Franziskanerkloster




Das Franziskanerkloster, vormals Peterfrauenkloster, befindet sich in der Mönchsstadt in der Stadt Salzburg und zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.
Geschichte
Die ersten Jahrhunderte
Nach Aufhebung des Klosters der Petersfrauen 1583 stand das dortige Kloster leer. Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy rief darauf noch 1583 zur Fortsetzung der inneren Mission und zur Seelsorge die Franziskaner nach Salzburg. Die Gründungspatres kamen dabei aus verschiedenen bayrischen Klöstern. Sie zogen im neu gewidmeten Kloster am 7. November 1583 ein, die alte Stadtpfarrkirche, die seither Franziskanerkirche heißt, wurde ihre neue Ordenskirche. Seit damals sind die Franziskaner als Orden in der Stadt ununterbrochen seelsorgerisch tätig und bis 1781 wurde Priesterausbildung betrieben.
Auf Wunsch von Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612) sollten die Franziskaner die zu gründende Universität in Salzburg. Nach anfänglichen Erfolgen wurde dieses Projekt allerdings wieder aufgegeben. Die Franziskaner widmeten sich nur die Christenlehre (Religionsunterricht) der Kinder. Die Brüder mussten ihre Studien in Italien oder in Frankreich absolvieren. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts zogen die Lektoren mit ihren Klerikerstudenten von Kloster zu Kloster. Ab 1629 entschieden sich die Franziskaner in Salzburg jedoch dazu, ein Hausstudium der Theologie zu eröffnen. An der neuen Institution lehrten zunächst hochgebildete Franziskaner aus Irland.
Die neue Institution sollte nach dem Willen des Fürsterzbischofs Paris Graf Lodron ausdrücklich den wissenschaftlichen Austausch mit der Benediktineruniversität fördern. Daher gab es regelmäßig gegenseitige Einladungen zu akademischen Festen. Während die Benediktineruniversität der Lehre des hl. Thomas von Aquin folgte, wurde am Hausstudium nach dem Franziskaner Johannes Duns Scotus (* 1266; † 1308) vorgetragen. Dessen Gedenktag feiert man am 8. November. Voll Feingefühl wusste der "doctor subtilis" die Lehren von Aristoteles, Augustinus und der Franziskaner im "Scotismus" zu verschmelzen, nach dem Gott "Mit-Liebende" (condiligentes) sucht.
Analog zur Benediktineruniversität wurden im Hausstudium der Franziskaner regelmäßig Thesen verteidigt und in Druck gegeben. Sie sind in der Konventbibliothek erhalten, einem Schmuckstück, das im Unterschied zu anderen Salzburger Bibliotheken unversehrt blieb und die geistesgeschichtliche Bedeutung des Ordens vermittelt.
Währen der Franzosenkriege ab 1800 diente das Kloster als Kaserne, die Franziskanerkirche wurde Gefangenenlager.
Der heutige Klosterbau ist durch einen Bogengang mit der Franziskanerkirche verbunden. Der gemäß dem Ordensgrundgedanken sehr schlichte Klosterbau fand mit dem Umbau 1686 bis 1689 im Wesentlichen seine heutige Gestalt. Das Kloster besitzt neben wertvollen Gemälden von Rottmayr auch eine wertvolle Bibliothek.
Einer der bekanntesten Ordensangehörigen war Pater Peter Singer, der Erfinder des Pansymphonikons.
Gestapo
Zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde das Kloster von diesen enteignet und diente nun als Sitz der Gestapo. In seinen Mauern fanden Folterungen statt, woran heute eine Tafel beim Eingang zur Pforte erinnert. So erinnerte sich der langjährige Direktor der Handelsakademie Salzburg, Herbert Glaser, in einem Interview mit den SN im Jahr 2011 als 87-Jähriger an das Verhör, dem er am 27. August 1940 als damals 16-Jähriger unterzogen wurde. Der Salzburger Historiker Ernst Hanisch weiß von Verhören im Keller, bei denen es für Gefangene auch Ohrfeigen und Prügel gab. Getötet wurde allerdings hier nicht, das geschah später in Konzentrationslagern, in die die Gefangenen überstellt wurden (siehe dazu den Artikel "Nationalsozialismus Überleben und Tod").
Salzburger Fenstersturz
Der 81-jährige (2011) Franziskaner-Pater Clemens Prieth OFM (* 31. Jänner 1930 am Zammerberg; † 24. Februar 2019 in der Stadt Salzburg)[1] war zwar kein Zeitzeuge, aber ältere Mitbrüdern berichteten ihm von den damaligen Greueln. Guardian Pater Alexander Puchberger, Vorsteher des Franziskanerklosters (2011), berichtete vom Salzburger Fenstersturz. Am 18. Oktober 1938 übernahmen die Nazis das Kloster und zwangen die Brüder, das dritte Stockwerk noch am selben Tag bis 18 Uhr zu räumen. Dies war jedoch unmöglich zu schaffen, und so griffen die Patres zu einer Notwehraktion. Herbert Glaser, der Augenzeuge des folgenden Salzburger Fenstersturzes war, erinnert sich, wie die Patres alte Möbel in den Hof hinunter geworfen hatten. Passanten beschwerten sich daraufhin, dass Volksvermögen vernichtet werde. 16 Mitbrüder wurden in Folge zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg war in einem Teil des Klosters zunächst der Salzburger Radiosender Rot-Weiß-Rot (ab Juni 1945) untergebracht, aus dem später das ORF-Programm Radio Salzburg wurde. ORF-Redakteur Gerald Lehner schreibt in seinem Buch "Im Schatten der Mozartkugel" über die ersten Worte, die am 6. Juni 1945 in den Salzburger Radios zu empfangen waren: "Hier ist der österreichische Sender Rot-Weiß-Rot! Er möge die Österreicher wieder zu einem gut unterrichteten Volk machen", sprach US-General Walter M. Robertson.
So erhielten im Jahr 1945 die Franziskaner einen Teil ihres Klosters zurück. Aber erst 1973 konnten die Brüder das Kloster wieder ganz in Besitz nehmen. Der ORF Salzburg war in das neue Gebäude in Nonntal übersiedelt.
Im 21. Jahrhundert
Von Ende April 2020 bis 2023 werden Haus, Kreuzgang und Garten an der Franziskanergasse saniert. Die veranschlagten Kosten belaufen sich elf Millionen Euro. Decken seien einsturzgefährdet, Wasser- und Stromleitungen seien alt, die Zentralheizung hatte 1938 die Gestapo eingebaut. Aufgabe und Aufwand der Rettung des Gebäudes sind so immens, dass die Franziskaner erwogen haben Salzburg überhaupt zu verlassen. Der von Bruder Beda gepflegte Garten im Hof musste Baumaschinen weichen. Nur an der Mauer ist den Kletterrosen und einigen Topfpflanzen ein 40 Meter langer Streifen geblieben.[2]
Die Anlage
Die Anlage grenzt im Norden an die Franziskanergasse, im Südosten an die Benediktiner-Erzabtei St. Peter, im Süden an das Kolleg St. Benedikt, im Südwesten an den Toscanini-Hof und im Westen an den Max-Reinhardt-Platz. Zum Kloster gehört auch der Klostergarten der Franziskaner, in dem seit eigenen Jahren Gartentage stattfinden, an denen man den Garten besuchen kann.
Siehe auch
Weblinks
Quellen
- Christoph Brandhuber, Oliver Ruggenthaler OFM: "Wolf Dietrich und die Franziskaner – Ein Hofkloster für die Salzburger Residenz", in: Gerhard Ammerer, Ingonda Hannesschläger (Hg.): "Strategien der Macht. Hof und Residenz in Salzburg um 1600 – Architektur, Repräsentation und Verwaltung unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1587 bis 1611/12", Salzburg 2011, S. 231–272. (im Internet zum Nachlesen)
- Karl Heinz Ritschel: Salzburger Miniaturen, Band 4
- Salzburger Nachrichten, 1. Oktober 2011 Gestapo-Zentrale und Radiosender im Kloster
Einzelnachweise
- ↑ Salzburger Nachrichten, 27. Februar 2019
- ↑ www.sn.at, 22. Mai 2020