Bertl Neubauer

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Bertl Neubauer

Bertl Neubauer (* 1970 in Michaelbeuern) ist Vollerwerbsbauer. Er führt mit seiner Frau Monika in Michaelbeuern einen Hof mit rund 50 Rindern.

Der IG Milch schloss sich Neubauer kurz nach deren Gründung im Jahr 2004 an.

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


Wenn es bei den Salzburger Bauern einen Gewerkschafter gibt, dann ist es Bertl Neubauer. Er ruft die Bauern zur Solidarität auf, organisiert Versammlungen von Landwirten, stellt Tafeln mit der Forderung nach einem höheren Milchgeld auf und ist, wenn nötig, bei öffentlichen Demonstrationen dabei.

Was Neubauer antreibt, ist der Milchpreis. 40 Cent netto für den Liter, das ganze Jahr über: Dafür setzt sich der Landwirt und IG-Milch-Vorkämpfer ein. Dieser Einsatz hat freilich seinen Preis. Neubauer muss reichlich Kritik einstecken. Vertreter des Bauernestablishments werfen der IG Milch vor, unverantwortlichen Populismus zu betreiben. Und viele Konsumenten fragen: Warum jammern die Bauern, wo doch Milch, Joghurt und Butter ohnehin immer teurer werden?

Doch das vermag Neubauer nicht mehr aus der Ruhe zu bringen. Molkereien und Handel hätten genug Spielraum, den Bauern mehr zu zahlen, sagt Neubauer. Manche seiner Antworten klingt so verführerisch einfach als käme sie von einem Politiker. Ein Beispiel: Mitunter hört er die Kritik, die "Milchrebellen" schadeten mit der Drohung, Milch ins Ausland zu verkaufen, den Molkereien. Darauf antwortet er: "Wenn die Bauern ihre Höfe aufgeben, haben die Molkereien auch keine Milch mehr."

Der Lexbauer aus Michaelbeuern tritt mit der Standhaftigkeit des rhetorisch geschulten Lobbyisten auf. Seiner "Standesvertretung", den Bauernbundchefs und Kammerfunktionären, wirft er in der Frage des Milchpreises "Versagen" vor. Dass Letztere die IG Milch hinter den Kulissen bekämpfen, kommentiert er trocken. "Da rauscht es dann eben."

Dass er einer der Wortführer der IG Milch werden sollte, war nicht vorherbestimmt. Neubauer arbeitete nach dem Abschluss der Landwirtschaftlichen Fachschule in Kleßheim bei mehreren Firmen, unter anderem als Lkw-Fahrer. 2002 übernahm er den elterlichen Hof.

Anfangs sei er noch voll motiviert gewesen, sagt Neubauer. Doch rasch machte sich Unzufriedenheit breit – über die sinkenden Preise und die immer strengeren Kontrollen. Irgendwann sei er dann vor der Wahl gestanden: "Entweder wir geben auf oder wir nehmen das Schicksal selbst in die Hand." Er entschied sich für Letzteres.

Derzeit arbeiten er und seine Mitstreiter am Aufbau von "Erzeugergemeinschaften", um den Molkereien ein höheres Milchgeld abzuringen. Dass das gelingt, bezweifeln viele. Doch Neubauer sagt, die IG Milch habe auch schon Dinge durchgesetzt, die andere nie für möglich gehalten hätten. "Die Preisschleuderaktionen im Handel haben zum Großteil aufgehört. Das verbuchen wir auf unser Konto."

O-Ton

  • Wir leisten viel Arbeit, aber verdienen dürfen wir nichts.
  • Jeder, der glaubt, dass bei uns Goldgräberstimmung herrscht, soll einen Hof auf Leibrente übernehmen und selbst probieren. Nach einem Jahr reden wir dann weiter.
  • In Österreich hören jeden Tag neun Milchbauern auf.
  • Wir von der IG Milch lassen uns nicht von unserem Weg abbringen.

Quelle

  • Salzburger Nachrichten (Thomas Hödlmoser)