Archidiakonat Graz
Das Archidiakonat Graz war eine kirchliche Verwaltungseinheit innerhalb der Kirchenprovinz Salzburg.
Geschichte
Das Archidiakonat Graz wurde 1640 anstelle des Archidiakonats Untere Mark gegründet. 1679 wurde das Gebiet zwischen Mur und Drau als Archidiakonat Leibnitz (seit 1685 Archidiakonat Straßgang) ein eigenständiges Archidiakonat.
Grazer Volksblatt 1885
In der Ausgabe vom 1. Oktober 1885 schreibt das "Grazer Volksblatt" über das Archidiakonat Graz im Zusammenhang über "geistlichen Behörden und kirchenlichen Zusammenhänge" in der Steiermark, die mit dem Salzburger Erzbischof zusammenhängen:[1]
Das Archidiakonat Graz, auch der "Vorauer District" genannt. Vormals war für Unter- und Obersteier (per utramque Styriam) in der Regel nur ein Archidiakon oder Erzpriester bestellt und zwar gewöhnlich in der Person des Pfarrers zu Gradweiu. Im Falle einer Erkrankung u. dgl. oder bei eintretender Vacatur Vakanz wurde provisorisch ein Archidiakonats-Commissär an einer anderen Pfarre in Ober- oder Untersteier oder in beiden Theilen zugleich bestellt, welcher die gleichen Rechte und Pflichten des Archidiakones hatte und insgemein der Erzpriester genannt wurde. Nach dem Tode des letzten Erzpriesters von Gradwein, Wolfgang Graßperger, im Jahre 1618 wurde dieses Amt dem Stadtpfarrer zum heil. Blut in Graz Georg Hammer übertragen und derselbe zum Archidiakon per utramque Styriam bestellt. Später beabsichtigte der Erzbischof von Salzburg dieses weitläufige Archidiakonat zu trennen und bestellte anfänglich den Stadtpfarrer von Radkersburg, Dr. Jakob Abbt, als Commissär pro Styria inferiori, während er den Pfarrer von St. Veit ob Graz, Dr. Melchior Perger, mit der Verwaltung dieses Amtes pro Styria superiori betraute. Im Jahre 1640 erfolgte endlich die definitive Theilung in zwei Archidiakonate zu Graz für Untersteier. und zu Bruck für Obersteier. Der untersteirische District, welcher sämmtliche Pfarren der Salzburger Diözese vom Wechsel bis zur Drau umfaßte, wurde im Jahre 1679 nochmals getheilt, indem auch zwischen der Mur und Drau ein eigenes Archidiakonat errichtet wurde (zuerst mit dem Sitze in Leibnitz und dann seit 1686 in Straßgang, so daß das Grazer Archidiakonat nur mehr den sogenannten Vorauer District zwischen der Mur und der ungarischen Grenze behielt. Das Archidiakonat Graz war wieder in acht Decanate mit 71 Pfarren ec. eingetheilt und zählte circa 175.000 Seelen. Diese acht Decanate waren folgende: 1. Decanat Graz, 2. Decanat Straden, 3. Decanat Riegersburg, 4. Decanat Hartberg, 5. Decanat Vorau, 6. Decanat Pöllau, 7. Decanat Birkfeld, 8. Decanat Weiz. Hiezu gehörte auch noch: 9. Der District von Rein mit den beiden Pfarren St. Stephan am Gradkorn und Semriach am linken Murufer. Uns interessirt jedoch nur das erstgenannte Decanat Graz. Zu demselben gehörten damals:a) Die Haupt- und Stadtpfarre zum heil. Blut in Graz mit circa 27.000 Seelen, wobei wir hier bemerken müssen, daß in der inneren Stadt nur diese einzige Pfarre bestand, welche sich auch über die Murvorstädte, jedoch nur bis an den Mühlgang erstreckte. Dagegen hatte der damalige Stadtpfarrer und Erzpriester des Vorauer Districtes einen Vicar und fünf Capläne als Hilfspriester. Neben der Stadtpfarre befand sich das Priesterhaus mit den Alumnen, deren Director der jeweilige Stadtpfarrer war, nebst einem Präfecten und einem Professor, zugleich geistliche Räthe. [...]
Archidiakone
Verzeichnis der Vorsteher des salzburgischen Archidiakonats Graz:
- 1639–1654: Pfarrer Dr. Jakob Abbt
- 1655–1664: Pfarrer Dr. Jakob Khögler
- 1664–1684: Pfarrer Sebastian Parth
- 1684–1705: Pfarrer Dr. Mathias Meyak
- 1706–1707: Pfarrer Dr. Albert Ignaz Thavonat
- 1708–1722: Pfarrer Dr. Andreas Kronabethvogel
- 1723–1735: Pfarrer Dr. Johann Baptist Kursky
- 1736–1742: Pfarrer Dr. Balthasar Marinz
- 1743–1757: Pfarrer Dr. Alois Bertholdi
- 1757–1762: Pfarrer Dr. Anton Ambros Khern
- 1763–1785: Pfarrer Dr. Josef Franz Aichmayer
Quellen
- Dr. Hübner, Karl: "Die Archidiakonats-Einteilung in der ehemaligen Diözese Salzburg", in: MGSLK 45, 1905, S. 76.
- Ortner, Franz: "Das Erzbistum Salzburg in seiner Geschichte", Band 2, Seite 22f