Josef Kreuzhuber
Oberstudienrat Prof. Josef "Joschi" Kreuzhuber (* 16. Dezember 1936 in Vöcklabruck, OÖ; † 17. Juni 2025) war viele Jahre lang als Professor für Latein und Griechisch am Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare im Salzburger Stadtteil Liefering tätig und war eines der profiliertesten Mitglieder des dortigen Lehrkörpers.
Leben
Den Vater verlor Josef Kreuzhuber im Zweiten Weltkrieg, er fiel in Stalingrad.
Seine Gymnasiallaufbahn begann er im Jahr 1948 aufgrund eines Hinweises seines Onkels, des Kapuzinerpaters Sigismund, am Erzbischöflichen Privatgymnasium Borromäum, das er aber in der 7. Klasse verlassen musste. Er wechselte für die 8. Klasse an das Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare (das damals geringfügig liberaler war). Er absolvierte diese Klasse als externer Schüler vom Aiglhof aus, wo er in Untermiete wohnte, und legte im Jahr 1956 die Matura ab.
Nach der Matura studierte Kreuzhuber Klassische Philologie an der Universität Innsbruck, wo er auch seine spätere Ehefrau kennenlernte und im Jahr 1961 die Lehramtsprüfung für die Unterrichtsgegenstände Latein und Griechisch ablegte. Das Probejahr absolvierte er am Bundesgymnasium Salzburg.
Von September 1961 bis Ende 2001, also vier Jahrzehnte lang, gehörte er dem Lehrkörper des Lieferinger Privatgymnasiums an, seit 1994 mit dem Berufstitel "Oberstudienrat" versehen. Seit 1995 fungierte er auch als Stellvertreter des Direktors. Die letzten zehn Jahre übte er die Funktion des Schülerberaters aus.
Einprägsam war sein lebendiger, oft humorvoller Unterrichtsstil. Er verstand es, in seinem Latein- und Griechischunterricht die Schüler nicht nur die Sprache der Römer und Griechen zu lehren, sondern ihnen auch deren Kultur nahe zu bringen. Lebendigkeit brachte er insbesondere in den niedrigeren Klassen etwa mit den folgenden Elementen in den Unterricht:
- Er ermunterte die Schüler, Beispiele für lateinische Wörter aus dem Alltag beizutragen (ein solcher Beitrag war etwa die Automarke "Audi" (Übersetzung des deutschen Familiennamens "Horch"); dafür war der Beginn der Unterrichtsstunde vorgesehen.
- Er veranstaltete „Vokabelrennen“, bei denen die Schüler in mehreren Runden der Reihe nach jeweils nach einer Vokabel gefragt wurden und bei Nichtwissen ausschieden, bis am Ende ein Sieger feststand.
Kreuzhuber dachte – anders als viele seiner Berufskollegen – nicht daran, sich frühzeitig in den Ruhestand zu verabschieden; vielmehr blieb er bis zur Vollendung seines 65. Lebensjahrs im Schuldienst und hätte – ein seltener Fall von Begeisterung für die Lehrtätigkeit – noch gerne weitergearbeitet.
Als klassisch gebildeter und schauspielerisch begabter Mensch war Kreuzhuber auch ein gefragter Redner für festliche Anlässe.
Noch mit 80 Jahren gab Kreuzhuber gelegentlich Nachhilfe im Fach Griechisch; dieses wurde in der Stadt Salzburg noch am Akademischen Gymnasium, am Borromäum und am Privatgymnasium Liefering unterrichtet, aber (Nachhilfe‑)Lehrer waren rar.
Anekdoten aus seinem Leben gab Kreuzhuber etwa anlässlich der Altlieferingertage 2002 und 2006 oder Jubiläums in einem ausführlichen und lebendigen Rückblick zum Besten:
- Wie oben erwähnt, musste der Schüler Kreuzhuber nach der 7. Klasse das Borromäum verlassen. Die Ausschlussgründe waren: Er wolle nicht Priester werden (was damals eine Bedingung für den Besuch des Erzbischöflichen Privatgymnasiums war), er kleide sich zu modern und er habe am Sonntag zweimal, nicht bloß einmal die Messe besucht; das aus der Sicht der geistlichen Leitung Verwerfliche an dem zweimaligen Messbesuch war das zugrundeliegende Motiv gewesen, nämlich dass man bei dieser Gelegenheit Mädchen – wenn auch nur von hinten – zu Gesicht bekam.
- Er wäre gerne Schauspieler geworden, aber seine Eltern erlaubten es nicht; im Rückblick war er damit zufrieden, stattdessen Lehrer geworden zu sein, zumal er auch in diesem Beruf sein Schauspieltalent einsetzen konnte.
- Als er während des Studiums seine Zukünftige kennenlernte, hielt er es für opportun, ihr seine "uncoolen" altphilologischen Studienfächer zu verschweigen und sich vielmehr, da er sich so bessere Chancen ausrechnete, als Sportstudent auszugeben. Diese Schwindelei konnte er zwar nicht lange aufrechterhalten, sie heiratete ihn aber trotzdem.
So und ähnlich brannte Kreuzhuber in seinem Referat ein wahres Pointenfeuerwerk ab, durchmischt mit Einblicken in den Wandel der Zeiten und auch in die Zunahme an Einsicht und Reife auf Seiten des Lehrers.
Kreuzhuber hinterließ seine Ehefrau sowie einen in Brüssel lebenden Sohn und zwei in Wien lebende Töchter.
Quellen
- SN, Lokalausgabe vom 16. Dezember 2006, Geburtstage
- Lerch, Bernd: Ein Internatsleben, Band III: Die Maturaklasse 1975 und das Studienkolleg der Herz-Jesu-Missionare in Salzburg-Liefering 1967 bis 1981, Salzburg (Alt-Lieferinger) 2013. S. 82.
- Autobiographische Ansprache Prof. Kreuzhubers am 13. Mai 2006 auf dem Altlieferingertag 2006 aus Anlass des fünfzigjährigen Maturatreffens.
- Erinnerungen des Artikelverfassers, der von Prof. Kreuzhuber sechs Jahre lang unterrichtet wurde, und Gespräch mit diesem am 20. Mai 2017.