Corona bedingt verschobene Operationen im Landeskrankenhaus

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Corona bedingt verschobene Operationen im Landeskrankenhaus während der ersten Monate der Coronapandemie und deren mögliche Folgen beleuchtet dieser Artikel.

Aussagen eines Arztes

Ein Arzt der Landeskliniken, der anonym bleiben will, erklärte gegenüber den Salzburger Nachrichten, dass die massiven Corona-Umschichtungen an Personal und Räumlichkeiten in den SALK auch gravierende Folgen für einige Patienten gehabt hätten. Er schilderte den Fall eines jungen sportlichen Mann mit einem Eiterherd am Fuß wegen einer Fußpilzerkrankung. Dessen Fuß ist jetzt dauerhaft geschädigt, so der Mediziner. Der Mann sei zunächst im Unfallkrankenhaus wegen einer Prellung behandelt worden. Als er Fieber bekommen habe, kam er in das Landeskrankenhaus. Dort wurde er "zuerst durch die Corona-Mühle gedreht und erst verspätet operiert." Ein anderer Fall war eine Frau mit Lungenkrebs. Obwohl es ihr zu Hause schlecht gegangen sei, wurde sie von einem Arzt mit Verweis auf die Corona-Situation nicht ins Spital überwiesen. Sie fuhr dann einige Tage später mit dem Taxi in die Christian-Doppler-Klinik. Bei der Untersuchung wurden Krebs-Metastasen im Hirn festgestellt, konnte aber nicht bestrahlt werden, weil diese Abteilung über mehrere Wochen geschlossen war.

Die SALK hatte mittlerweile offen eingeräumt, dass über 1 000 Operationen verschoben worden seien. Jörg Hutter, Kurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer sagte dazu, dass es schwierig sein werden, diesen Rückstau wieder aufzuholen. Dies sei vor allem wegen des fehlenden Pflegepersonals schwierig. Hutter meint in seiner Kritik, dass für das angekündigte Hochfahren entweder der Plan oder die Kommunikation oder beides fehle. Aus seiner Sicht würden im Landeskrankenhaus nun viele Patienten auf Eingriffen zwangsweise monatelang warten. Hingegen in der Privatklinik Wehrle würden diese Eingriffe innerhalb weniger Wochen möglich sein. Hutter fordert, dass die Spitalsleitung vor dem Abbau des OP-Rückstaus auf die Ärzte zugehen müsse. Er meint, es gäbe Personen im Haus, die sehr wohl Konzepte hätten. Man müsse sie nur fragen. Auch sieht Hutter in den verschobenen OPs finanzielle Folgen. Denn zusatzversicherte Patienten gingen nun in eine Privatklinik und den SALK entginge so viel Geld an Sondergebühren.

SALK-Pressesprecher Wolfgang Fürweger verteidigt die gewählte Vorgangsweise, dass speziell für Unfallopfer nun primär das Unfallkrankenhaus zuständig sei. Fürwerger sagt gegenüber den Salzburger Nachrichten, dass dringende Fälle immer behandelt wurden. Stets standen ausreichend Betten auf den Intensivstationen zur Verfügung. Durch das 'Hochfahren' auf Normalbetrieb seien mit 18. Mai 2020 im Landeskrankenhaus wieder 36 Intensivbetten für den Non-Covid-Bereich verfügbar; in der Christian-Doppler-Klinik stünden weitere 21 Intensivbetten bereit und in der Chirurgie-West sind aktuell bereits alle zehn Operationssäle wieder in Betrieb.

Zu den beiden geschilderten Fällen meinte Fürweger nur allgemein, dass es jedem Patienten frei steht, sich an unser Qualitäts- und Riskmanagement oder an die Patientenanwaltschaft zu wenden. Welche Behandlungen dringlich sind, sei immer eine ärztliche Entscheidung, aber jede nötige und dringliche Behandlung hätte aber auch in der akuten Krise durchgeführt werden können und müssen, betont er.

Den Vorwurf, dass den SALK der Plan fehle, wie man OP-Stau abbauen wolle, weist neben Fürweger auchLandeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) zurück: "Die Schlagzahl des Hochfahrens muss jetzt erhöht werden; das ist mir wichtig." Daher sollen künftig Covid-Patienten aus den Bezirken auch in den dortigen Spitälern behandelt werden. "Ein Hochfahren auf 100 Prozent wird aber erst möglich sein, wenn wir eine Therapie oder eine Impfung gegen Corona haben", sagt Stöckl. Um den OP-Stau abzubauen sei es jetzt auch möglich, "dass Spitäler zusätzliche Ärzte und Pflegepersonal einstellen, auch wenn so der Stellenplan übererfüllt wird." Der Verlust an Sondergebühren für die SALK "wird in die Millionen gehen", bestätigt Stöckl. Die beiden geschilderten Fälle will auch er nicht kommentieren: "Das sollen sich die Mediziner untereinander ausmachen."

Quelle

Übersicht über die Beiträge zum Thema Infektionskrankheit Covid-19