pferdezuchtgebiet ein. 1824 wurde durch die österreichische Regierung vorwiegend aus militärischen Gründen das Gestüt Stadl bei Lambach, Oberösterreich, begründet, von dem aus zur Sicherung der Zucht die Beschälhengste in den Regionen eingestellt wurden. Zuchtversuche mit diversen anderen Rassen haben keine Verbesserung gebracht und wurden wieder eingestellt.
1897/98 hatten sich, angeregt durch das Landespferdezuchtkommitee, Pferdezüchter entschlossen, in allen Gauen Salzburgs Pferdezuchtvereine zu gründen. So gründeten damals der Postmeister in Salzburg, Bartlmä Angelberger, und der Seekirchner Matthias Riedl den Norikerpferdezuchtverein Nr. 11 außer Gebirg in der Gemeinde Faistenau. 1911 verzeichnete der Verein 57 Mitglieder, im gesamten Flachgau gab es in verschiedenen Vereinen insgesamt 128 Mitglieder.
Im 20. Jahrhundert hat man erfolgreich versucht, durch Zuchtwahl die ursprünglich schweren Pferde in mittelschwere zu verändern und dabei die guten Eigenschaften zu erhalten. 1928 wurde der Stoissengut in den Hohlwegen zwischen Saalfelden am Steinernen Meer und Weißbach bei Lofer vom Land Salzburg erworben und als Fohlenhof für die Aufzucht der Hengstfohlen eingerichtet. Das große Gestütbuch von Karl Schoßleitner, das 1903 herausgegeben wurde, enthielt bereits 1000 Stuten und 435 Hengste. 1925 schlossen sich die Pferdezuchtgenossenschaften zu einem Verband zusammen. Seither ist die ganze Zucht registriert. Den Sommer verbringen die Pferde auf der Grieswiesalm.
Die Hengstlinien in der Noriker Zucht im Überblick
Die Hengstlinie Diamant
Diese Hengstlinie lässt sich bis in das Jahr 1877 auf den Hengst 367 Bravo zurückverfolgen, dessen Urenkel, der 1903 geborene Hengst 216 Diamant, zum Linienbegründer wurde. Alle heute geborenen Diamant-Hengste gehen auf dessen Enkel, den Hengst 292 Opus Diamant II, zurück, der auch als 292 Max Diamant II bezeichnet wird. Er war ein großer, rotbrauner, für damalige Verhältnisse schwerer Hengst.
Die Hengstlinie Elmar
Diese Hengstlinie zählt zu den schwächsten der Noriker-Zuchtlinien. Die Elmar-Linie wird heute mit der in der Noriker Zucht typischen Tigerfarbe gleichgesetzt und geht auf den 1896 in Tirol geborenen Privathengst 458 Elmar liz. zurück, der jedoch einfärbig war und dessen drei Söhne ebenfalls braun waren. Die Tigerfärbung kam mit den Nachkommen des 200 Elmar I/494 über die Mutterseite in die Linie Elmar. Durch verschiedene Umstände verengte sich diese Linie und erst in den späten 1950er-Jahren konnte mit Hengst 785 Lerch Elmar IX ein Neuanfang gesetzt werden.
Die Nero-Linie
Am Beginn dieser Hengstlinie steht der 1906 geborene Hengst 554 liz. Nero. Sie blieb bis in die 1920er-Jahre klein und erst mit dem Hengst 1088 Stoffen Nero IV – auf ihn gehen alle heute geborenen Hengste der Nero-Linie zurück – trat eine Änderung ein. Einer seiner Nachkommen, der 1378 Stoissen Nero V, wurde zum bisher bekanntesten und berühmtesten Noriker-Hengst. Er verkörperte den Idealtyp des Noriker Pferdes. Dennoch gehen die heutigen Hengste der Nero-Linie vorwiegend nicht auf ihn, sondern auf den Hengst Hauser Nero VII zurück.
Die Hengstlinie Schaunitz
Diese Hengstlinie war früher für ihre Eigenschaften lebhaftes Temperament und Gängigkeit bekannt und kam vorwiegend im Bundesland Kärnten vor. Doch genau diese Eigenschaften wurden der Schaunitz-Linie beinahe zum Verhängnis: die Absicherung dieser Noriker-Linie, deren Bestand von Beginn an klein war, führte in den 1980er-Jahren nur mehr über drei Hengste. Heute jedoch sind Temperament und Erscheinungsbild der Schaunitz-Linie wieder begehrt und scheint dadurch deren Fortbestand gesichert. Sie geht auf den braunen Hengst 255 Schaunitz zurück und unterteilt sich heute in die Zweige Brillant-Linie, Dietrich-Linie und Samson-Linie.
Die Vulkan-Linie
Diese Hengstlinie ist seit Beginn der Noriker-Zuchtgeschichte die zahlenmäßig am stärksten vertretene Linie. Ihr Begründer war der im Pinzgau geborene Hengst 13 Vulkan 63. Die heutigen Zweige der Vulkan-Linie gehen auf die Urenkel des Linienbegründers zurück. Es sind dies der Hengst 284 Gothe Vulkan V, geb. 1920, und dessen Bruder, 1014 Michl Vulkan V, geb. 1928.
Einsatz und Verwendung
Die Pferde waren bis zur Mechanisierung der Land- und Forstwirtschaft als Zug- und Tragtiere unverzichtbar. Alle Lasten – wie Holz, Getreide, Heu, Baumaterialien, Einkäufe etc. – wurden von Pferden (manchmal auch von Hunden, Hausziegen, Eseln, Maultieren, Kühen oder Ochsen) transportiert. Im Sommer wurden die Fuhren je nach Bedarf auf unterschiedlich großen Wägen, im Winter auf Schlitten geladen. Kleinere Lasten wurden von den Pferden auf dem Rücken getragen, so wie früher im Saumhandel über den Tauern, oder auf einer so genannten "Schloapf", eine Art Schlitten ohne Räder, gezogen. Auch für den Personentransport waren die Pferde vonnöten. Dafür waren ebenfalls unterschiedliche Gefährte, vom zweirädrigen Wagen bis zur mehrspännigen Kutsche, im Gebrauch.
Heute wird der Noriker vorwiegend aus Liebhaberei gezüchtet und in Schaufahrten und im Tourismus eingesetzt. Einige Gastbetriebe haben sich auch auf Fohlenfleischgerichte spezialisiert. Fohlenfleisch ist fett- und cholesterinarm und wohlschmeckend. Gegner dieser Entwicklung vergessen, dass Fohlen, die nicht zur Zucht verwendbar sind, meist in Nachbarländer oder noch weiter exportiert werden, wo sie nach dem oft qualvollen Transport ebenfalls geschlachtet und verwertet werden. Die Kehrseite züchterischer Bemühungen ist eben die Produktion auch jener Tiere, die den Anforderungen nicht entsprechen und daher nicht zur Zucht zugelassen werden.
Dass Noriker als Nutztiere auch heute noch geschätzt sind, zeigt der kürzlich erfolgte Export von 416 Norikern nach Indien, wo sie mit Eseln gekreuzt als Tragtiere in abgelegenen Regionen zum Einsatz kommen sollen. Die Mehrzahl der angekauften Noriker stammt aus dem Pinzgau als Hauptzuchtgebiet. Der Verkauf ist Anerkennung und Belohnung der Leistung der Pferdezüchter und bringt auch ökonomische Vorteile.
Noriker-Museum im Samerstall in Niedernsill
Am Samstag, dem 13. November 2010 wurde im Kulturzentrum Samerstall in Niedernsill ein Noriker Museum eröffnet. Diese Schau zeigt das Noriker-Pferd in all seinen Aspekten und soll diese heimische Pferderasse auch Kindern näherbringen.
Rösslmärkte
Rösslmärkte finden im Salzburger Land um Bartholomäus - Ende August - in Mauterndorf und in Abtenau statt.
Siehe auch
Bilder
Noriker Pferd – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Josef Lahnsteiner, Oberpinzgau, Von Krimml bis Kaprun, Selbstverlag, Hollersbach 1965
- Salzburger Nachrichten v. 3. Februar 2010, Lokalteil, S. 10, Heinz Bayer
- Salzburger Nachrichten, 15. November 2010, 25. August 2011
- Thomas Druml, Das Noriker Pferd, Vehling Verlag GmbH, Graz, 2006
- Gertrud Grilz-Seger, Wissenswertes über die Farben beim Noriker und deren genetische Bedeutung für die Zucht, in: Thomas Druml, Das Noriker Pferd, Vehling Verlag GmbH, Graz, 2006