Dürer-Film-Atelierbetriebe
Die Dürer-Film-Atelierbetriebe waren ein Filmstudio in Parsch in der Stadt Salzburg, die sich in den Gebäuden des Schmedererhofs befanden, der zur Villa Schmederer gehörte.
Geschichte
Mit 1. Oktober 1962 pachtete Otto Dürer das Filmstudio gemeinsam mit dem österreichischen Produzenten Heinrich Haas und dem deutschen Kollegen Günther Stapenhorst und begann hier zu produzieren. Dürer, ein Max Reinhardt-Schüler, war seit 1949 Filmproduzent, Berufsgruppenobmann der Österreichischen Spielfilmproduzenten und Präsident der Vereinigung Österreichischer Filmproduzenten.
Unter seiner Leitung entstanden weit über 20 Filme, darunter "Lulu" nach Frank Wedekinds Schauspiel, "Skandal in Ischl", "Cordula" nach der Verserzählung "Kirbisch" von Anton Wildgans und das "Licht der Liebe".
Bis 1964 hatte Dürer rund acht Millionen Schilling in den Ausbau der Ateliers investiert. Hinter dem meist verschlossenen Eisentor öffnete sich eine wuchtige Betonhalle, dessen Errichtung allein 1,8 Millionen Schilling kostete. Angebaut befand sich ein Garderobentrakt, deren Zimmer lichtdurchflutet und teils im Empirestil, mit Bauernmöbel oder modern eingerichtet waren.
Die beiden bestehenden Aufnahmehallen wurden, wie alle Baulichkeiten aus der Entstehungszeit der ÖFA Ges.m.b.H., ebenfalls adaptiert. Die Böden der Halle hatten Asphaltüberzüge, die ein ruhiges Dahingleiten des Kamerakranes "Moviola-Dolly" gewährleisteten, der allein unverzollt 7.000 Dollar (175.000 Schilling) gekostet hatte. Es gab eine eigene Ateliertischlerei mit angestellten Handwerkern, fahrbare Beleuchtungstribünen und Monsterkulissen, die auf starken, eingebauten Eisenschienen leicht transportiert werden konnten. Weiters stand ein Scheinwerfer-, Kamera- und Objektivlager zur Verfügung.
Im Verwaltungsgebäude ließ Dürer ein modernes Ton- und Synchronstudio einrichten. Dort sprach aus einer Kabine der Schauspieler zu einem tonlosen Zelluloidstreifen den Text. Seine Worte mussten genau auf seine Mundbewegungen im Film abgestimmt sein. Ebenerdig, mit Aussicht zum Hof, befand sich ebenfalls im Verwaltungsgebäude eine neue gemütliche Kantine in einer Säulenhalle. Der Zugang war mit Filmplakaten aus der Stummfilmzeit ausgekleidet.
Im Sommer 1964 wurden Arbeiten für den amerikanischen Film "The Sound of Music" in den Studios ausgeführt. Anschließend begann eine englische Produktion von zwei Kriminalfilmen ("Stadt voller Geheimnisse" und "Mann ohne Gesicht"), bei denen u. a. Peter van Eyck, Adolf Wohlbrück, Marianne Koch und Maria Perschy mitwirkten. Dann folgte eine dänische Produktion, die nur für die skandinavischen Länder bestimmt war: das "Weiße Rößl" am Wolfgangsee in dänischer Sprache. Weiters Dreharbeiten der Bertelsmann-Fernsehfilm-Produktion zu einem Fernsehfilm über ein Kirchenkonzert in der Wallfahrtskirche Maria Plain, eine Eigenproduktion von Otto Dürer "Der Lügner und die Nonne" von Curd Götz in einer Inszenierung von Oscar Werner, mit Marie Laforet in der Hauptrolle. Im Herbst 1964 sollten vom Deutschen und Österreichischen Fernsehen mehrere Kurzfilmserien hergestellt werden. Darüber hinaus drehte die Konrad-Fischer-Produktion einen Mozart-Film und die Musik-Haus-Produktion einen großen musikalischen Film mit der Salzburger Landschaft.
Im Frühjahr 1968 erhielt das Dürer-Atelier den Auftrag zu einem Fernsehfilm. Unter der Regie von Helmuth Matiasek begann dann im Herbst die Verfilmung von Nestroys Posse "Kampl oder das Mädchen mit Millionen und die Näherin". In der Hauptrolle war Hans Putz zu sehen.
Wie Prof. Otto Dürer (* in Wien; † 1994 ebenda) den Salzburger Nachrichten gegenüber mitteilte, schloss er vor kurzem mit der englischen Filmgesellschaft "Illustra" den Vertrag für die erste österreichisch-englische Co-Produktion. Geplant war ein Spielfilm nach dem Theaterstück von Joe Ortons "Entertaining Mr. Sloane". Die Außenaufnahmen für diesen Film wurden in London, die Studioaufnahmen in Salzburg-Parsch gedreht.
Im August 1968 begannen die Dreharbeiten für die bereits 1967 geplant gewesene Verfilmung von Arthur Schnitzlers Schauspiel "Das weite Land" unter Regie von Rolf Thiele mit Nadja Tiller und O. W. Fischer in den Hauptrollen. Dieser Film war die letzte Eigenproduktion der Dürer-Filmgesellschaft. Nach dem Dreh zog sich Prof. Dürer aus dem Filmgeschäft zurück.
Weitere Produktionen
- Das Liebeskarussell. 4. Episode: Lolita, Dreharbeiten Juni 1965 - Juli 1965 in Salzburg; Dürer-Atelier Salzburg; Länge: 2629 m, 96 min.; Format 35mm, 1:1.33. Bild/Ton: Eastmancolor,
Quellen
- www.filmportal.de, unter "all credits" abgefragt am 26. März 2018
- "Salzburger Nachrichten", 7. März 1968, in einem Faksimile vom 14. März 2018
- www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 21. März 1964, Seite 19