Kurt Möschl

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Kurt Möschl ist ein ehemaliger langjähriger Bezirkspolizeikommandant der Polizei im Pinzgau.

Leben

Viele Ereignisse quer durch den Bezirk erlebte er in der ersten Reihe mit, nun kann es Kurt Möschl ruhiger angehen. Sein Pensionsantritt erfolgt zwar erst Anfang September 2024, de facto ist die berufliche Laufbahn mit Ende April 2024 aber so gut wie vorbei. Der 64-Jährige geht in den Resturlaub und Zeitausgleich, ehe er in der letzten Augustwoche zur offiziellen Verabschiedung ein paar behördliche Runden dreht und seinen Abschlussbericht präsentiert.

Schon Mitte April 2024 empfing Möschl Andreas Rachersberger von den "Pinzgauer Nachrichten" zu einem Bilanzgespräch in seinem Büro in Zell am See. Gefragt nach den augenblicklichen Gefühlen, sagte er: "Natürlich schwingt ein bissl Wehmut mit, wenn ich an den Abschied von meinem lässigen Team denke. Aber das lachende Auge überwiegt. Ich spüre körperlich, dass die Zeit reif ist, und freue mich darauf, die Tage selber einteilen zu können. Zeit zu haben, einmal alles fallen zu lassen und darüber nachzudenken, was im Berufsleben passiert ist."

Vom Lehrling in der Strickerei zur Führungskraft der Polizei

Möschls Vater führte einst in Saalfelden eine Strickerei, dort absolvierte der Sohn eine kaufmännische Lehre. Dann zog es ihn in die Welt hinaus. Nach Forstarbeiten in Norddeutschland konnte er sich - nebst Gelegenheitsjobs - lange Reisen leisten, was ihn quer durch Amerika führte. Eineinhalb Jahre lang fuhr er zudem zur See. Insgesamt war er fünf Jahre unterwegs, ehe er bei der Zollwache andockte und die Matura nachmachte. 1995 wechselte er zum Gendarmerieposten von Saalfelden, 1998 dann ins Bezirkskommando. Nach Abschluss des Offizierslehrgangs im Jahr 2001 wurde Möschl zum Stellvertreter des damaligen Bezirksgendarmeriekommandanten Arno Kosmata befördert. Und nachdem sich dieser ab 2004 als Landtagsabgeordneter stark der Politik widmete, leistete Möschl schon von da an viel Regiearbeit an der Spitze der Pinzgauer Polizei.

Zum Bezirkskommandanten wurde er offiziell 2013 ernannt.

Flugzeug-Crash als prägendes Ereignis

Besonders prägend in beruflicher Mission sei für ihn ein Unglück am 5. März 2007 gewesen, als es bei einer Kollision eines Hubschraubers und eines Kleinflugzeugs auf der Areit acht Tote zu beklagen gab. "Die Einsatzfläche erstreckte sich über sechs Hektar, die ganze Szenerie mitanzusehen, war sehr belastend. Außerdem galt es, schwierige Angehörigengespräche zu führen, nachdem es damals noch kein Kriseninterventionsteam gegeben hat."

Trotz aller Dramatik in der Führungsfunktion Ruhe auszustrahlen, das sei das A und O: "Wenn andere hysterisch werden, musst du sie bremsen." Auch als Teil der Verhandlungsgruppe Mitte (Oberösterreich und Salzburg) machte Möschl aufwühlende Erfahrungen: "Wenn du einem Menschen mit Waffe gegenübersitzt, ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt." Darüber hinaus hatte der Saalfeldener von 2009 bis 2015 als Chef der Salzburger Alpinpolizei intensiv alles im Blick, was sich auf den Bergen abspielte. So passte der letzte große Einsatz gut ins Bild: die Begleitung des Skiweltcupfinales in Saalbach-Hinterglemm.

Die Araber, Corona und ein "vorbildlicher Einsatzstab"

Auf die Frage nach speziellen Herausforderungen für die Pinzgauer Polizei fällt dem langjährigen Kommandanten sofort ein: "Die Araber sind bei uns schon ein außergewöhnliches Phänomen. Da sind wir im Straßenverkehr stark gefordert. Auch die Kontrolle des Antigesichtsverhüllungsgesetzes betraf uns von Anfang an sehr, Druck ist hierbei auch aus der Bevölkerung gekommen. Mit Corona ist es um diese Thematik dann ruhiger geworden."

Corona sei dafür als leitender Polizeibeamter äußerst herausfordernd gewesen. "Da ist man g'scheit drangekommen, es gab zuvor ja kein Konzept. Und natürlich hatte man auch in den eigenen Reihen Gegner der Vorschriften - und die sollten deren Einhaltung kontrollieren. Ich war immer auf der Suche nach einem sauberen Mittelweg. Denn eines war für mich klar: Es wird ein Leben nach Corona geben."

Was sich auch im Pinzgau häufen würde, seien Betrügereien, speziell im Internet oder mit dem Neffentrick. Der organisierte Skidiebstahl habe im Vergleich zu den Höchstzeiten dagegen stark abgenommen. Mit Gewaltdelikten und Vandalismus sei man in der Wintersaison stärker konfrontiert, "der Sommertourismus ist der sanftere". In bester Erinnerung bleibe ihm die "vorbildliche Zusammenarbeit" im Pinzgauer KAT-Team, das alle Blaulichtorganisationen und Vertreter der Behörde vereint: "Dieser Einsatzstab pfeift."

Wie wird Möschl seine viele freie Zeit nun nutzen?

"Ich bin leidenschaftlicher Opa von David (4) und Julia (2), liebe das Radfahren, spiele Gitarre und zeichne gerne." Sein Ruhepol sei seine Frau Semira, mit der er viel auf Achse sein werde, Kreta ist zu ihrem Sehnsuchtsort geworden - "seit 2011 sind wir jedes Jahr mehrere Wochen durchgehend dort. Die langen Urlaube habe ich mir als Selbstschutz angewöhnt, damit ich mich zwischendurch auch wirklich gedanklich ausklinken konnte."

Bis im September offiziell ein Nachfolger von Kurt Möschl den Dienst antritt, werden dessen Agenden vom bestehenden Team übernommen. Dem übergeordneten Bezirkskommando gehören sechs Mitarbeiter an, insgesamt hat die Polizei im Pinzgau einen Personalstand von rund 180 Personen, davon sind knapp über 20 Prozent Frauen.

Quelle

  • www.sn.at, 23. April 2023: "Eine Ära bei der Pinzgauer Polizei geht zu Ende"