Militärmanöver 1899 im Lungau

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Im September 1899 fanden Militärmanöver im Lungau statt.

Über die Militärmanöver

Das "Salzburger Volksblatt" berichtet in seiner Ausgabe vom 12. September 1899 über die Manöver:[1]

* Von den Manövern gehen der "L. Tpst." aus Tamsweg, 10. September, folgende Berichte zu:

Die diesjährigen Schlußmanöver zwischen dem 14. und 3 Corps dürften wohl zu den interessantesten jedoch auch anstrengendsten militärischen Uebungen gehören, da sich selbe durchwegs im Gebirgsterrain abspielen. Wie bereits gemeldet, war der Uebergang der 3. Infanterie-Truppen Division über die Tauern eine militärische Leistung von ganz außerordentlicher Art, indem die Truppen diesen höchst anstrengenden, 20 Stunden währenden Marsch in bester Condition zurücklegten und verhältnißmäßig frisch in ihre Ubicationen Mauterndorf beziehungsweise Tamsweg einrückten. Die Länge der zurückgelegten Strecke von Radstadt bis Mauterndorf beträgt 52 Kilometer, welche in einem Tagesmarsche zurückge­legt wurde. Einen geradezu herrlichen Anblick bot das Lager auf der Tauernhöhe. Sämmtliche Truppen lagerten auf einer großen Wiese in der Zeit von 12 Uhr Mittags bis 2 Uhr Nachmittags und wurde daselbst abgekocht. Es war ein militärisches Schau­stück von geradezu prächtiger Wirkung, wenn man das Lager der Truppen von der Tauernhöhe betrach­tete, indem dasselbe auf einer großen Thalwiese neben dem Gasthofe am Hohen Tauern aufgeschlagen war. Etwa 300 Schritte unterhalb des Gasthauses kam der Lastenmotorwagen, welcher ein Gewicht von nahe­ zu 30 Metercentner hat, nach rückwärts ins Rollen und blieb mit einem Hinterrade im Straßengraben stecken, wurde jedoch mittels Winden und ein paar starken Zugpferden wieder flott gemacht. Es entstand dadurch eine dreiviertelstündige Verzögerung.

Tamsweg gleicht einem großen Kriegslager. Gegenüber dem Bahnhof ist die Feldbäckerei errichtet, welche mit 4 Oefen täglich 8000 Stück Wecken liefert. Seit gestern tragen die Truppen das Feindesabzeichen, nämlich den weißen Streifen auf der Mütze. Die Musikkapelle concertirte von halb bis 7 Uhr auf dem Platze und war dies besonders für die Ortsbewohner ein großer musikalischer Genuß, indem die Kapelle unter Schebecks Meisterleitung wirklich vorzüglich spielte. Die Truppen sind hier in Tamsweg sehr gut untergebracht und ist auch der Gesundheitszustand derselben ein durchwegs befriedigen­der. Die Truppenbewegung ist im Pongau und Lungau von umso größerem Interesse, als seit dem Jahre 1809 also seit 90 Jahren, eine solche Massenbequartirung von Truppen nicht mehr statt­gefunden hat. Mit dem 11. September beginnen die eigentlichen Feindseligkeiten und sollen die Truppen über den Turrachpaß marschiren. Es dürfte Nachts im Freien campirt werden. Heute wurden in Tamsweg frische Landesfuhren und Schlachtvieh übernommen.

Die Zeit des Aufbruches der Truppen ist noch un­bekannt; es dürfte jedoch sehr zeitlich früh aufgebrochen werden. Unterkunft und Verpflegung der Mannschaft ist gut. Auch die Gasthäuser, welche überfüllt sind, zeigen eine große Leistungsfähigkeit.— Aus Tams­weg wird weiters gemeldet: Der Abmarsch erfolgte um 6 Uhr 30 Min. Früh. Die Berge sind tief herab beschneit. Das 4. Tiroler Jäger-Regiment marschirt über die Sumperalm, die anderen Truppen und der Stab über Predlitz und den Turrachsattel. Das Wetter ist klar, doch ist es sehr kalt. Die Wagen-Colonne für Bagage und den Proviant zählt über 150 Wagen.—

Aus Mariapfarr wird unterm 10. ds. Mts. berichtet: Der Abend des 9. ds. Mts. brachte dem freundlichen Wallfahrtsorte Mariapfarr im Lungau eine besondere Ueberraschung— die Einquartirung von Militär, ein Ereigniß, dessen sich die ältesten Leute der Pfarre nicht zu entsinnen wissen; denn das letzte Militär sah unsere ruhige Gebirgsgegend zur Zeit der Franzosenkriege. Nun ist für zwei Tage das Landwehr-Infanterie-Regiment Linz Nr. 2 hier eingezogen und hat Cantonirung in den Orten Bruchdorf, Pichl und Mariapfarr bezogen. Am Sonntag den 10. d. M. wurde die gesammte Mann­schaft des in Mariapfarr einquatirten 2. Bataillons zur Kirche geführt, woselbst vom Herrn Dechant[2] ein feier­liches Hochamt celebrirt wurde, dem beiwohnten: Oberst Ritter von Schildenfeld, Oberstlieutenant Krebs, die Majore Amon und Weißmann, sowie sämmtliche dienstfreien Oberofficiere. Bei diesem feierlichen Anlasse war der Kirchenchor von den Sängern des Officierscorps beigestellt und machten die zu Gehör gebrachten Chöre und Soli einen ge­radezu überwältigenden Eindruck, der in der tadel­losen Wiedergabe des herrlichen Chores "Das ist der Tag des Herrn" seinen Gipfelpunkt fand. Das Hauptverdienst gebührt hiebei, wie man uns mit­ theilt, dem Dirigenten Oberlieutenant Grießer. In mächtigen Accorden erklang zum Schlusse das ewig schöne "Kaiserlied" durch die Hallen unseres herrlichen Gotteshauses und beschloß eine Feier, die in ihrer erhebenden Schlichtheit den Theilnehmern unvergeßlich bleiben wird. Noch wäre das nette Benehmen der hier dislocirten Mannschaften und das liebenswürdige Entgegenkommen der Officiere zu erwähnen.

Quelle und Fußnote

  1. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 12. September 1899, Seite 2
  2. Josef Lackner