Nutzung der Großglockner Hochalpenstraße in den 2020er-Jahren

2022 kam eine Debatte über eine zeitgemäße Nutzung der Großglockner Hochalpenstraße in den 2020er-Jahren auf.
Einleitung
Zwischen 250 000 und 300 000 Fahrzeuge benutzen die Großglockner Hochalpenstraße jährlich zwischen Ende April und Oktober, was Mauteinnahmen von rund sechs Millionen Euro bringt. Betreiber der Straße ist die Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG), die dem Bund mit 79,0 %, dem Land Salzburg mit 10,5 % und dem Land Kärnten mit 10,5 % gehört.
Die Grünen kritisieren die derzeitige Nutzung der Großglockner Hochalpenstraße
Die derzeitige Nutzung (Stand 2022) stehe aber nicht in Einklang mit der Gründungsidee des Nationalparks Hohe Tauern, kritisieren jetzt die Grünen im Salzburger Landtag. "Dass es heutzutage noch ermöglicht wird, mitten im Nationalpark Bremstests zu veranstalten oder Oldtimer-Treffen durchzuführen, das widerspricht dem Zeitgeist", meint der grüne Verkehrssprecher Josef Scheinast. Er fordert ein neues Erlebniskonzept rund um die Großglockner Hochalpenstraße. "In Zeiten des Klimawandels und der Bedrohung unserer Artenvielfalt braucht es eine Abkehr von der Fixierung auf das Automobil und mehr Hinwendung zum Naturerlebnis." Das Verkehrsaufkommen müsse daher verringert werden. Zusätzlich brauche es durchgehend Tempo 70 und autofreie Vormittage - etwa für Radfahrer. Auch Gruppentarife sollen abgeschafft werden, fordert Scheinast. Denn der Naturschutz müsse in einem Nationalpark höchste Priorität genießen, nicht die touristische Nutzung. "Ich sehe da auch die Großglockner Hochalpenstraßen AG in der Pflicht, die Ideale des Nationalparks hochzuhalten. Der Großteil der Besucherinnen und Besucher ist ohnehin am Natur- und Landschaftserlebnis sowie an der Region interessiert", sagt der Abgeordnete.
Die GROHAG argumentiert
GROHAG-Vorstand Dr. Johannes Hörl betont, dass man Tempo 70 (derzeit gilt Tempo 100) bei der Bezirkshauptmannschaft bereits beantragt habe. "Wir haben dazu letztes Jahr im Herbst eine Verkehrsdatenerhebung gemacht. Die Einreichungen sind jetzt erfolgt. Wir wollen das unbedingt. Denn Tempo 100 erachten wir als zu hoch." Auf der Hochalpenstraße stehe schließlich das Genussfahren im Vordergrund. Hörl erwartet sich, dass es mit Tempo 70 demnächst klappt. Bei der Villacher Alpenstraße und der Nockalmstraße (Anmer.: Beide Ausflugsstraßen werden ebenfalls von der GROHAG verwaltet) habe man eine solche Tempobeschränkung bereits eingeführt. Für die Großglockner Hochalpenstraße würden auch zusätzliche Radargeräte angeschafft.
Was die Idee für autofreie Tage oder Vormittage anbelange, so müsse zuerst geklärt sein, wer den Einnahmenentfall für die Aktiengesellschaft kompensiere, sagt Hörl. Dieser belaufe sich auf 30.000 bis 50.000 Euro pro Tag. Sofern ein autofreier Tag im Mai oder September durchgeführt würde, seien es geringere Kosten. Auch hier gebe es am 26. Mai 2022 einen Testlauf auf der Villacher Alpenstraße. Der Einnahmenentfall werde hier von Stadt und Tourismusverband Villach getragen.
Was die Kritik an Bremstests anbelangt, so seien dies technische Tests von Automobilunternehmen und ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit. Und obendrein seien Testfahrten ein verschwindend geringer Anteil an den Gesamtfahrten. Setze man das Verkehrsaufkommen insgesamt in Relation, dann sei auf der Glocknerstraße das ganze Jahr über so viel los wie im Lieferinger Tunnel (bis zu 100 000 Autos täglich) in zweieinhalb Tagen, meint Hörl. Die Anzahl der Pkw habe sich seit Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahren bereits halbiert. Die Schadstoffemissionen hätten sich sogar um 80 bis 90 Prozent reduziert. E-Autos[1] würden bereits neun Euro weniger zahlen als normale Pkw. Man verfolge die "Strategie GROHAG 2025", die im Einklang mit dem Klimaplan der Republik stehe. Bis Sommer soll auch eine GROHAG-Umweltrichtlinie entworfen werden.
Quelle
- "Salzburger Nachrichten", 30. April 2022