Franziskanerbogen

Der Franziskanerbogen, hier das Fresko "Beweinung Christi" mit der Blickrichtung des Hauses für Mozart.
Die heute schmucklose Seite des Franziskanerbogens vom Max-Reinhardt-Platz aus gesehen gegen den Domplatz.
Hier ein Ausschnitt mit Fokus auf den Franziskanerbogen, der noch auf der Seite zu den Festspielhäusern ein Fresko zeigt, das heute nicht mehr vorhanden ist.

Der Franziskanerbogen befindet sich in der Altstadt der Stadt Salzburg.

Beschreibung

Der Franziskanerbogen erhebt sich über der Franziskanergasse und verbindet das Franziskanerkloster im Süden mit der Franziskanerkirche Zu Unserer Lieben Frau im Norden. Den Verbindungsgang über einem Schwibbogen ließ Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau erbauen, der den bereits in Salzburg anwesenden Franziskanern das Kloster schenkte.

Am Schwibbogen waren von jeher beidseitig Fresken angebracht. An der Seite zum Dom befindet eine Darstellung von Christus am Ölberg und zu den Festspielhäusern ein Auszug zur Kreuzigung Christi. Beide Fresken wurden 1861 von Historienmaler Josef Jaud restauriert. Da sich das Fresko zu den Festspielhäusern allerdings bald wieder in schlechtem Zustand befand, wurde es 1871 von Historienmaler Josef Gold erneuert. Als dann das Fresko zur Domseite 1926 ebenfalls sehr schadhaft war, erneuerte der Maler Wünsche das Fresko. Aber auch dieses Fresko hielt den Witterungseinflüssen nicht stand und die Farben blichen aus, worauf Wünsche es 1928 neuerlich restaurierte. Einige weitere Restaurierungen wurden von Georg Jung durchgeführt, was möglicherweise zu dem Missverständnis über seine Beteiligung am jüngsten Wandgemälde beigetragen hat.

1934 veranstaltete der Salzburger Stadtverein einen Wettbewerb zur Neugestaltung der Fresken. Aus diesem Wettbewerb gingen Theodor Kern, Georg Jung und Emma Schlangenhausen als Sieger hervor. In der Galerie Welz konnte man dann 1935 die Entwürfe dieser drei Künstler sehen. Schließlich wurde Theodor Kern mit der Gestaltung des bis heute erhaltenen Wandgemäldes an der Ostseite des Bogens beauftragt. Wie das "Salzburger Volksblatt" in seiner Ausgabe vom 19. Juni 1935 berichtet, wurde es am 18. Juni enthüllt:[1]

Salzburg, 19. Juni. Gestern nachmittags wurden im Beisein von geladenen Gästen durch den Stadtverschönerungsverein die Hüllen von dem neuen Fresko auf dem Franziskanerbogen entfernt. Wie seinerzeit berichtet, hatte der Verein einen Wettbewerb für die Neuherstellung des Freskos auf der gegen den Dom gerichteten Seite des Franziskanerbogens ausgeschrieben. Der akad. Maler Theodor Kern war hierauf mit der Schaffung der Malerei betraut worden. Die Wand­fläche des Bogens ist nunmehr durch eine Pietà geschmückt.

Die Muttergottes hält den toten Christus im Schoß, mehrere Figuren umgeben die Gruppe. Maria ist im Schmerz ver­sunken. Ihr starrer Blick (einige der Körper sind etwas zu starr im Ausdruck, besonders in den Partien um die Augen) ruht auf dem Leichnam, aber scheint ihn nicht zu sehen, sondern geht in tiefem Schmerz versunken ins Leere. Zu ihrer Rechten kniet in demütiger Andacht der heilige Johannes. Seine Hand greift liebkosend an den Körper des Herrn. Zur Linken liegt Maria Magdalena zu Füßen des Leichnams. Hinter ihr kniet eine Gestalt (Maria Salome?) im Gebet versunken.

Den Hintergrund bildet die Landschaft um Golgatha, Jeru­salem zu einer, die Grabhöhle zur anderen Seite. Schwere horizontale Wolken sind am Himmel aufgezogen, grau, rot. Golgatha-Stimmung begleitet die Szene, in der die Ruhe nach dem vollbrachten Opfertod und die Erhabenheit der Erlösung der Menschheit ausgedrückt werden soll. Die Farbe der Gewänder bildet einen ernsten Akkord, der rotbraune Mantel der Gottesmutter, das grüne Kleid und der gelbe Mantel des hl. Johannes, das Blau und Ocker der Be­kleidung der hl. Magdalena. Es ist ein Moll-Akkord, der durch das Bild geht, der aber auch die Erhabenheit der Erlösung symbolisiert. Die Malerei hat einen gefühlsstarken Ausdruck, sie ist etwas bewußt klobig, dadurch markant, eine Malerei aus dem einfachen Volksempfinden heraus, auch daraufhin einge­stellt. Für die Atmosphäre des barocken Salzburg mag es ihr etwas an Leichtbeweglichkeit und Flüssigkeit fehlen. Aber die Malerei hat einen starken, einprägsamen Klang, und das ist die Hauptsache.

Das Wandgemälde von Georg Jung zum Thema "Anbetung der Könige", das für die Westseite des Bogens geplant war, wurde nie ausgeführt. "Interessanterweise enthielt Kerns frühe Skizze des vorgeschlagenen Wandgemäldes, die ich in der Smith-Sammlung fand, sowohl eine Darstellung der Anbetung – die Anbetung – oben als auch die Szene, die im letzten Wandgemälde erschien – die Beweinung – oder Beweinung Christi" schreibt Martin Robb in seinem Blog über Theodor Kern.[2] Karl Heinz Ritschel veröffentlichte 1990 "Der Maler Theodor Kern", in dem Theodor Kern als Schöpfer der Wandmalerei angegeben ist.[3] Das wollte nun Martin Robb klären, ob dies stimmt und schrieb an Stephan Bstieler, der in Salzburg Kunstgeschichte studiert hatte und für einige Jahre in der Stadt lebte. Heute arbeitet Bstieler im Bundesdenkmalamt in Wien. Von Bstieler stammt die oben beschriebene Geschichte der Fresken.

Das Fresko auf der Seite zu den Festspielhäusern existiert heute nicht mehr.

Bilder

  Franziskanerbogen – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Bildlink

  • Ein Bild Franziskanerbogen Aufnahme zwischen 1925 und 1937. Die Seite zu den Festspielhäusern in einer Aufnahme zwischen 1925 und 1937 zeigt noch ein Fresko. Ein Bild aus der Deutschen Fotothek

Quelle

Einzelnachweise

  1. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 19. Juni 1935, Seite 8
  2. theodorkern.wordpress.com
  3. Facebook-Seite "Kunstspaziergang", lt. Impressum betrieben von einem/einer staatlich geprüften Reiseleitung, in einer Diskussion in der Facebook-Gruppe "Du kommst aus der Stadt Salzburg oder bist Fan dieser wunderschönen Stadt."