Apothekerhof
Der Apothekerhof ist ein zumindest aus dem 16. Jahrhundert stammendes Landhaus am Fuße des Gaisbergs in der Stadt Salzburg-Parsch am nordwestlichen Beginn der Kreuzbergpromenade.
Geschichte
Der erste prominente Besitzer des Apothekerhofs war die Beamtenfamilie Rotmayer, auch die Freiherrenfamilie Ritz - nach denen auch der Ritzerbogen in der Salzburger Altstadt benannt ist - sind als Hausherren vermerkt. 1686 gelangte das bereits 1600 urkundlich erwähnte Haus in den Besitz des Salzburger Hofapothekers Joseph Christoph Mayr und hieß dann Apothekerhof. Er blieb bis 1887 in Besitz der Familie Mayr. Da der Hofapotheker 1727 auch den Fondachhof ganz in der Nähe erwarb, wurden die beiden damals "Oberer Apothekerhof" (Apothekerhof) und "Unterer Apothekerhof" (Fondachhof) genannt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich halb Parsch im Besitz der Apothekerfamilie. 1887 ging der Apothekerhof an den Münchner Brauereibesitzer Ludwig Schmederer, der sich gegenüber die Villa Schmederer erbauen ließ und den Apothekerhof verpachtete. Er versuchte den Hof als landwirtschaftlichen Musterbetrieb zu etablieren, der im Volksmund "Schmedererhof"[1] genannt wurde. Da dieser Teil von Parsch seinerzeit noch zur Gemeinde Aigen gehörte, findet sich in historischen Zeitungen immer wieder die Nennung "im Apothekerhof zu Aigen".[2] Zehn Jahre später wird er als in Parsch liegend bezeichnet.[3]
Der Schmedererhof bestand aus fünf Joch (rund 2,9 Hektar) Wiesen und Äcker und aus 80 Joch (rund 46 Hektar) Wald. Die Besitzerin, Frau Schmederer, hatte das Gut im 20. Jahrhundert verpachtet. Der letzte Pächter vor Ende des Zweiten Weltkriegs, der das immer mustergültig geführte Gut leitete, besaß 45 Stück Vieh. 1943 lieferte der Schmedererhof 84 000 Liter Milch und 1945 noch 65 000 Liter Milch, 1946 brachte die Produktion von Gemüse einen Verkaufserlös von 30.000 Schilling. Seine Gemüseanlagen versorgten Hunderte von Menschen, die jährlich 70 000 Salatpflanzen setzten. Außerdem konnte der Hof der "Gemeinde Aigen" (Zitat Quelle,[4] was nicht zutreffend sein kann, da die Gemeinde Aigen 1935 zur Stadtgemeinde Salzburg eingemeindet wurde) 30 000 Kilo Erdäpfel zur Verteilung an die Bevölkerung zur Verfügung stellen.
Von Frau Schmederer wurde das Gut ab 1945 "vollkommen auseinandergerissen und in viele kleine Gründe zerteilt. Diese wurden an Gewerbetreibende, Ausländer und an einen 'Grafen' verkauft oder verpachtet" stand in der Ausgabe vom 30. April 1948 des "Salzburger Tagblatt". Da dem Pächter jedoch das Futter fehlte musste er 46 Kühe verkaufen. Die Äcker und Wiesen wurden zum Teil Baugründe, zum Teil brachliegende Felder. Der Rest des Gutes, die Wirtschaftsgebäude und das daran anschließende Gelände wurde schließlich einer Filmgesellschaft angeboten, die es langjährig pachtete.[4]
Auf dem Gelände des Apothekerhofs wurden dann Filmstudios eingerichtet, in denen bis Ende der 1970er-Jahre Filme gedreht wurden. So entstanden ab 12. April 1950 mehrere Märchenfilme mit den Salzburger Marionetten, die im amerikanischen Fernsehen gezeigt werden sollten. Am 5. Juli 1952 pachtete die "Wien-Film" von der ÖFA das Filmstudio im Apothekerhof; der Marischka-Film "Saison in Salzburg" mit Hannerl Matz, Adrian Hoven, Walter Müller und Hans Richter wurde zum Teil in Salzburg gedreht.
1979 wurde der Apothekerhof vom Salzburger Architekten Reinhold Seeger umgebaut.
Die vom Apothekerhof wegführende Straße heißt Apothekerhofstraße.
Weblink
- Lage auf www.openstreetmap.org
Quelle
- Lohmann, Harald; Laimer, Helmut; Willi, Claudia: Parsch erzählt. Geschichte und Geschichten eines Salzburger Stadtteils, Salzburg 2008