Fremdenverkehrswirtschaft

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Die Fremdenverkehrswirtschaft, meist Tourismus[1]wirtschaft genannt, ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Welt und natürlich auch im Bundesland Salzburg.

Geschichte

Im vierten Quartal des 20. Jahrhunderts setzte ein auf Lebensgenuss (life-style), Konsum und Mobilität ausgerichtetes Freizeitverständnis ein. Es wurde zu einem der wichtigsten Wachstumsbranchen der Wirtschaft. Gab ein vier-Personen-Arbeitnehmerhaushalt mittlerem Einkommens im Jahr 1985 noch 891 deutsche Mark aus, waren es 1975 bereits 3.397 DM und erreichten 4.009 DM im Jahr 1985.

Bereits 1989 erkannten die Autoren der Quelle, Fritz-Karl Ferner (Akad. gepr. Werbekaufmann), Prof. Robert Müller (Lehrbeauftragter für Werbung und Verkauf an der Wirtschaftsuniversität Wien) und Dkmf. Dr. Helmut Zolles (damals geschäftsführender Direktor der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung), dass es Probleme mit der wachsenden Fremdenverkehrswirtschaft in Österreich geben wird. Unter anderem stellten sie fest, dass Fremdenverkehrsregionen Naturreservate schaffen werden, die geschützt werden müssen und in denen der Fremdenverkehr (Anm. Freizeitvergnügen) ausgesperrt werden muss. Ferner muss ein Fremdenverkehrskodex entwickelt werden , den sowohl die Gäste wie die Gastgeber als verpflichtend anerkennen sollten.

Die Autoren setzten sich auch schon mit Ökologie und sanftem Fremdenverkehr auseinander. Sie verwiesen auf den Futurologen Robert Jungk, der schon 1980 den "sanften Fremdenverkehr" forderte und eine Gegenüberstellung von hartem und sanftem Reisen aufstellte.

Jost Krippendorf (* 1938 in Bern; † 2003 in Muri bei Bern) war ein Schweizer Fremdenverkehrsforscher, der als einer der Vordenker eines sozial- und umweltverträglichen Fremdenverkehr gilt. In seinem Buch "Alpsegen-Alptraum, Für eine Tourismusentwicklung in Einklang mit Mensch und Natur", 1986, entwarf Krippendorf zehn Grundsätze für die Entwicklung des Fremdenverkehrs. Darunter waren die Punkte (Auszug)

  • Die schwächeren Elemente im Gefüge stärken und auswuchernde Elemente zurückbinden:
Die Natur gegenüber den Interessen der Wirtschaft,
Die Landwirtschaft gegenüber dem Fremdenverkehr;
  • Kontrolle über Grund und Boden behalten
  • Eine zurückhaltende Erschließungspolitik verfolgen

Schon in den 1980er-Jahren erkannte man als möglichen Hauptstörfaktor im Urlaub die Umweltverschmutzung, gleichauf mit überhöhten Preisen.

Gegenwart

Die Fremdenverkehrswirtschaft im Bundesland Salzburg konzentriert sich auf den Städtefremdenverkehr (z. B. Fremdenverkehr Stadt Salzburg), aber vor allem auf den Winterfremdenverkehr. Beide Bereiche bringen zunehmend Probleme mit sich:

  • Als Übertourismus ("Overtourism") [richtiger "Überfremdenverkehr"] wird eine Entwicklung im Fremdenverkehr bezeichnet, die das Entstehen von offen zutage tretenden Konflikten zwischen Einheimischen und Besuchern an stark besuchten Zielen zum Gegenstand hat. Aus Sicht der Einheimischen werden Touristen zu einem Störfaktor, der das tägliche Leben vor Ort zunehmend belastet; auch die Besucher selbst können die hohe Zahl der sie umgebenden Touristen als störend empfinden. Auch die touristische Vermietung einer Wohnung sowie Zweitwohnsitze stellen zunehmend Konfliktpotentiale dar.
  • Im Winterfremdenverkehr duellieren sich Skigebiete in immer früheren Öffnungszeiten von Skipisten. Jüngstes, aufregendes Beispiel ist das Skigebiet Resterhöhe im Oberpinzgau, wo Mitte Oktober 2018 schmale Schneestreifen in einem ausnehmend warmen "goldenen Herbst" zum Skifahren eröffnet wurden. Speicherteiche für künstliche Beschneiung oder Errichtung von Seilbahnen mit überdimensionalen Bergstationen, die teilweise zu Erlebniswelten ausgebaut werden (Beispiel Gipfelwelt 3000 am Gipfel des Kitzsteinhorns auf 3 203 m ü. A.; Aussichtsplattform "Glocknerblick" und Hängebrücke am Stubnerkogel) stehen im Gegensatz zu oben Erwähntem und erzeugen Konflikte. So hatte erst im Herbst 2018 eine ablehnende Haltung der Lungauer Bevölkerung gegenüber der Errichtung von Windrädern ein weiteres geplantes Windenergie-Projekt zu Fall gebracht (siehe auch Windkraft in der Gemeinde Thomatal). Unter anderem wurde argumentiert, dass der Fremdenverkehr nachhaltig gestört werden würde.[2]
  • Mountainbiking (Bergradfahren) muss immer stärker regelmentiert werden, weil "die Biker-Vereinbarung von den Benutzern zunehmend nicht eingehalten wird. Nicht freigegebene Strecken werden trotzdem benützt. Die Jahres- und tageszeitlichen Limits werden ebenfalls teilweise nicht eingehalten. Sogar Sachbeschädigungen an Hinweis- und Verkehrszeichen werden durchgeführt." Zitat Josef Huber, Leiter des Forstreviers St. Michael (siehe Mountainbiken im Lungau). Auch kommt es immer wieder zu Kollisionen zwischen Mountainbiker und Wanderer.

Literatur

  • Ferner, Fritz-Karl; Müller, Robert; Zolles, Helmut: Marketingpraxis im Fremdenverkehr, das bessere touristische Marketing entscheidet über den Erfolg des Urlaubsangebotes. 3. Auflage, 1989, ORAC-Verlag Wien, ISBN 3-7015-0182-3

Quellen

  • Marketingpraxis im Fremdenverkehr
  • Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Overtourism"

Einzelnachweis

  1. aus dem Französischen le tourisme, übersetzt Fremdenverkehr
  2. www.salzburg24.at Windkraft-Projekt im Lungau vorerst abgeblasen, Oktober 2018; www.sn.at Bürgerabstimmung: Gegenwind für Windräder im Lungau, Oktober 2013; beide abgefragt am 18. Oktober 2018