Villacher Alpenstraße
Die Villacher Alpenstraße in Kärnten gehört zur Großglockner Hochalpenstraßen AG und wird von der Villacher Alpenstraßen GmbH mit Sitz in der Stadt Salzburg betrieben.
Allgemeines
Die Villacher Alpenstraße führt Besucher tief hinein in Kärntens ältestes Naturschutzgebiet. Auf der 16,5 Kilometer langen Ausflugsstraße werden die artenreiche Fauna und Flora des Naturpark Dobratsch erlebbar: Bei Wanderungen auf den 2 167 m ü. A. hohen Gipfel, in der Ausstellung zur heimischen Vogelwelt, auf dem Geologiepfad oder im Alpengarten. Die Aussichtspunkte gewähren einen Rundum-Blick auf das Karstgebirge sowie in Österreichs Nachbarländer Slowenien und Italien.
16,5 Kilometer sind es von Villach-Möltschach bis zum höchsten Punkt der Villacher Alpenstraße, der Rosstratte auf 1 732 m ü. A.. Mehr als 1 200 Höhenmeter werden auf der Strecke durch das Karstgebirge überwunden: Die ständigen Begleiter dabei sind Bergketten wie die Karawanken und die Julischen Alpen sowie das größte Bergsturzgebiet der Ostalpen an der Südflanke des Dobratsch, das durch zwei gigantische Erdbeben entstand. Entlang der Straße ermöglicht ein vielfältiges Besucherangebot für die ganze Familie Einblicke in die Fauna und Flora des Dobratsch, der bereits 1942 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Die Alpenstraße ist beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Radfahrer und Motorradfahrer.
Die Villacher Alpenstraße wird durchschnittlich von 48 000 Fahrzeugen jährlich befahren.
Geschichte
Die Anfänge
Der Aussichtsgipfel des Dobratsch regte bereits 1896 zur touristischen Erschließung an. Beeindruckt vom Erfolg anderer Zahnradbahnen in der Schweiz und in Österreich projektierten Techniker eine Zahnradbahn von Villach auf den Dobratsch "zur Hebung des Fremdenverkehrs" und "weil die Bequemlichkeit des Hinaufkommens fehlt". Der Plan scheiterte aber an Geldmangel. Gleiches widerfuhr 1907 der Idee, eine 18 km lange "Automobilstraße" mit Höchststeigung von zwölf Prozent und gewalzter Schotterfahrbahn anzulegen.
Italien hatte vor Beschuss des Bahnhofs Udine Angst
1910/11 stieß der Plan für eine Seilbahn von Nötsch über die Südflanke auf den Gipfel in eine neue Dimension vor. 1904 war nämlich in Grindelwald (Schweiz) die erste alpine "Seilschwebebahn" gebaut worden. Abermals fehlte jedoch in Kärnten das Geld. Doch schon 1912 plante ein unternehmungslustiges Komitee eine Straße von Villach auf den Dobratsch, die der gleichzeitig geplanten Seilbahn auf die Gerlitzen den Rang ablaufen sollte: Eine Straße käme doch viel billiger und zöge die wachsende Zahl der Autofahrer an. Diese Idee scheiterte 1914 am Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der 1918 für Österreich katastrophal endete. Um die fürchterliche Arbeitslosigkeit zu lindern, beschränkte sich 1923 ein neuer Plan darauf, bestehende Karren- und Almwege zu einer bescheidenen Schotterstraße aufzubessern. Abermals wurde nichts aus hochfliegenden Plänen, denn Italien setzte sich mit einem Einspruch durch: Vom strategisch herausragenden Dobratsch aus könnte die österreichische Artillerie den 70 Kilometer entfernten Bahnhof von Udine beschießen.
Zum wiederholten Male: Geldmangel
Unter dem Eindruck des touristischen Erfolgs der Dolomiten- und der Großglockner Hochalpenstraße wärmte Kärnten 1936 das Straßenprojekt wieder auf. Es endete wegen Geldmangels im Archiv. Nicht anders erging es 1949 einer verwegenen Idee: Bau einer Gondelbahn mit 60 (!) Kabinen "zur Wiederbelebung des durch den Krieg völlig ausgefallenen Fremdenverkehrs".
69 Jahre nach dem ersten Anlauf klappte es dann
1954 rang sich schließlich Kärnten dazu durch, die Kosten der Trassierung einer Straße zu übernehmen. Aber es vergingen abermals sieben Jahre, ehe die Finanzierung der Alpenstraße gesichert war. 1965 war das Werk geglückt – 69 Jahre nach dem ersten Anlauf. Die 16,5 Kilometer lange Alpenstraße kostete 23 Mio. Euro (Geldwert 2008), überwindet 1 202 Höhenmeter und bereicherte Kärnten um eine erstrangige touristische Attraktion - wie mehr als 5,5 Millionen Besucher beweisen.
2015: Besondere Veranstaltungen im 50. Jubiläumsjahr der Villacher Alpenstraße
Almsingen auf der Villacher Alpenstraße am 28. Juni 2015
In einer Klangdoline, einem Karsttrichter unweit der Rosstratte fand am 28. Juni 2015 wieder das mittlerweile traditionelle und beliebte Almsingen der Sängerrunde Fellach-Oberdörfer statt. Durch die überraschend gute Akustik der natürlichen Arena und dem schönen Alpenpanorama ist ein Konzert in der Klangdoline eine musikalische Besonderheit.
Feier 50 Jahre Villacher Alpenstraße am 17. Juli 2015
Die Villacher Alpenstraße feierte 2015 ihr 50-jähriges Bestandsjubiläum. Mit einem großen Jubiläumsfest am 17. Juli wurde gemeinsam mit zahlreichen Ehrengästen und Besuchern und einem Sondermautpreis von € 5,00 dieses Jubiläum gefeiert. Der Festakt mit feierlicher Übergabe des Kärntner Landeswappens durch Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser begann um 11 Uhr auf der Rosstratte. Neben musikalischer Unterhaltung durch die Sängerrunder Fellach-Oberdörfer, kulinarischen Schmankerln wurden auch Wanderungen mit dem Naturpark Ranger zum Gams- und Gipfelblick kostenlos angeboten.
2016: "Neue Sonnenwege" an der Villacher Alpenstraße eröffnet
Am 13. Juli 2016 wurde auf der Rosstratte die Sonnenbeobachtungsstation "Sonnenwege" eröffnet. Das neue Besucherangebot am Endpunkt der Villacher Alpenstraße ist kostenlos zugänglich und veranschaulicht die historischen Methoden zur Zeiterfassung. Uhr und Kalender werden überflüssig, sofern die Sonne am Himmel steht. Der Kärntner Geologe und Philosoph Dr. Georg Kandutsch, der für den Straßenbetreiber bereits den beliebten Geotrail "Vom Meer zum Berg" und die Aussichtsplattform "Rote Wand" konzipierte, hat mit den "Sonnenwegen" ein weiteres spannendes Besucherangebot entwickelt.
Wer die "Sonnenwege" auf der Rosstratte durchschreitet, lernt die historischen Methoden zur Zeiterfassung kennen und erfährt anschaulich, wie unsere Vorfahren anhand von Steinmonolithen, der Himmelsscheibe von Nebra, Sonnenuhren und dem eigenen Schatten Jahreszeit, Monat, Tag und Stunde ausschließlich mit Hilfe der Sonne abgelesen haben. Im Zentrum der Anlage findet sich eine genaue Nachbildung der Himmelsscheibe von Nebra – dem ältesten Objekt mit der Darstellung des Himmels und den Bewegungen der Gestirne. Vier geteilte Monolithen geben die Richtungen der Sonnenauf- und -untergänge zur Sommer- und Wintersonnenwende im Juni und Dezember an. Kleinere Marmorsockeln zeigen die Richtung des Sonnenaufgangs zur Tag- und Nachtgleiche im März und September.
2017: die ersten E-Ladestationen für emissionsfreie Mobilität wird bei der Aichingerhütte eröffnet

Die Aichingerhütte auf 1 650 Meter Seehöhe ist ein beliebtes Ausflugsziel für Gäste der Villacher Alpenstraße. Anlässlich des 15-Jahres-Jubiläums des "Naturpark Dobratsch" eröffnete der Straßenbetreiber am 23. August 2017 im Naturpark die erste Ladesäule für Elektroautos. Die neue E-Ladesäule bei der Aichingerhütte verfügt über zwei Ladestationen (Typ 21 Stecker mit einer Anschlussleistung von jeweils 221 kW) und steht Besuchern der Villacher Alpenstraße kostenlos zur Verfügung. Zwei Parkplätze sind als Ladezone für Elektroautos (grün) ausgewiesen.
2025: Zweiter Bauabschnitt der Generalsanierung der Alpenstraße startet
Die Villacher Alpenstraßen GmbH setzt von 22. April bis 4. Juli 2025 den zweiten Abschnitt der umfassenden Generalsanierung der Villacher Alpenstraße planmäßig fort. Der Bauabschnitt umfasst den Bereich von Kilometer 10,00 (nach Kehre 5) bis zum Parkplatz P6 bei Kilometer 13,30. Während der gesamten Bauzeit ist die Straße grundsätzlich immer einspurig bis zum Parkplatz P11 befahrbar, wobei es zu kurzen Anhaltungen kommen kann. Lediglich während zweier Bauphasen ist mit vollständigen Sperren einzelner Abschnitte zu rechnen: Vom 5. bis 9. Mai sowie erneut vom 2. bis 6. Juni und 10. bis 13. Juni ist die Straße jeweils nur bis zur Kehre 5 (Kilometer 9,1) befahrbar. Der Abschnitt zwischen Kehre 5 und dem Parkplatz P11 ist in diesen Zeiträumen vollständig gesperrt. An Wochenenden und Feiertagen ist die Villacher Alpenstraße durchgehend zweispurig und vollständig befahrbar.
Vielfältiges Besucherangebot entlang der Villacher Alpenstraße
Rastplätze, thematische Kinderspiel- und -erlebnisplätze, Hütten, Berggasthöfe und Aussichtsplattformen säumen die Ausflugsstraße: Zu den imposantesten zählen der Dreiländerblick auf 1 307 Metern Seehöhe und die Aussichtsplattform "Rote Wand" mit großartigem Tiefblick und Fernsicht auf Karawanken und Julische Alpen. Im Alpengarten "Villacher Alpe" (1 483 m ü. A.) gedeihen auf einem Areal von 10 000 Quadratmetern rund 800 alpine Pflanzen aus drei Klimazonen. Der Alpengarten wurde 1973 eröffnet und kann von Anfang Juni bis Ende August besichtigt werden. Eine Besonderheit des Gartens ist, dass fast die Hälfte aller Pflanzen an ihrem ursprünglichen Wuchsort vorhanden war. Somit handelt es sich um einen echten Naturgarten.
Auf der Rosstratte – dem Endpunkt der Straße für Autos und Motorräder – lädt der Geologiepfad "Vom Meer zum Berg" zu einer Zeitreise ein. Fossilien, Vulkan- und Karstgesteine sowie Gailtalkristallin und alpiner Muschelkalk bezeugen die Entstehungsgeschichte der Region über Jahrmillionen. Sogar Teile eines ehemaligen Riffes und einer Lagune mit versteinerten Korallen, Muscheln und Meeresschnecken können entlang des Pfades bestaunt werden.
Wanderer erwarten zahlreiche bestens markierte Wege wie etwa auf den Dobratsch-Gipfel und zu den zwei höchstgelegenen Kirchen Europas, der 1682 errichteten "Deutschen Kirche" und der 1690 erbauten "Windischen Kirche".
Eine absolute Besonderheit stellt der Greifvogelzug über den Dobratsch dar. Jahr für Jahr ziehen Tausende von Greifvögeln über den Naturpark. Einzigartig im Alpenraum ist der Durchzug des Wespenbussards. Ende August können am Dobratsch und im Gailtal diese wunderschönen Prachtexemplare beobachtet werden. Die im Sommer 2011 eröffnete Ausstellung "Herrscher der Lüfte – die Vogelwelt des Naturparks Dobratsch" an der Aichingerhütte widmet sich dieser außergewöhnlichen Vielfalt der in der Region vorkommenden Vögel. Jahr für Jahr finden Ende August/Anfang September die Greifvogelwochen mit einem abwechslungsreichen Programm im Naturpark Dobratsch statt.
Fauna und Flora werden durch das trockenwarme Klima und die weitgehende Unberührtheit begünstigt: Rund 900 Schmetterlingsarten sowie besondere Fledermausarten leben rund um dem Dobratsch. Es gibt ein großes Vorkommen an Tieren und Pflanzen, die man sonst nur im Mittelmeergebiet vorfindet.
Sport
In den Jahren 1966 bis 1981 wurde vom Österreichischen Automobil-Sport-Club das "Dobratsch Bergrennen" veranstaltet. Niki Lauda feierte 1968 am Dobratsch seinen ersten Sieg. Von 1970 fand das Rennen als "Großer Bergpreis von Österreich am Dobratsch", wie er bis 1960 auf dem Gaisberg bei den Gaisbergrennen stattfand. 1979 siegte Willi Siller aus St. Koloman im Salzburger Tennengau auf Chevron B42.[1]
Im 21. Jahrhundert finden Radrennen auf der Villacher Alpenstraße statt.
Quellen
- Presseinformationen 2015 und 2025
- Geschichte auf einer früheren Homepage-Seite, mit freundlicher Genehmigung der Textübernahme von der Großglockner Hochalpenstraßen AG
- www.kleinezeitung.at, 12. Juni 2019: "Villacher Motorsport-Legende erinnert sich an Niki Laudas ersten Sieg am Dobratsch"