Franziskanerkirche Zu Unserer Lieben Frau

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Blick vom Festungsberg auf die Altstadt von Salzburg. In der Mitte die Franziskanerkirche 2021 nach ihrer Turmrenovierung.
Karte
Franziskanerkirche, Innenansicht
Madonna mit Kind von Michael Pacher.
Der Hochaltar von Fischer von Erlach mit der als Gnadenbild verehrten Madonna aus dem Pacher-Altar.
Sternrippengewölbe im Kircheninneren.
links die Franziskanerkirche, rechts der Salzburger Dom.
"Franciscaner Kirche in Saltzburg", Kupferstich von Franz Anton Danreiter, Residenzgalerie.
Hier ein schöner Blick aus dem Klostergarten der Franziskaner auf die barocke Fassade der Franziskanerkirche.
Spenden für die Sanierung des Franziskanerturms in Salzburg mit schönen Bildern von Turm und St.-Peter-Bezirk, 9 min Video

Die Franziskanerkirche Zu Unserer Lieben Frau ist vermutlich älter als der Dombau des hl. Virgil, zumindest ihr erster Bau. Sie war dabei ursprünglich Tauf- und Synodalkirche der Stadt. Sie zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.

Name und Bedeutung

Der ursprüngliche Name der alten Stadtpfarrkirche war "Unsere Liebe Frau". Die Kirche wurde dann 1592 dem nach Salzburg geholten Franziskanerorden übergeben, unter dessen Einfluss sich der Name - ähnlich wie beim Imberg und den etwa zur gleichen Zeit nach Salzburg geholten Kapuzinern - wandelte.

Die Franziskanerkirche stand vor Errichtung des Hofbogengebäudes dem Salzburger Dom unmittelbar gegenüber und bildete als damalige Stadtpfarrkirche, quasi die Kirche der Bürgerschicht, einen Gegenpol zur Kirche der (Fürst)Erzbischöfe. Mit dem Neubau des Doms durch Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau und seiner Nachfolger Marcus Sitticus und Paris Lodron wurde die Franziskanerkirche optisch aus dieser Konstellation gedrängt. So verhindern das Hofbogengebäude und die an Franziskanerkirche angebaute erzbischöfliche Residenz einen direkte Sichtachse vom Domplatz auf die Kirche.

Geschichte

Die Franziskanerkirche ist eine der ältesten Kirchen Salzburgs und befindet sich in der Altstadt. Sie wurde auf einer frühchristlichen Gebetsstätte errichtet. In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde unter Abtbischof Virgil (* um 700; † 784) die der Muttergottes geweihte Kirche zum ersten Mal restauriert.[1] Sie diente zunächst als Tauf- und Synodalkirche. Bis 1139 gehörte sie zum Benediktinerstift St. Peter, danach dem Domkapitel bis 1635. Zwischen 1130 und 1583 war sie zudem Klosterkirche der Petersfrauen. Von der Marienkirche, die 1167 mit fünf weiteren Kirchen der Stadt niederbrannte, steht heute noch das wieder aufgebaute spätromanische Langhaus. 1189 bis 1635 war sie Pfarrkirche der Stadt (vorher war dies die die heutige Filialkirche zum hl. Michael, nachher der Dom zu den Hll. Rupert und Virgil). Eine neue Weihe der Kirche im Jahr 1223 lässt auf einen damals eben fertig gestellten Neubau schließen. Die heutige Kirche dürfte im Langhausbereich aber bereits ins 12. Jahrhundert zurückreichen.

Auch diese Marienkirche wurde beim Stadtbrand von 1267 größtenteils wieder zerstört. Nach 1408 wurde ein weitgehender Neubau erwogen, der wenige Jahre später unter Meister Hanns von Burghausen begonnen und nach dessen Tod im Jahr 1432 von Stephan Krumenauer beendet wurde. Dieser Neubau blieb aber auf den Chor beschränkt, wobei es unbekannt ist, ob dies so beabsichtigt war oder aus anderen Gründen eingetreten war. Die Turm-Obergeschoße wurden 1486 bis 1498 errichtet. 1592 übergab Wolf Dietrich von Raitenau die Kirche den neu ins Land gerufenen Franziskanern als Klosterkirche.

Michael Pacher erhielt den Auftrag für den Hochaltar, an dessen Umsetzung er von 1495 bis zu seinem Tod 1498 arbeitete. Fischer von Erlach krönte 17091710 die Kirche mit seinem Hochaltar, in dessen Gestaltung er die thronende Muttergottesfigur Michael Pachers einbezog. Auch die neun Kapellen des Chorumgangs wurden barockisiert.

Am 11. April 1814 feierten die Salzburger Bürger einen Dankgottesdienst in der Franziskanerkirche anlässlich des an diesem Tag abgeschlossenen Vertrags von Fontainebleau (bei Paris) zwischen Napoleon Bonaparte auf der einen Seite und Kaisereich Österreich, Zarenreich Russland und das Königreich Preußen auf der anderen Seite geschlossen. Das Abkommen regelte die Einzelheiten der Abdankung Napoleons, die noch am gleichen Tag erfolgte.

Kirchturm

1670 wurde die gotische Spitze der Kirche durch eine "Welsche Haube" ersetzt, weil dies dem Zeitgeschmack entsprach und gotische Türme als unschön empfunden wurden, aber auch um die Franziskanerkiche niedriger als den Dom zu machen. Nach Plänen von Architekt Josef Wessicken wurde ab 13. August 1866 der Barockhelm beseitigt und am 17. September 1866 mit der Regotisierung und der Erhöhung des Turmes begonnen.[2][3] Am 21. Juli 1867 erfolgte die festliche Kreuzaufsteckung.[4]

Restaurierung

Der 87 Meter hohe Kirchturm der Franziskanerkirche ist seit 520 Jahren ein markanter Bestandteil der Silhouette der Stadt Salzburg. Regen, Sturm und der Zahn der Zeit hatten ihm sehr stark zugesetzt. Begutachtungen ergaben massive Schäden an allen vier Seiten, die teilweise durch die letzte Sanierung vor 30 Jahren und der damals verwendeten Materialien verursacht wurden. Undichte Stellen wurden kurzerhand mit Beton überzogen. Das wiederum führte dazu, dass der darunterliegende Naturstein durch Frost und Hitze regelrecht zermürbt wurde, große hohlliegende Bereiche entstanden.

Nachdem sich im Herbst 2017 Gestein vom Turm gelöst hatte, ergaben genauere Untersuchungen, dass der Kirchturm einer Generalsanierung mit sehr hohen Kosten unterzogen werden musste. Im Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wurden die notwendigen Renovierungsschritte festgelegt, die nun von der Steinmetzfirma Erich Reichl ausgeführt wurden. Das Sanierungsprojekt für den Kirchturm und dem gotischen Hochchor war von 2018 bis 2021 ausgelegt. Die Kosten dafür betrugen 1,2 Millionen Euro.[5]

Innenausstattung

Beim Eingangsportal auf der rechten Seite zu Füssen befindet sich die sogenannte Schwurhand als heute noch sichtbares Zeichen von Kirchenasyl.

Die Franziskanerkirche besteht aus zwei Teilen. Der ursprünglich romanischen Langhaus-Basilika mit ihrem Kreuzrippengewölbe und daran anschließend in der gleichen Breite wie das Langhaus dem feingliedrigen spätgotischen Chor mit Sternrippengewölbe. Der heutige Hochaltar wurde 1709 anstelle eines großen gotischen Altares von Michael Pacher von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet, wobei er aus dem alten Schnitzaltar die Figur der Maria in den neuen Altar einbaute.

An der Westwand der Kirche befinden sich die Marmorplatte des Grabes von Virgil aus dem alten Dom Anfang des 14. Jahrhunderts sowie einige gut erhaltene Grabsteine aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Die fünf dünnen Rundpfeiler haben einen Durchmesser von 96 cm und ragen 21 Meter empor. Sie tragen das leichte Sternrippengewölbe.

Am Aufgang zur Kanzel steht ein weißmarmorner Löwe. Er hatte einst einen Pfeiler getragen. Unter ihm liegt ein geharnischter Mann, der ihm ein Schwert in den Leib stößt. Konrad Laib werden einige Fresken zugeschrieben (gegenüber der Kanzel am Triumphbogen in der gotischen Sakramentsnische).

Hochaltar: Zunächst hatte 1484 die Stadt Salzburg beschlossen, den Maler Rueland Frueauf bei Passau mit der Schaffung einer Tafel für den Hochaltar zu beauftragen. Aber man änderte noch vor Auftragserteilung die Meinung und Michael Pacher erhielt noch im selben Jahr den Auftrag dafür. Er erhielt für seine Arbeit 3.300 Gulden. Nachdem 1709 der Altar aber wieder abgetragen wurde, betrug der Erlös des abgelösten Goldes und Silber immer noch 512 Gulden. Neben der damaligen Muttergottes sind noch vier Tafelbilder erhalten (drei davon in der Österreichischen Galerie in Wien, das vierte in Privatbesitz.)

Im rückwärtigen Teil hatten die Petersfrauen ihren 1208 bereits vollendeten Chor.

Am Rand der Kirche befinden sich eine Reihe von Chorkapellen:

Bildergalerie

weitere Bilder

 Franziskanerkirche Zu Unserer Lieben Frau – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
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Quellen

Einzelnachweise

  1. Kurt Anton Mitterer: "Die Patrozinien der Diözese Salzburg unter besonderer Berücksichtigung der Heiligenverehrung im 8. und 9. Jahrhundert", www.zobodat.at, pdf, Seite 28
  2. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 21. September 1866, Seite 5
  3. ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 7. Dezember 1866, Seite 3
  4. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 22. Juli 1867, Seite 2
  5. franziskaner-salzburg.at, abgefragt 01.01.2018 und Salzburg24 vom 13. November 2018