Kammer für Arbeiter und Angestellte für Salzburg

Arbeiterkammer Salzburg an der Markus-Sittikus-Straße in der Stadt Salzburg

Die Kammer für Arbeiter und Angestellte für Salzburg, kurz Arbeiterkammer oder AK, ist die gesetzliche Interessenvertretung der Salzburger Arbeitnehmer.

Rechtliche Grundlage

Die Arbeiterkammer ist juristisch eine Körperschaft öffentlichen Rechts und Selbstverwaltungskörper. Die gesetzliche Grundlage bildet das Arbeiterkammergesetz (AKG 1992). Sie ist Teil der österreichischen Sozialpartnerschaft und arbeitet eng mit dem Österreichischen Gewerkschaftsbund und den Gewerkschaften zusammen. Sämtliche neun Länderkammern bilden zusammen die Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte (BAK) mit Sitz in Wien.

Leistungen

Die AK bietet Service (Beratung, Rechtsschutz, Berufsfortbildung, u. a.) und generelle Interessenvertretung [Gesetzesbegutachtungen u. a.).

Die Mitglieder haben einen Rechtsanspruch auf Unterstützung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten (nach Rechtsschutzregulativ). Zudem führt die AK den Konsumentenschutz (Verbraucherschutz), der auch Musterklagen anstrengt. Ein Anspruch auf gerichtlichen Rechtsschutz in Konsumentenfragen besteht allerdings nicht. Beschäftigte, Lehrlinge, auch Arbeitslose sowie Personen in Karenz sind Pflichtmitglieder der Arbeiterkammer (ausgenommen Beamte und Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft).

Betriebe

Die AK betreibt mit dem Parkhotel Brunauer, dem ehemaligen "Josef-Brunauer-Zentrum", in der Stadt Salzburg auch ein Hotel. Sie betreibt weiters das Berufsförderungsinstitut (BFI).

Umlage

Die aktiven Beschäftigten zahlen eine Kammerumlage von 0,5 Prozent des Bruttogehalts (bis zur ASVG-Höchstbeitragsgrundlage), die als Teil des Sozialversicherungsbeitrages vom Lohn/Gehalt abgezogen und vom Sozialversicherungsträger den Arbeiterkammern zugeleitet wird (Datenstand 2024[1]).

Wahlen

Alle fünf Jahre wird die Kammervollversammlung neu gewählt.
Fraktionen:

  • Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG)
  • Österreichischer Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund (ÖAAB/ÖVP)
  • Alternative und Grüne GewerkschafterInnen/Unabhängige GewerkschafterInnen (AUGE/UG)
  • Freiheitliche Arbeitnehmer (FA)
  • Gewerkschaftlicher Linksblock (GLB)

Geschichte

Erste Republik

Die Salzburger Arbeiterkammer wurde 1921 gegründet, die Konstituierung fand am 20. Mai 1921 statt. In der Kammer waren 31 Vertreter der freien Gewerkschaften, sechs Kornblumendemonstranten und drei christlichsoziale Gewerkschafter vertreten. Zum ersten Präsidenten wurde Franz Pühringer mit den Stimmen der freien Gewerkschaften gewählt.[2] [3]

Sie war in vier Sektionen gegliedert, die im 40köpfigen Gremium wie folgt vertreten waren:[4][5]

  • 24 Mitglieder der Sektion der Arbeiter
  •  7 Mitglieder der Sektion der Angestellten
  •  2 Mitglieder der Sektion der Arbeiter in Verkehrsunternehmungen
  •  7 Mitglieder der Sektion der Angestellten in Verkehrsunternehmungen

Politisch dominierten bei den Arbeitern die Sozialdemokraten, bei den Angestellten die Nationalen Gewerkschaften.[6]

Untergebracht war die Arbeiterkammer zunächst im hintersten Winkel der Alten Residenz. Als Präsident Jakob Auer Mitte der 1920er-Jahre ein eigenes Gebäude kaufen wollte, führte dies zu einem schweren innerparteilichen Konflikt, und der Kauf musste mit einer riesigen Schadenssumme rückgängig gemacht werden. Erst während der ständestaatlichen Ära konnte ein eigenes Haus an der Auerspergstraße erworben werden.[6]

Über der Kammer schien in den ersten Jahren ein besonderer Unstern zu stehen. Innerhalb der ersten fünf Jahre ihres Bestehens musste sie vier Präsidenten wählen, drei davon starben in verhältnismäßig jungen Jahren, Jakob Auer zog sich aus Verärgerung über den Konflikt um den Gebäudekauf zurück.[6]

Der Kammer wurde 1934 im Ständestaat die demokratische Selbstverwaltung entzogen. Nach dem Anschluss wurde sie 1938 aufgelöst.

Zweite Republik

1945 wurde die Kammer wieder hergestellt. Zunächst durch Eigeninitiative, dann gemäß dem Gesetz vom 20. Juli 1945 über die Wiedererrichtung der Kammern für Arbeiter und Angestellte (Arbeiterkammergesetz).[7]

Präsidenten

Siehe Hauptartikel Präsidenten der Salzburger Arbeiterkammer

Literatur

  • Hager, Franz, Andreas Praher, Robert Schwarzbauer: "Arbeiterkammer Salzburg. 1946 bis 2016", Hrsg. AK Salzburg, Eigenverlag, 139 Seiten. Salzburg, 2016.
  • Hager, Franz: "80 Jahre Kammer für Arbeiter und Angestellte für Salzburg. 1921–2001", Hrsg. AK Salzburg, Eigenverlag, 99 Seiten. Salzburg, 2002.
  • Bundesarbeitskammer (Hg.): "75 Jahre Kammern für Arbeiter und Angestellte." Wien 1995.

Quellen

  • sbg.arbeiterkammer.at, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Salzburg (Hrsg.): "70 Jahre Arbeiterkammer Salzburg 1946-2016." Salzburg 2016.

Einzelnachweise

  1. www.gesundheitskasse.at, abgefragt am 18. November 2024
  2. ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 20. Mai 1921, Seite 5
  3. ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 24. Mai 1921, Seite 3
  4. Vgl. das Arbeiterkammergesetz, StGBl. Nr. 100/1920 samt Durchführungsverordnungen
  5. ANNO, "Salzburger Chronik", 21. Mai 1921, Seite 6
  6. 6,0 6,1 6,2 Ernst Hanisch, Die Erste Republik. In: Dopsch, Heinz; Spatzenegger, Hans (Hrsg.): Geschichte Salzburgs, Stadt und Land, Band II, Teil 2, Neuzeit und Zeitgeschichte; Verlag Anton Pustet Salzburg 1988; ISBN 3-7025-0243-2. S. 1057 ff (1096 f).
  7. BGBl. Nr. 95/1945.