Johann Sinnhuber

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Josef Neulinger, Johann Sinnhuber in chinesischer Nationaltracht, elf Jahre Flucht

Elf Jahre dauerte die Odyssee des Neumarkters Johann Sinnhuber († 1961), ehe er nach russischer Kriegsgefangenschaft, einer Flucht nach China und Amerika wieder heimischen Boden betrat.

Leben

Schon wenige Tage, nachdem er 1914 zum Fronteinsatz nach Lemberg[1] in die heutige Ukraine versetzt wurde, sah sich der Neumarkter Gallbauernsohn Johann Sinnhuber mit einer Überzahl von russischen Bajonetten konfrontiert und wurde gefangen genommen. Nach einer wochenlangen Reise unter schlimmsten Strapazen wurde er schließlich nach Ostsibirien in ein Strafgefangenenlager gebracht. Es dauerte dort nicht lange, bis die Schwarzen Blattern und Typhus ausbrachen sowie viele Inhaftierte dem Schwermut oder dem Irrsinn verfielen. Da sich Sinnhuber bewusst war, dass er unter diesen Umständen seine Heimat nie wieder sehen würde, reifte rasch der Plan zur Flucht.

Gemeinsam mit seinem oberösterreichischen Kameraden Josef Neulinger nutzte Sinnhuber die Möglichkeit der Arbeit in einem weniger gut bewachten Außenlager und türmte in Richtung China. Die beiden mussten zahlreiche Flüsse überqueren und tagelang beschwerlich in Sümpfen waten, ehe sie ihr Ziel erreichten und sich die nächsten Monate durch China schlugen. Endlich am Gelben Meer angekommen, arbeiteten sie in verschiedensten Tätigkeiten, um sich die Schiffsreise nach Amerika zu verdienen. Eineinhalb Jahre nach ihrer Flucht aus Ostsibirien war es so weit und die "China" legte mit Sinnhuber an Bord in Richtung San Francisco ab.

Inzwischen hatten die USA Österreich-Ungarn und Deutschland den Krieg erklärt. Um der nächsten Gefangennahme zu entgehen, arbeitete Sinnhuber auf einer entlegenen Farm in Sacramento. Von dort konnte er unter schwierigsten Bedingungen auch die Amerikareise von Dora Gastager, seiner Henndorfer Verlobten, organisieren. Die beiden gemeinsamen Kinder mussten einstweilen bei der Schwester Gastagers bleiben. Nachdem sich das Paar sieben Jahre nicht gesehen hatte, folgte bereits am Tag nach der Ankunft seiner Verlobten die Hochzeit.

Es ging den Sinnhubers in Amerika eigentlich recht gut, auch weiterer Nachwuchs stellte sich bald ein. Dennoch blieb der Gedanke an die Heimat und die beiden zurückgelassenen Töchter stets präsent. Also machte sich das Ehepaar im August 1925 auf, um die Heimreise in den Flachgau anzutreten. Über Chicago, New York und Hamburg kamen sie schließlich in Neumarkt an, wo sie von Hunderten Menschen begrüßt wurden.

Zwei Jahre später kehrten die Sinnhubers schließlich endgültig in die Vereinigten Staaten von Amerika zurück, wo Johann Sinnhuber 1961 auch verstarb. Seine Erlebnisse aus den Kriegsjahren wurden während des zweijährigen Heimataufenthaltes in einem kleinen Büchlein niedergeschrieben.

Sinnhubers Nachkommen leben heute noch in den USA und besuchten im Jahr 2008 auf Einladung des engagierten Neumarkter Lokalhistorikers Helmut Deinhammer die Heimat ihres Vorfahren.

Hinweis

Die Ausstellung "Von Hier. Und Dort. Geschichte(n) von Migration und Integration im Salzburger Land" im Museum in der Fronfeste in Neumarkt am Wallersee zeigte u. a. auch Informationen über Johann Sinnhuber. Zu sehen war die Ausstellung vom 19. Mai bis zum 31. Oktober 2016.

Literatur

  • Sinnhuber, Johann: "Johann Sinnhubers Erlebnisse aus dem Weltkriege 1914–1918", 64 Seiten, 1926 "im Verlage Johann Sinnhuber in Sieghartstein, Dorf Neumarkt" ... "bearbeitet von Albert Umlauft in Neumarkt bei Salzburg"

Quelle

Einzelnachweise

  1. heute Lwiw, eine Stadt in der westlichen Ukraine