Christkind

Laut Peter Keller (Dommuseum) be­ginnen die ersten Christkinddarstellungen vermutlich schon mit dem 25. Dezember 354, dem ersten offiziellen Hochfest der Geburt des Herrn nach Anerkennung des Chris­tentums als Staatsreligion.

Einleitung

Seit der Gotik sind erste Darstellung des Christkindes auch als selbständige Andachtsbilder bekannt. Aus der frühesten Barockzeit stammt das kunstvolle elfenbeinerne Loreto-Kindl im Loretokloster.

Romanische Darstellungen des thronenden Christkindes

Das Jesuskind ist im Land Salzburg aber gemeinsam mit Maria schon in romanischer Zeit dargestellt. Eine thronende Maria mit dem Kind (um 1200) ist begleitet von zwei Engeln im Tympanon über dem Eingang der Stiftskirche Nonnberg zu sehen.

Spätgotische Glasfenster von Maria und dem Kinde

Spätgotische Madonnen mit Kind finden sich in den gotischen Glasfenstern der Benediktinerinnenabtei Nonnberg (um 1500) und in der Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg im Lungau (vor 1450). Bekannt sind aber solche Marien-Darstellungen als Statuen etwa in Altenmarkt im Pongau (Altenmarkter Madonna), im Hochaltar der Salzburger Franziskanerkirche (von Michael Pacher um 1495) und im Hochaltar der Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau Mariae Himmelfahrt in Salzburg-Mülln (um 1450) "Schöne Madonnen". Weitere gotische Madonnen mit einer Salzburger Prägung finden sich auch im Museum Leogang und im Dommuseum Salzburg.

Das vielleicht älteste und in seiner Schlichtheit einzigartige Salzbur­ger Christkind stammt aus dem Jahr 1450. Es trägt die Weltkugel in seiner Linken, die rechte ist die segnende Hand. Auch ein barockes Christkind (nach Anton van Dyck, um 1700) kann man im Dommuseum bewundern.

Die musikalische Tradition des Kindelwiegens im Land Salzburg

In der Tradition der Huldigung des Christkindes stehen aber auch mittelalterliche Lieder mit dem Kindelwiegen. Das Lied Joseph, lieber Joseph mein, lasst uns wiegen das Kindelein ist deutschen Sprachraum heute weitum bekannt. Seine Melodie geht auf einen mittelalterlichen Choral zurück, die Worte wurden zwar erst erstmals 1544 gedruckt, sie stammen sehr wahrscheinlich aber vom sagenhaften Salzburger Dichter, dem "Mönch von Salzburg", also aus der Zeit vor 1400. Dies bestätigen auch die Wissenschaftler Franz Viktor Spechter (1972) und Hans Waechter (2003). Es ist sehr wahrscheinlich dass dieses Lied schon in mittelalterlicher Zeit in den Kirchen Salzburgs zur Weihnachtszeit gesungen wurde.

Das Christkind im Salzburger Brauchtum

Obwohl es am Heiligen Abend immer heißt, dass das Christ­kind soeben weggeflogen ist, liegt es trotzdem als Kindl auf Stroh - fast lebens­echt - in der Krippe. Die Wurzeln für diese ungenaue weihnachtliche Inszenierung liegen im 18. und im Land Salzburg im frühen 19. Jahrhundert. Damals begann das Christkind auch hier Geschenke zu bringen, was bis dahin der heilige Nikolaus erledigt hatte. Der Direktor des Dom­museums, Peter Keller, sagt, der Bauch vom Christkind als Geschenk­bringer, ist wohl ebenso alt wie der Christbaum. Dieser ist im Land Salzburg wohl erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun­derts aufgekommen.

Ursprünglich ist das Christkind in seiner Aufgabe als Gabenbringer ebenfalls mit aus protestantischen Traditionen entstanden, auch wenn heute die Tradition des Christkindes heute vorwiegend im katholischen Süden verbreitet ist. Die Idee des gabenbringenden Christkindes stammt von Martin Luther selbst. Im Land Salzburg hielt sich die ursprüngliche Idee des gabenbringenden Nikolo anstelle des gabenbringenden Christkindes besonders lang. Auch der Christkindlmarkt wurde anstelle des bis 1932 (bzw. als Einzelstand bis 1937) vorhandenen Nikolomarktes erst im Jahr 1950 begründet.

Das Christkind wird in der Kunst der Jahrhunderte seit der Gotik meist unbekleidet dargestellt. Wenn ein Christkind in barocken Darstellungen angezogen dargestellt ist, dann in dieser Zeit aufwändig und mit kunstvoll angefer­tigten, manchmal auch feierlich zu wechselnden Kleidern.

Seit dem Mittelalter bestand in Salzburg ein Nikolaimarkt, der als Tandlmarkt auch sozialen Zwecken diente. Von 1932 bis 1937 bestand der in der Zwischenkriegszeit immer weniger beschickte Markt nur mehr aus einem Stand. Erst 1950 gab es wieder einen größeren Christkindlmarkt, der auf kleinen Vorläufern der vergangenen zwei Jahre aufbaute.

Quellen

  • "Salzburger Nachrichten", 3. Dezember 2012, Beitrag "Ein herziger Held tritt auf in Nacktheit" von Hedwig Kainberger