Grüne Elektrische
Die Grüne Elektrische war eine 12,6 Kilometer lange grenzüberschreitende Lokalbahn im Berchtesgadener Land.
Beschreibung
Die "Grüne Elektrische" führte von Berchtesgaden in Bayern nach Grödig im Land Salzburg. Dort bestand im Bahnhof Hangendenstein Anschluss zur Bahnstrecke Salzburg–Hangendenstein, der sogenannten "Roten Elektrischen". Mit dieser war die hier beschriebene Bahn betrieblich eng verbunden. Am Ausgangspunkt Berchtesgaden Hauptbahnhof bestand wiederum eine Verknüpfung mit der Bahnstrecke Bad Reichenhall–Berchtesgaden sowie der Königsseebahn.
Geschichte
Am 1. Juli 1907 wurde die Verbindung der "Roten Elektrischen" von der Stadt Salzburg zur Haltestelle Drachenloch in Grödig eröffnet. Am 16. Juli 1907 erfolgte die Eröffnung des Teilabschnitts der "Grünen Elektrischen" von Berchtesgaden nach Schellenberg Markt, am 1. Oktober 1907 die Vollendung bis Hangendenstein. Am gleichen Tag verlängerte man auch die aus Richtung Salzburg Lokalbahnhof kommende Dampfstraßenbahn von St. Leonhard-Drachenloch bis Hangendenstein.
Am 15. Jänner 1908 konnte der elektrische Betrieb der Bahnen zwischen Berchtesgaden und Hangendenstein aufgenommen werden. Ab dem 1. Juli 1909 war dann mit der Elektrifizierung der österreichischen Anschlussstrecke ein durchgehender elektrischer Betrieb auf der Gesamtstrecke zwischen Salzburg und Berchtesgaden möglich. Es bestand eine Gemeinschaftslinie, auf der grün lackierte Fahrzeuge der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen bis Salzburg und rot lackierte Wagen der Salzburger Eisenbahn- und Tramwaygesellschaft (SETG) bis Berchtesgaden verkehrten. Die Fahrzeuge waren weitgehend baugleich, zudem existierten einheitliche Tarife und ein grenzüberschreitender Personaleinsatz.
Bereits am 29. Mai 1909 war die Königsseebahn vom Bahnhof Berchtesgaden zum Königssee in Betrieb gegangen. Zwischen den beiden Bahnstrecken bestand eine Gleisverbindung auf dem Berchtesgadener Bahnhofsvorplatz. Diese wurde nur als Betriebsgleis für Dienstfahrten genutzt und diente zudem als elektrische Verbindung zwischen den beiden Bahnen, die vom gemeinsamen Kraftwerk Eichetmühle gespeist wurden. Der bayerische Teil, wie auch die Königsseebahn, wurde mit 1000 Volt Gleichspannung elektrifiziert. Als Stromsystem für den österreichischen Abschnitt wurden 800 Volt Gleichstrom gewählt, was eine damals übliche Spannung für Straßenbahnen war. Dieser Unterschied rührte aus der Streckenführung: der bayerische Abschnitt war durchgängig auf einem eigenen Bahnkörper, der österreichische Abschnitt hingegen größtenteils auf öffentlichen Straßen geführt worden.
Am 2. Oktober 1938 wurde die Lokalbahn zwischen Berchtesgaden und Hangendenstein, sowie darüber hinaus auf der österreichischen Seite bis St. Leonhard, stillgelegt. Der Grund dafür war der geplante und teilweise begonnene Bau einer zweigleisigen Hauptbahn zwischen Berchtesgaden und Salzburg, die aber aufgrund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nie fertiggestellt wurde. Zudem erfolgte aufgrund politischer Repressionen bereits ab 1933 ein erheblicher Fahrgastrückgang auf der Strecke.
Quellen
- Gerhard Lindinger in Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung: Der städtische Verkehr im Wandel der Zeit, Seite 307ff
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Grüne Elektrische"