Sven Hedin

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Sven Hedin

Sven Anders Hedin KCIE (* 19. Februar 1865 in Stockholm, Schweden; † 26. November 1952 ebenda) war ein schwedischer Geograf, Topograph, Entdeckungsreisender, Fotograf, Reiseschriftsteller und ein Illustrator eigener Werke.

Forschungstätigkeit

In vier Expeditionen nach Zentralasien entdeckte er den Transhimalaya (nach ihm Hedingebirge genannt), die Quellen der Flüsse Brahmaputra, Indus und Sutlej, den See Lop Nor sowie Überreste von Städten, Grabanlagen und der Chinesischen Mauer in den Wüsten des Tarimbeckens. Den Abschluss seines Lebenswerkes bildete die postume Veröffentlichung seines Central Asia atlas.

Hedin und Salzburg

Sven Hedin hielt am Abend des 10. Dezember 1935[1] in einem ausverkauften Salzburger Festspielhaus einen Vortrag.

Das Salzburger Volksblatt berichtete vom Vortrag in seiner Ausgabe vom 11. Dezember 1935:

Salzburg, 11. Dezember. Es wurde durchaus als ein großes, als ein besonderes Ereignis empfunden, daß der berühmte Forscher auf seiner Vortragsfahrt, die ihn nach seinen jüngsten wissenschaftlichen Wanderungen in Innerasien nun durch ganz Europa führt, auch in Salzburg eintreffen sollte.

Die Beliebtheit, deren er sich seit seinen jungen Jahren durch seine lebensvollen Bücher erfreut, seine in aller Welt gewürdigten wissenschaftlichen Verdienste und nicht zuletzt das dankbare Wissen um sein unbeirrtes Eintreten für das Recht des deutschen Volkes, an dem sich der, der einst an deutschen hohen Lehranstalten studiert hatte, auch während der Weltkriegsverwirrung nicht irre machen ließ, dies alles zeigte sich deutlich bei der gestrigen Veranstaltung. Schon nachmittags im Bahnhofe, wo Direktor Dr. Tratz des Salzburger Naturkunde-Museums mit zwei Vertretern des Kuratoriums, den Vorstand-Stellvertretern Altlandesrat Dr. Troyer und Hofrat Ing. Lippert, der Gesellschaft für darstellende und angewandte Naturkunde (der es gelungen war, den Forscher für seinen Salzburger Vortrag zu gewinnen) Sven Hedin empfing, hatte sich eine große Schar von Verehrern des berühmten Schweden eingefunden, immer wieder hörte man die Rufe "Heil Sven Hedin" und es gab einen Sturm um Autogramme. Abends war das Festspielhaus ausverkauft, viele Besucher hätten noch gerne Karten gehabt, aber es war schon lange alles vergriffen.

Herzlicher Beifall empfing den berühmten Forscher und dieser Beifall verstärkte sich, als Landeshauptmann Doktor Rehrl, der mit der Leitung der Gesellschaft für darstellende und angewandte Naturkunde — Obmann Dompfarrer Etter, Stellvertreter Altlandesrat Dr. Troyer und Hofrat Ing. Lippert und mit dem Leiter des Naturkunde-Museums der Gesellschaft, Prof. Dr. Tratz — erschienen war, dem "bewährten Freunde des österreichischen Volkes" für seine werktätigen Sympathien und für sein Erscheinen in der Stadt Salzburg dankte und ihm die Urkunde überreichte, welche die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft für darstellende und angewandte Naturkunde an Dr. Sven von Hedin ausspricht. Sven Hedin dankte daraufhin für den "herzlichen und liebenswürdigen Empfang im Bahnhofe und für die Führung durch die schöne Stadt Salzburg, die durch ihre herrliche Lage und durch Erinnerungen an eine große Vergangenheit ausgezeichnet" sei, und nicht zuletzt dafür, daß ihm Gelegenheit geboten worden sei, eine Wanderung durch das "schöne und herrliche Museum des Professors Dr. Tratz" zu machen, um seine wissenschaftlichen und künstlerischen Darstellungen von allen Geheimnissen der Natur zu sehen und zu bewundern, zu sehen, wie schön und vorbildlich das Museum organisiert ist, so daß auch für den Laien alles wohl verständlich ist. "Ich werde von dieser Wanderung durch das Naturkunde-Museum eine unverlierbare Erinnerung bewahren und beglückwünsche Stadt und Land Salzburg zu dem Ruhme, einen solchen Brennpunkt, eine solche Sammelstätte für das Studium der Natur zu besitzen."

Nach einem Rückblicke auf seine Expeditionen, deren erste, vor fünfzig Jahren unternommene, durch völligen Mangel an finanziellen Mitteln gekennzeichnet gewesen, nichtsdestoweniger aber geradezu wie in Tausendundeine Nacht märchenhaft verlaufen sei, sprach der Forscher eingehender über seine jüngsten Expeditionen, die ihn zusammen mit seinem stattlichen Stabe von 28 deutschen, schwedischen und chinesischen Mitarbeitern acht Jahre lang in Zentralasien aufs angelegentlichste beschäftigt hatten. Ein Gebiet, zehnmal so groß wie Schweden, wurde durchforscht, geographisch, ethnographisch, achäologisch, meteorologisch, paläontologisch, kurz für alle Gebiete der Wissenschaft. Selbst die Skizze, die der Vortragende begreiflicherweise nur knapp geben konnte, vermittelte einen Begriff von der ungeheuren Fülle der Arbeit und ihrer Ergebnisse; man entdeckt alte Städte und neue Flußläufe, kostbare Manuskripte aus chinesischer Kaiserzeit und hundermillionenjahre alte Versteinerungen, die frisch und jung erscheinen wie am ersten Tag, wandert auf der berühmten antiken Seidenstraße und zeichnet eine neue für eine moderne Regierung, bestätigt sich das Wunder eines wandernden Sees, gerät im Hin und Her des Bürgerkriegs in Gefangenschaft und findet am einsamen Flußufer einen alten Freund aus Tagen des letzten Besuches, der nahezu vier Jahrzehnte zurückliegt. In der Demut des Großen spricht der Forscher vom Schutze einer höheren Macht, der ihm auch einen "Zauberring", den großen Schirm des Hauptes der dortigen Kirche, schenkte.

Und all dies, non Lichtbildern erhellt, bringt der Forscher lebendig, anschaulich, oft mit einem Streiflicht auf das Lachfrohe, ernst im wissenschaftlichen Streben nach Wahrheit und Gründlichkeit, das jedes persönliche Opfer verlangt, mit markanten Strichen gezeichnet und von einem noblen Geiste, von Liebe und vom Verlangen nach Bewahrung der Natur erfüllt. Man glaubt nicht, daß dieser Unermüdliche mit der jugendlichen Erscheinung sieben Jahrzehnte zählen soll. Aber ihm sind die Jahre und ihre Arbeit stetiges Wachsen nach oben. Herzlich wünschte er in seinem schwedischen Deutsch, das er bewundernswert gewandt handhabt, zum Schlusse frohe Weihnacht und ein recht glückliches Neujahr "allen seinen lieben Salzburgern" in der Hoffnung, die schöne Stadt bald wiederzusehen.

Der Vortrag hatte auch Vertreter der Behörden, Körperschaften und Ämter versammelt. Um 1 Uhr früh reiste Sven Hedin weiter nach der Schweiz. Vorher hatte er noch zu einem kleinen Abendessen im Hotel Bristol mit Landeshauptmann Dr. Rehrl als dem Protektor der Gesellschaft für darstellende und angewandte Naturkunde, deren Vorstandschaft und Bürgermeister Ing. Hildmann zusammen geweilt.

Quelle

Einzelnachweis

  1. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 9. Dezember 1935, Seite 7