Alfred Brendel

Von links Markus Hinterhäuser, Alfred Brendel und Hans Neuenfels.

Alfred Brendel, KBE (* 5. Jänner 1931 in Wiesenberg, Okres Šumperk, Tschechoslowakei; † 17. Juni 2025 in London) war ein österreichischer Pianist und Essayist. Er gilt als einer der bedeutendsten Interpreten klassischer und romantischer Klaviermusik und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Brendel war der erste Pianist, der nahezu alle Klavierwerke Ludwig van Beethovens einspielte. Im Dezember 2008 zog er sich aus dem Konzertleben zurück.

Salzburgbezüge

2014 erhielt Alfred Brendel die Goldene Mozart-Medaille.

Nachruf zum Tod von Alfred Brendel

Ein Nachruf der "Salzburger Festspiele" vom 18. Juni 2025.

"Alfred Brendel war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Von staunenswerter Begabung und wahrhaft universeller Bildung setzte er als Pianist, als glänzender Essayist, als Musikdenker und Vortragender vergleichslose Maßstäbe. Intellekt und Empfindsamkeit waren für Alfred Brendel kein Gegensatz, sie waren der Aggregatszustand für ein Leben, das eine einzige Liebeserklärung an die Musik war", drückte Markus Hinterhäuser seine Trauer um den Tod Alfred Brendels aus, der ihm auch ein persönlicher Freund war.

Fast fünf Jahrzehnte war Alfred Brendel untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden. Kaum ein Pianist hat die Salzburger Festspiele so sehr geprägt wie er. Am 21. August 1960 gab er mit Ernst Kreneks zweitem Klavierkonzert im Rahmen eines Konzerts der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Heinz Wallberg sein vielumjubeltes Festspieldebüt.

In den folgenden Jahren waren es die Mozart Matineen mit Bernhard Paumgartner, mit denen er sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Herzen des Publikums spielte.

Es sollte allerdings bis 1977 dauern bis er, mit einem Schubert Programm, in einem Solistenkonzert bei den Festspielen zu erleben war. Ein Umstand, den Andrea Seebohm im "Kurier" wortreich anprangerte: "Brendels Schubert-Interpretationen gehören zweifellos zum Größten, Aufregendsten, was unsere an schöpferischen Meisterleistungen reiche Zeit hervorgebracht hat. Und es mutet wie ein schlechter Witz an, dass dieser Mann bis zum vergangenen Samstag warten musste, um seinen ersten Salzburger Solo-Abend geben zu dürfen, während weit jüngere und konventionellere Pianisten diese Chance längst erhielten."

70-mal ist Alfred Brendel bei den Salzburger Festspielen aufgetreten. 28-mal als Solist, 22-mal bei Orchesterkonzerten, 8-mal bei Mozart Matineen und achtmal in Liederabenden, etwa als kongenialer Partner von Dietrich Fischer-Dieskau. Und zuletzt – nach seinem Abschied vom Konzertpodium 2008 – begeisterte er mehrmals als geistvoll-witziger und hintergründiger Vortragender mit seiner "Schule des Hörens" das Festspielpublikum.

Die Musik der Wiener Klassik – die immer noch unterschätzten Klaviersonaten Haydns, Mozart und Beethoven, dessen Klavierwerke er als erster in seiner Gesamtheit aufgenommen hat – waren ihm Herzensangelegenheit. Seine Auseinandersetzung mit dem Klavierwerk Franz Schuberts schrieb Interpretationsgeschichte. Er spielte hochgelobte Aufnahmen von Robert Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms ein und sein Einsatz für das Klavierkonzert Arnold Schönbergs ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Alfred Brendel war kein Virtuose im üblichen Sinn, Technik war ihm immer nur Mittel zum Zweck. Sein "Nachdenken über Musik", wie er seinen ersten Essay-Band 1977 nannte, war die Keimzeile seiner einzigartigen Interpretationskunst.

"Die Salzburger Festspiele verneigen sich in großer Dankbarkeit vor Alfred Brendel, einem großen Künstler, einem unvergleichlichen Pianisten und einem wirklichen Freund", so Markus Hinterhäuser.

Quellen