Murtalbahn

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Murtalbahn in Tamsweg
Tamsweg mit der Murtalbahn
Lokomotive Nr. 12 der Salzkammergut-Lokalbahnist heute bei nostalgischen Züge der Murtalbahn im Einsatz

Die Murtalbahn wurde 1893 erbaut und verbindet den Lungau mit der Obersteiermark. Sie ist eine 760 mm Schmalspurbahn.

Geschichte

Erstmals 1883 bemühte sich eine Gruppe von Investoren um eine Konzession für eine von der Rudolfsbahn[1][2] abzweigende Eisenbahnstrecke in den Bezirk Muraung. 1888 gab es einen neuerlichen Versuch von Ing. Hermann Ritter mit einem Projekt für eine Lokalbahn Sankt Lambrecht–Murau–TamswegMauterndorf. 1889 war das Bauunternehmen Stern & Hafferl ein Konzessionwerber. Alle drei Versuche scheiterten jedoch, der letzte wegen zu hoher Kosten.

Am 31. März 1892 beschloss der Steiermärkische Landtag aus Kostengründen, die Murtalbahn nur als Schmalspurbahn anlegen zu lassen. Allerdings bestand die Zentralregierung in Wien wie bei zahlreichen anderen Bahnprojekten aus strategischen Gründen auf einer Spurweite von 760 mm. Am 7. April 1893 wurde dem steiermärkischen Landesausschuss die Konzession zum Bau und zum Betrieb der Lokalbahn Unzmarkt – Mauterndorf für 90 Jahre genehmigt. Die Konzession wurde vorerst für 90 Jahre an die k.k. Staatsbahnen erteilt. Für die Planung war Carl Wurmb, der spätere Erbauer der Tauernbahn, verantwortlich- Er war damals Direktor des Steiermärkischen Eisenbahnamtes. Mit wenigen Ausnahmen wurde die Trasse bezüglich Bogenradien und Neigungsverhältnissen für einen allfälligen Umbau auf Normalspur ausgelegt. Der Bau wurde der Firma Stern & Hafferl übertragen. Adolph Joseph Fürst Schwarzenberg nahm am 27. August 1893 dann den Spatenstich vor. Die ersten Probefahrten wurden am 22. September 1894 durchgeführt.

Am 7. Oktober 1894 war die 76,230 km lange Bahnstrecke von Unzmarkt nach Mauterndorf fertiggestellt. Einen Tag später, am 8. Oktober, ging nach einer Bauzeit von 316 Tagen die Murtalbahn An der Eröffnung nahmen Handelsminister Ladislaus Gundacker Graf Wurmbrand, der Präsident der k.k. Staatsbahnen, Leon Ritter von Bilinski und der spätere Eisenbahnminister Heinrich von Wittek teil. Die damalige Streckenhöchstgeschwindigkeit wurde mit 30 km/h festgelegt. Ausgenommen davon war der Abschnitt Ramingstein-Thomatal–Tamsweg. Hier galt eine Streckenhöchstgeschwindigkeit von 25 km/h.

Zur Eröffnung der Murtalbahn brachte ein Sonderzug von Leoben knapp 200 Feiergäste nach Unzmarkt. Zitat des damaligen Bürgermeisters Josef Mitteregger bei der Eröffnungsrede: "Die Teilnahme an dieser Feier sowohl seitens der Bevölkerung von Murau wie der Umgebung möge beweisen, welches Interesse besteht. Unser lang gehegter Wunsch nach einer Eisenbahnverbindung ist nun in Erfüllung gegangen, mit dem nächsten Zug wird unsere Bahn dem allgemeinen Verkehr dienen und unser stilles Tal wieder beleben. Das verdanken wir dem hohen Steiermärkischen Landtag und hervorragenden Männern des Landes."

Schon damals wurden auf der Murtalbahn zur Verständigung zwischen den Bahnhöfen und den auf der Strecke befindlichen Zügen Telefone eingesetzt. Die Murtalbahn war somit die erste Bahn Österreichs, die das Zugmeldeverfahren mittels Telefon durchführte.

Die ersten Betriebsjahre der Murtalbahn liefen nur schleppend. Doch von Jahr zu Jahr brachte die Murtalbahn mehr Touristen in die Stadt Murau. 1896 gab es auch starke Zunahmen im Güterverkehr. Zum Beschleunigen des Verkehrs wurden mit 1. Oktober 1912 die Haltestellen Gestüthof, Cäciliabrücke, Kendlbruck, Madling, Lintsching und Steindorf-Faningberg in Bedarfshaltestellen umgewandelt.

Im Jahr 1921 übernahmen die Steiermärkischen Landesbahnen die Betriebsführung. In der Zeit von 1933 bis 1939 kamen die ersten Austro-Daimler-Benzintriebwagen zum Einsatz, die eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h erreichten. Allerdings musste später wieder auf Dampf umgestiegen werden, denn die Triebwagen liefen nicht problemlos. Unfälle, technische Schwierigkeiten, Treibstoffmangel und Reparaturanfälligkeiten führten dazu, dass die Triebwagen 1939 wieder ersetzt wurden. 1942 wurde die "Aktiengesellschaft Murtalbahn Unzmarkt - Mauterndorf" aufgelöst und das Vermögen an das Land Steiermark übertragen.

1968 fuhren zum ersten Mal Dampfbummelzüge durch das Murtal. Am 31. März 1973 wurde der Personenverkehr von Tamsweg nach Mauterndorf aufgelassen, 1981 dann der gesamte Verkehr und ein halbes Jahr später wurde die Strecke an die Taurachbahn-GmbH verpachtet.

1981 war ein Schlüsseljahr: Die steiermärkische Landesregierung machte den weiteren Bahnverkehr im Lungau von einem Beitrag des Landes Salzburg abhängig, man einigte sich auf sieben Millionen Schilling (€ 1,436 Millionen nach Geldwert 2023). Nach Ablauf der Konzession wurde diese um zehn Jahre verlängert. Inzwischen besteht die Konzession nach mehrmaliger Verlängerung bis Ende 2018.

1987 wurde der Bahnexpressverkehr zwischen Murau und Tamsweg aufgenommen. Seit 1996 fährt im Sommer an Sonntagen wieder ein Zugpaar, um Radfahrer nach Tamsweg zu bringen.

Am 1. September 1998 wurde der umgebaute Bahnhof Tamsweg mit neuer Bahnhofgastwirtschaft sowie zusätzlich errichteten Park & Ride-Flächen eröffnet, auch ein Fingerzeig dafür, dass die Bahn auf Jahre hinaus bestehen bleiben soll. Ende Februar 1999 wurde allerdings der Bahnexpressverkehr wieder aufgelassen.

Am 10. Dezember 2002 kollidierten auf der eingleisigen Schmalspurstrecke in den Vormittagsstunden ein Güterzug und eine Triebwagengarnitur und verkeilten sich ineinander. Fünf Menschen wurden beim Zusammenstoß verletzt.

Zum Fahrplanwechsel 2006 bot die Murtalbahn wieder einmal mehr Komfort. Infrastrukturell wurden an insgesamt 14 Haltepunkten die Bahnsteige befestigt und asphaltiert, wodurch sich eine bessere Erreichbarkeit sowie ein schnellerer Fahrgastfluss ergeben.

Am 9. Juli 2021 entgleiste gegen 07:15 Uhr eine Garnitur der Murtalbahn zwischen Predlitz und Kendlbruck in Ramingstein und stürzte in die Mur. Es gab 17 Leichtverletzte. Ein Kind wurde mit dem Notarzthubschrauber in das Kardinal Schwarzenberg Klinikum nach Schwarzach im Pongau gebracht. Im Zug befanden sich 54 Schüler und Jugendliche.[3] Der Unfall passierte kurz nach der Landesgrenze zur Steiermark in einer leichten Biegung. Ein Baum dürfte in der Nacht aufgrund eines Gewitters und des nächtlichen Starkregens von der Böschung auf die Gleise gestürzt sein. Das Triebfahrzeug konnte trotz Notbremsung einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern.[4]

Bilder

 Murtalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

Einzelnachweise

  1. siehe Ennstalwiki → enns:Rudolfsbahn
  2. Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des Salzburgwikis
  3. www.sn.at, 9. Juli 2021
  4. Salzburg24.at vom [https://www.salzburg24.at/news/salzburg/lungau/murtalbahn-unfall-in-salzburg-zugverkehr-wieder-mit-anfang-der-woche-106403947 10. Juli 2021