Schauspielerfamilie Thimig und Salzburg

Aus SALZBURGWIKI
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Bild unten die Schauspielerfamilie Thimig: Hugo, Helene, Hermann und Hans.
Die Schauspielerfamilie Thimig 1921.

Die Schauspielerfamilie Thimig und Salzburg hatte Verbindungen durch Helene (als "Gute Werke" im "Jedermann" u. a. Rollen) und Hermann Thimig (verschiedene Rollen), die viele Jahre bei den Salzburger Festspielen mitwirkten.

Die Familie

Der nachfolgende Beitrag stammt aus der Zeitschrift "Moderne Welt" aus dem Jahr 1921:

Schauspielerfamilien waren in der älteren Zeit eine häufige Erscheinung: die Schröder, die Ackermann, die Devrient, Familien, in denen sich nicht nur der Beruf, sondern auch das Talent vom Vater auf die Kinder und sogar auf die Enkel, auf die Neffen und Nichten vererbte. Damals bestand das ganze deutsche Theater eigentlich aus soundso vielen wandernden Truppen und fast jede Truppe war ein geschlossener Familienkreis. Jetzt ist die Schauspielerei meistens eine nüchtern bürgerliche Beschäftigung. Man spielt, man rackert sich, um sich als reicher oder doch gutsituierter Mann zurückziehen zu können. Und wenn ein berühmter Darsteller einen Sohn hat, so sagt er in neun von zehn Fällen gewiß: alles darf der Bub werden, nur nicht zum Theater gehen. Deshalb mutet eine Schauspielerfamilie wie die Hugo Thimigs und seiner Kinder als eine ganz merkwürdige Ausnahmeerscheinung an: der Vater Thimig, der mit seiner behaglich behäbigen Komik eine gute alte Burgtheatertradition fortsetzt und der auch einer der geschicktesten und diplomatischesten Direktoren des k. k. Hofburgtheaters war. Wenn der heute im unermüdlichen Ruhestande befindliche Hofrat Thimig als Ehrenmitglied auftritt in seinen Lieblingsrollen des Schmock und des Striese, dann bedeutet das immer einen vergnügten Ausflug in die alte gute Burgtheaterzeit.

Vater Thimig hat nicht weniger als drei talentierte Kinder: Helene Thimig, die die Wiener leider nur von ihren seltenen Gastspielen kennen und die am Deutschen Theater in Berlin die Darstellerin der herben Frauengestalten in den klassischen und modernen Dramen ist. Ihr Kollege an der gleichen Bühne ist ihr Bruder Hermann, den man in Wien kaum kennt und der nach seinen Erfolgen als Lanzelott und als Zettel zu schließen das humoristische Talent des Vaters geerbt zu haben scheint. Die väterliche Komik hat ihre frischeste und liebenswürdigste Fortsetzung in dem jüngsten Sohn Hans Thimig gefunden. In ihm haben sich Familien- und Burgtheatertradition, Jugend und persönliches Talent zu einer reizvollen Mischung vereinigt und hier scheint dem Burgtheater eine wertvolle Kraft heranzureifen. Besonders hübsch ist es, wenn Hugo Thimig und sein Jüngster sich auf der Bühne gegenüberstehen, wie zuletzt als alter und junger Gobo: ein Duo, in dem der Humor von gestern und von heute einander vergnügt, erstaunt und zugleich verständnisinnig Zulächeln.

Quelle

  • ANNO, "Moderne Welt", Ausgabe 1921