Hexenturm (Stadt Salzburg)

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Hexenturm, 1901 Salzburger Stadtarchiv
Wandskulptur beim früheren Hexenturm in einer fragwürdigen Interpretation der Hexenverfolgung: Außer zwei (männlichen) Verbrechern (Mehrfachdelikte, Personen mit Pulverfässchen vor der Brust) wurden keine Personen lebend verbrannt, die Richtstätte war weit entfernt in Gneis.
Wandtafel am Ort des ehem. Hexenturmes in der Wolf-Dietrich-Straße. Der Wortlaut entspricht nicht den Tatsachen, das bewusste Verschweigen der weit überwiegend männlichen Opfer ist unwürdig.

Der Hexenturm war ein starkwandiger Wehrturm im nordöstlichen Eck der Salzburger rechtsufrigen Altstadt.

Geschichte

Der in der Zeit zwischen 1465 bis 1480 erbaut wurde und bis 1944 erhalten blieb. Er diente in der Neuzeit als Lagerraum und für etwa ein Jahr (von Juli 1678 bis Mitte 1679) auch als Gefängnis für einige weit überwiegend männliche Angeklagte im damaligen Hexenprozess. Er fiel den amerikanischen Fliegerbomben zum Opfer. Die Ruine und der Schutt wurde endgültig erst um 1958 entfernt.

Errichtet wurde der Hexenturm an der heutigen Kreuzung Paris-Lodron-StraßeWolf-Dietrich-Straße zwischen 1465 und 1480 als wehrhafter Eckturm der zweiten Stadtbefestigung. Die heutige Kreuzung bildet bis heute die Grenze zwischen der rechten Altstadt und dem Andräviertel. Fürsterzbischof Paris Graf Lodron ließ den Wehrturm und die weiterführenden Wehrmauern bestehen, sie verloren aber ihre wehrhafte Funktion. Im Juli 1678 wurden hier 14 Gefängniszellen sowie eine Wohnung für den Gerichtsdiener eingerichtet. Etwa ein Jahr diente der Turm zur Verwahrung von einigen meist männlichen Angeklagten (vor allem Jugendliche, aber auch Kinder) im Hexenprozesse im Umkreis der Kinderbettlerbande um den "Zauberer Jackl" (Jakob Koller) aus Werfen zur Zeit des Fürsterzbischofs Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg. Koller hatte viele Jugendliche in einer "Blutsgemeinschaft" um sich geschart. Viele verarmte Kinder waren unter Anwendung von Folter zu einem Geständnis einer Bekanntschaft mit dem Zauberer Jackl gezwungen worden. Hinrichtungen und die Verbrennung der Leichen sollten abschreckend auf die Bevölkerung wirken.

Ab 1706 diente der Hexenturm als Lager für Waffen, später für Baumaterial. Ab 1804 befand sich der Turm in Privatbesitz. 1821 erwarb ihn der Tischlermeister Johann Katholnigg, der den Turm als Holzlager nutzte. Von 1897 bis 1910 diente er der Familie Julius Haagn als Lagerraum für ihre Firma Jos. Ant. Zezi. 1944 wurde er bei zwei Bombenangriffen teilweise zerstört und nach Kriegsende (vor 1960) ganz abgerissen.

Heute erinnert ein modernes Bild auf der Fassade des Hauses Ecke Paris-Lodron-Straße−Wolf-Dietrich-Straße in sehr freier Interpretation an die Verwendung des Turmes zur Verwahrung der überwiegend männlichen Untersuchungshäftlinge im Hexenprozess. Die Gedenktafel der Stadt (Frauenbüro) an diesem Ort ist unrichtig und unwürdig.

Bauliche Besonderheiten

Der Hexenturm wies wie fast alle mittelalterlichen Wehrtürme ursprünglich keine ebenerdige Tür auf. Auf der Turmspitze war seit dem späten 17. Jahrhundert eine lebensgroße auf einem Besen reitende Hexenfigur aus Blech angebracht. Eine verkleinerte Kopie ist heute im Burgmuseum auf der Festung Hohensalzburg ausgestellt. Das Erdgeschoß wurde in der Neuzeit zur Gänze eingeschüttet und damit zum Keller. In der Zeit nach 1800 vielleicht auch schon früher wurde dafür - anstelle eines ursprünglichen niedrigen Dachgeschoßes mit außenlaufender Brustwehr - ein oberstes Vollgeschoß neu aufgesetzt.

Bilder

Gemälde

Aquarell auf Papier, 28 x 39 cm, unten rechts signiert: M Ruppe www.artnet.de/Michael Ruppe

Quellen