David Rettenbacher
David Rettenbacher (* 1982 in der Stadt Salzburg) ist Controller und Mitglied des Fanklubs "Union ’99 Ultra Salzburg".
Fan
David Rettenbacher hatte an einem für Salzburg historischen Fußballtag seinen ersten Kontakt mit der Salzburger Austria. Als Bub erlebte er mit seinem Papa im Herbst 1988 wie Hans Krankl auf Schneeboden die Salzburger zu einer Gewaltleistung trieb und durch den 2:1-Sieg über SV Spittal das damals übliche mittlere Play-off schaffte. Von da an ist Rettenbacher tief violett eingefärbter Fan und bleibt es nach der Übernahme der Austria durch Red Bull. Dass nicht Red Bull, sondern die "Austria neu" im EURO-Jahr 2008 einen zweiten Meistertitel feiert, sieht er als Signal für Fußballsport frei vom Zugriff der großen Konzerne.
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
Im EURO-Jahr 2008 feiert nur ein Fußballverein der Stadt Salzburg einen Meistertitel – die mitten in der Saison 2005/2006 neu gegründete Austria Salzburg. Der Titel in der 1. Klasse Nord bringt den Aufstieg in die zweite Landesliga.
Das klingt in der mit glanzvollen Auftritten im UEFA-Cup und in der Champions League geschmückten violetten Vereinsgeschichte sehr bescheiden. Aber bei der Feier, die am 7. Juni 2008 praktisch den ganzen Tag über auf der ASKÖ-Anlage in Maxglan läuft, werden bis zu 3000 Fans erwartet. Für David Rettenbacher, Austria-Salzburg-Fan seit Kindheitstagen, ist es ein großer Moment. "In so vielen Bereichen bewegt sich der Fußball so weit weg von der Basis. Wenn das Geld und das Drumherum wichtiger wird, als der Fußball, dann stimmt es nicht mehr", sinniert Rettenbacher,"unser Weg beweist, dass auch eine andere Entwicklung möglich ist."
Als Mitglied des Fanklubs "Union ’99 Ultra Salzburg" hat Rettenbacher die Farbenspiele von violetter Tradition zu blau-roter Red-Bull-Zukunft mit all den Kämpfen und Krämpfen aus der Nähe erlebt. Rettenbacher: "Als Red Bulls Trainer Kurt Jara gesagt hat, wenn die Violetten einen eigenen Klub wollen, sollen sie einen gründen, war es aus bei mir und bei meinen Freunden." Die violetten Fans hatten für ihre Fußballheimat verloren – und über die Zwischenstation PSV eine neue gesucht und gefunden. Die neue Austria Salzburg wurde gleich zu einem Phänomen in der Fußballszene.
"Vom ersten Tag an haben sich Fanklubs ausländischer Vereine bei uns gemeldet und uns unterstützt", schildert Rettenbacher,"viele Fans spüren, dass der Weg, den der Fußball geht, nicht richtig ist. Gegen Sponsoren ist nichts zu sagen. Aber wenn sich der Fußballsport der Linie von großen Konzernen unterzuordnen hat, dann ist das nicht mehr Fußball. Und dass Rapid und nicht Red Bull Meister geworden ist, beweist ja, dass mit Geld nicht alles machbar ist."
In Maxglan werden heute Fangruppen aus Dortmund, Barletta ("nördlich von Bari und rund 1200 Kilometer Anreise"), Udine, Aarau und Rostock erwartet. Rettenbacher knüpft viele Kontakte und fährt auch zu den befreundeten Klubs. Zu Auswärtsspielen in der Meisterschaft reisen oft mehr violette Fans an, als die Gastgeberorte Einwohner zählen. Jetzt reiben sich die Klubkassiere in der 2. Landesliga die Hände. Die Fans der Violetten sanieren das Budget.
Bei der EURO 2008 hält Rettenbacher dem österreichischen Team "trotz der Kommerzialisierung" die Daumen: "Ich wäre zufrieden, wenn es im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland noch um dem Aufstieg geht."
O-Ton
- Red Bull wurde in der Bundesliga Vizemeister. Das hat mich gefreut. Für diesen Kader ist das wirklich eine tolle Leistung.
- Die EURO sehe ich mit gemischten Gefühlen: Sie ist ein sportliches Großereignis vor unserer Haustüre – aber mit unangenehmen Begleiterscheinungen. Die Ticketvergabe war nicht okay und dass Würstelstände nach Druck von Sponsoren zusperren müssen, das dürfte nicht sein.