Großer Preis von Österreich 1969
Der 15. Große Preis von Österreich war ein internationales Rennen für Motorräder, das am Donnerstag, den 1. Mai 1969, auf der Autobahnanschlussstelle Salzburg-Süd stattfand, ein sogenanntes 1. Mai Rennen.
Über die Veranstaltung
Die 5,2 Kilometer lange Rennstrecke säumten rund 22 000 Besucher und sahen Rennen mit über 130 Fahrern aus 17 Nationen. Neben der Freude über dieses motorsportliche Großereignisse gab es aber auch Trauer, da diese Veranstaltung zum letzten Mal auf dem Autobahnabschnitt stattfand. Denn ab 1970 gab es nur mehr Rennen auf dem 1969 eröffneten Salzburgring.
Bei ausgezeichneten Wetterbedingungen gingen die Rennen in Szene. Lediglich kurz nach dem Start der vorletzten Konkurrenz, dem Rennen der 350-cm³-Klasse, störte ein kurzer Regenschauer die Veranstaltung.
Die Sensationen des Renntages aber waren die beiden Senioren im Feld der Starter, der 45jährige sechsfache deutsche Motorradstaatsmeister Karl Hoppe und sein 40jähriger Landsmann Helmut Fath. Beiden Cracks blieb es vorbehalten, bei diesem letzten Rennen auf alter Strecke die bestehenden Rekorde nochmals auszulöschen.
Hoppe (40 Jahre alt) schlug Rekord von Agostini (25 Jahre alt)
Die große Überraschung war Hoppes großartige Fahrt mit einer URS-Eigenbaumaschine, die der Beiwagenweltmeister Fath in seiner kleinen Werkstätte in Ursenbach konstruiert hatte. Hoppe stellte in diesem Hauptbewerb, der über 78 Kilometer führte mit 35:03,95 Minuten (133,37 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) einen neuen absoluten Streckenrekord und fuhr in diesem Rennen auch einen absoluten Rundenrekord mit 135,16 km/h. Man muss diese Rekorde des deutschen Altmeisters vor allem unter dem Blickwinkel betrachten, dass es ihm gelang, die bestehenden Rekorde des wesentlich jüngeren damals 25jährigen Giacomo Agostini zu verbessern. Agostini fuhr beim Großen Preis von Österreich 1967 auf derselben Strecke mit einer Werks-MV-Agusta mit 35:25,97 (131,46 km/h) und 134,48 km/h (Zusammenhang in der Quelle nicht erläutert).
Beiwagenmeltmeister baute Getriebe zwischen zwei Rennen aus und ein
Beim letzten Rennen des Tages sorgte dann der Konstrukteur dieses superschnellen Vierzylinder-Motors, Helmut Fath, mit seinem Beifahrer Wolfgang Kalauch in der Seitenwagenklasse für zwei neue Strecken- und Rundenbestzeiten. Diese Leistung fand auch deswegen großes Lob, denn Fath verwendete bei seinen Rekordfahrten ein Getriebe, das er nach dem Halbliterrennen erst aus der Maschine von Hoppe aus- und in seine Seitenwagenmaschine einbauen musste. Dieses kleine Husarenstück zeigte, was für ein hervorragende Mechaniker damals ein Privatfahrer sein musste.
Die Rennen
Der schwere Trainingsunfall des jungen Wiener Rennfahrers Franz Hager vom Vortag - Hager schwebte zum Zeitpunkt der Rennveranstaltung im Salzburger Unfallkrankenhaus noch immer in Lebensgefahr - warf aber keinen Schatten auf die Veranstaltung. Die Rennen selbst verliefen bis auf eine kleine Sturzserie in der 350-cm³-Klasse, bei dem sich der Neumarkter Rudi Thalhammer etwas ernster verletzte (Beinbruch), unfallfrei.
Klasse bis 50 cm³
Der Salzburger Harald Bartol feierte einen Start-Zielsieg. Sein schärfster Konkurrent Jakob Unterladstätter (KTM) blieb am Start stehen. Bartol war mit seiner Kreidler nicht viel langsamer als zwei Jahre zuvor der Weltmeister Hans Georg Anscheidt auf einer Werks-Suzuki.
Ergebnis
- Renndistanz: 31,2 km
- Harald Bartol, Salzburg, Kreidler, 19:23,46 min. (96,54 km/h)
- Adolf Zötsch, Wien, Puch, 19:42,45 min.
- Raimund Luritzhofer, Wien, Kreidler, 20:17,69 min.
- Hans Joachim Hummel, Wien, Kreidler, 20:36,39 min.
- Schnellste Runde: Bartol 03:06,5 min. = 100,37 km/h
Klasse bis 125 cm³
Bei diesem Rennen entwickelte sich ein interessanter Zweikampf zwischen dem erstmals in Salzburg startenden Italiener Silvano Bertarelli und dem Ungarn Laszlo Szabo, der einen schlechten Start hatte. Doch Szabo überholte in einer schneidigen Aufholjagd in der vierten Runde Bertarelli und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Mit einem dritten Platz überraschte der Österreicher Heinz Kriwanek auf einer Rotax RS.
Ergebnis
- Renndistanz: 52 km
- Laszlo Szabo, Ungarn MZ, 26:09,00 (119,31 km/h)
- Silvano Bertarelli, Italien, Aermacchi, 26:14,16 min.
- Heinz Kriwanek, Österreich, Rotax RS, 26:42,20
- Janosz Reisz, Ungarn, MZ, 26:45,21 min.
- Walter Scheimann, BRD, Villa, 26:55,26 min.
- Schnellste Runde: Szabo 02:32,9 min. = 122,50 km/h
Klasse bis 250 cm³
Nicht weniger spannend verlief das Rennen der Viertelliterklasse. Zunächst führte für neun Runde der in diesem Jahr für Südafrika startenden früherer Yamaha-Werksfahrer Frank Perris mit einer Suzuki das Feld der 32 Fahrer an. Er wehrte verbissen alle Überholversuche des Vorjahressiegers Ralph Bryans ab, der auf seiner Honda wie ein Schatten an Perris klebte. Szabo fiel aus, der an dritter Stelle liegende Gilberto Milani war mit seiner Maschine technisch dem Führungsduo unterlegen und konnte lediglich die Angriffsversuche von Tommy Robb (Irland) abwehren. In der Schlussrunde drosselte der Führende Perris in der Schikane kurz vor dem Ziel sein Tempo und Bryans nahm um Bruchteile von Sekunden später erst das Tempo zurück und wischte so an Perris vorbei an die Spitze. Wenn auch zeitmäßig langsamer so konnte er doch seinen Vorjahressieg wiederholen.
Ergebnis
- Ralph Bryans, Irland, Honda, 29:32,88 min. (126,78 km/h)
- Frank Perris, Südafrika, Suzuki, 29:33,72 min.
- Gilbert Milani, Italien, Aermacci, 30:27,15 min.
- Tommy Robb, Irland, Yamaha, 30:40,39 min.
- Charles Mortimer, GB, Yamaha, 30:59,01 min.
- Bester Österreicher, 7. Viktor Gsöls, Kirschlag, Yamaha, 31:13,22 min.
- Schnellste Runde: Szabo, MZ, 02:24,62 min. = 129,44 km/h
Klasse bis 350 cm³
Das Rennen der 350-cm³-Klasse war von Motorschäden und Unfällen gekennzeichnet. 28 Fahrer starten, Müller (BRD), Kurucz (Ungarn) und die Österreicher Karl Auer, Rudi Thalhammer und Wartbichler stürzten. Der das Feld an der Spitze kontrollierende Werksfahrer von Aermacchi, Gilberto Milani, schien ungefährdet sein Rennen zu fahren. Karl Hoppe hatte Probleme beim Start und konnte, gleichfalls einen Aermacchi fahrend, den großen Vorsprung von Milani nicht mehr einholen. Doch für beide endete das Rennen vorzeitig. Zuerst musste Milani an die Boxen, dann Hoppe. Für den seine CZ-Maschine schonend gefahrenen Vorjahressieger Bohumil Stasa (Tschechoslowakei) war so der Weg zum Sieger frei. Als achter und bester Österreicher kam der Salzburger Manfred Stengl mit einer defekten Maschine ins Ziel. Sein Drehzahlmesser war ausgefallen.
Ergebnis
- Renndistanz: 62,4 km
- Bohumil Stasa, Tschechoslowakei, MZ, 30:25,94 min. = 123,03 km/h
- Lewis Young, GB, Aermacchi, 30:43,25 min.
- Phil O'Brian, Australien, Aermacchi, 30:46,20 min.
- Billie Nelson, GB, Norton, 30:47,69 min.
- Maurice Hawthorn, GB, Aermacchi, 31:22,76 min.
- Bester Österreicher: Manfred Stengl, Aermacchi, 31:59,43 min.
- Schnellste Runde: Gilberto Milani, Italien, Aermacchi, 02:25,23 = 128,92
Klasse bis 500 cm³
Es war das Rennen, in dem der Altmeister Karl Hoppe den neuen Streckenrekord aufstellte. Er fuhr ungefährdet an der Spitze des Feldes. Ungemein spannend entwickelten sich jedoch die Positionskämpfe der Verfolger. Vorjahressieger Billie Nelson, der dieses Jahr in Anif mit drei Starts wirkliche Schwerarbeit leistete, und Johan Dodds kämpfte verbissen um die Plätze.
Ergebnis
- Renndistanz: 78 km
- Karl Hoppe, BRD, URS, 25:03,95 min. = 133,87 km/h, neuer absoluter Streckenrekord
- John Dodds, Australien, Linto, 36:08,44 min.
- Billie Nelson, GB, Paton, 36:17,63 min.
- Steve Jolly, GB, Matchless, 36:43,85 min.
- Eddie Lenz, Österreich, Matchless, 37:08,02 min.
- Schnellste Runde: Hoppe 02:18,53 min. = 135,16 km/h absoluter neuer Rundenrekord
Beiwagenklasse bis 500 cm³
Nach einem Blitzstart von Weltmeister Fath versuchten die Vorjahresieger Klaus Enders/Ralph Engelhardt vergebens mit ihrem BWM-Gespann diesen zu überholen. Zunächst sah es drei Runden lang nach einem spannenden Zweikampf aus. Doch dann machte Fath ernst und "drehte die Maschine auf". Enders-Engelhart sowie die weiteren Teilnehmer waren abgeschlagen und buchstäblich deklassiert.
Ergebnis
- Renndistanz: 52 km
- Helmut Fath/Wolfgang Kalauch, BRD, URS, 24:35,11 min. = 126,25 km/h, neuer Streckenrekord
- Klaus Enders/Ralph Engelhardt, BRD, BMW, 24:55,35 min.
- Georg Auerbacher/Hermann Hahn, BRD, BMW, 25:00,17 min.
- Siegfried Schauzu/Horst Schneider, BRD, BMW, 26:21,30 min.
- Beste Östereicher: Siegfried Wartbichler/Hermann Hoch, BMW, 25:53,85 min. eine Runde zurück;
- Schnellste Runde: Fath/Kalauch 02:25,10 min. = 129,01 km/h, neuer Rundenrekord
Quelle
- www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 2. Mai 1969