Schlenken-Durchgangshöhle

Die Schlenken-Durchgangshöhle ist die bekannteste Höhle im Schlenken in der Osterhorngruppe in der Tennengauer Gemeinde Bad Vigaun. Sie ist ein Naturdenkmal.
Geografie
Sie befindet sich an der Gemeindegrenze zwischen Bad Vigaun und Krispl in einer Höhe von 1 550 Meter im Grat zwischen dem Schlenken (1 648 m ü. A.) und dem Schmittenstein (11 695 m ü. A.), am Fuß einer steilen Felswand. Sie ist etwa 130 Meter lang. In ihr konnten Knochen von Höhlenbären sowie Steinartefakte, die den Neandertalern zugeschrieben wurden, gefunden werden.
Geschichte
Ob sich die ersten Menschen in Salzburg tatsächlich in Tennengauer Höhlen aufhielten, soll 2022 eine neue Untersuchung zeigen. Wichtiges Material galt noch vor Kurzem als verschollen.
Stammen die im vergangenen Jahrhundert in der Schlenken-Durchgangshöhle gefundenen angeblichen Steinwerkzeuge von Neandertalern, die sich vor ca. 40 000 Jahren hier aufgehalten haben? Sind sie also die ersten menschlichen Zeugnisse im Land? Zuletzt hatten Experten erhebliche Zweifel an früheren Erkenntnissen geäußert.
Nachdem der der Bad Vigauner Historiker Michael Neureiter im Sommer 2022 anlässlich eines Symposiums von Höhlenforschern in Bad Vigaun von Zweifeln an der Echtheit der Funde erfahren hatte, forschte er nach dem Verbleib der Artefakte. Doch zunächst vergeblich. Dann aber erhielt er am Mittwoch, 28. September 2022, vom Leiter des Museums Burg Golling, Sebastian Krutter, die Nachricht, dass die Originale gefunden worden seien. Der Fachmann für prähistorische Archäologie habe ihm mitgeteilt, dass dessen Kollegenschaft im Naturhistorischen Museum in Wien nach längerem Suchen zwei kleine Schachteln mit dem archäologischen Fundmaterial aus der Höhle entdeckt hat. Das Material stehe für eine wissenschaftliche Untersuchung bereit. Von den Steingegenständen standen zuletzt nur Kopien zur Verfügung.
Nun sollen "eine konkrete Vorhabens- bzw. Projektbeschreibung für eine artefaktmorphologische Bearbeitung und Dokumentation sowie geoarchäologische Untersuchung dieser vermeintlich paläolithischen Gesteinsartefakte ausgearbeitet werden". Es gelte, Fachkollegen ins Boot zu holen und die notwendigen Finanzmittel einzuplanen. Um geringe Kostenbeteiligungen ersucht Neureiter die Gemeinden Bad Vigaun und Krispl. Vom Vigauner Bürgermeister Fritz Holztrattner liegt schon ein positives Signal dazu vor.
Der Vigauner Historiker hat sich auch an das Haus der Natur in Salzburg gewandt. Dort gibt es in der Sammlung einige Knochen von Höhlenbären, die auffällige Löcher zeigen. Ob es sich dabei allerdings um Knochenartefakte oder -werkzeuge handeln könne, sei schwer zu beurteilen, lautet die Auskunft.
2024: Es ist endlich fix: Die Schlenken-Durchgangshöhle bezeugt die ältesten menschlichen Spuren landesweit
Auf der Burg Golling fand im September 2022 das 27. Internationale Höhlenbären-Symposium statt, an dem mehr als 40 Teilnehmer aus vielen europäischen Staaten und Malaysia (!) teilnahmen. Es wurde vom Museum Burg Golling und dessen Leiter Sebastian Krutter mitorganisiert. Ein Höhepunkt war die Exkursion in die Schlenken-Durchgangshöhle. Das Betreten der Höhle war nur aufgrund einer Sondergenehmigung möglich, handelt es sich doch um eine "besonders geschützte Höhle".
Die 130 Meter lange Höhle wurde im November 1926 oder 1928 von Jägern entdeckt, die auf der Südseite, also in Vigaun, einem Fuchs auf der Spur waren. Sie wurde 1965 zum Naturdenkmal erklärt. Im gleichen Jahr begann eine Grabungskampagne, die bis 1985 dauerte. Bis zu 200 Personen waren daran beteiligt, die meist in der Halleiner Hütte untergebracht waren. Der Ertrag der Grabungen waren gut 30 000 Fundstücke, großteils Knochen und Zähne vom Höhlenbären. Insgesamt wurden 34 Wirbeltierarten nachgewiesen. Beim Symposium im Jahr 2022 begründete Gernot Rabeder die Funde in dieser Meereshöhe und schätzte, dass es in diesem Zeitabschnitt vor ca. 40.000 Jahren um etwa 8,5 Grad wärmer war!
Michael Neureiter musste beim Symposion 2022 zur Kenntnis nehmen, dass die Zuordnung von Steinwerkzeugen zum Neandertaler anders als bisher sehr zurückhaltend gesehen und stark angezweifelt wurde: Menschliche Spuren an Gesteinsstücken und an Knochen wurden in Frage gestellt. Dazu kam das Problem, dass das Fundmaterial der Grabungskampagne im Naturhistorischen Museum Wien verschollen war. Sebastian Krutter konnte rasch erreichen, dass man sich im Naturhistorischen Museum 37 Jahre nach Abschluss der Grabungen des Problems annahm: Zwei kleine Schachteln mit archäologischem Fundmaterial wurden gefunden, weitere 175 volle Kisten mit Fossilmaterial warteten noch auf die Aufarbeitung.
Die neue Sonderausstellung im Museum Burg Golling "Eiszeit. Landschaft, Tierwelt und Mensch im klimatischen Wandel" wurde am 10. Mai 2024 eröffnet. "Ein besonderes Highlight der Ausstellung sind die rund 40.000 Jahre alten Artefakte aus der Schlenken-Durchgangshöhle, die als älteste menschliche Spuren des Bundeslandes Salzburg erstmals seit ihrer Entdeckung öffentlich zu sehen sind." heißt es in der Ausstellung. Die drei Artefakte, von Menschen hergestellte Gegenstände, bestehen aus Feuerstein. Sie beweisen die Existenz von Menschen in der Höhle.
Michael Neureiter freut sich sehr, dass die starken Zweifel in den vergangenen 20 Monaten endlich und endgültig ausgeräumt wurden: "Wir sind Sebastian Krutter und dem Museum Burg Golling dankbar für den Einsatz und für das Ende der Verunsicherung! Damit sind Bad Vigaun und Krispl definitiv der Platz, wo es die ersten Menschen im Land Salzburg gab!"
Wie Sebastian Krutter bei der Ausstellungseröffnung mitteilte, geht es nun noch um eine etwas genauere Datierung der wichtigen Artefakte und um die Herkunft des in der Schlenken-Durchgangshöhle gefundenen Feuerstein-Materials. Das Museum Burg Golling arbeitet an einem "Projekt Schlenken-Durchgangshöhle" mit einem 3D-Modell zum virtuellen Gang durch diesen Aufenthaltsort von Tieren und Menschen.
Weblink
- Lage auf www.openstreetmap.org
Quellen
- www.sn.at, 30. September 2022
- "Salzburger Nachrichten", 9. September 2022
- Presseaussendung MMag. Michael Neureiter am 12. Mai 2024