Brief vom 19. Jänner 1816 aus Mittersill
Der Brief vom 19. Jänner aus Mittersill entstammt dem Bestand des Salzburger Landesarchiv Gen. Kr. Kom. Mittersill Nr. 13. Das General Kreiskommissariat war die Mittelbehörde in der bayerischen Zeit (180-1816).[1]
Den Brief hat der Landgerichtsarzt Dr. Joseph Riedler in Mittersill verfasst um eine Bitte an den bayerischen König wegen seiner Bezahlung zu richten. Der Brief ist Teil des Podcasts "Briefe an Behörden", wo man auch einiges über das Leben des Dr. Riedler erfährt. Im Speziellen geht es um die ihm aufgebürdete Versorgung der Landgerichte Hopfgarten und Zell am Ziller.
Text
Allerdurchlauchtester-Großmächtigster König
Allergnädigster König und Herr!
Von der königlichen Finanzdirektion des Salzach Kreises habe ich am 10. Dezember vorigen Jahres und am 7. Januar l[aufenden] Jahres von dem königlichen Generalkommissariat den hohen Beschluss erhalten, das Vermögen aller Höchster Entschliessung mir für die Respicienz[2] der Landgerichte Hopfgarten und Zell am Ziller in Zukunft anstatt der Diäten und Rittgelder eine provisorische Funktionsremuneration von jährlich 200 fl angewiesen sei. In diesen Betreffe wage ich an eure Königliche Majestät die alleruntertänigste Vorstellung zu machen, dass es mir ohne Passive zu bilden unmöglich sei, alle die Kreise zur Impfung und Kontrolle bei Epizootien, Conscription, und anderen Fällen besonders in Hopfgarten wo fast jährlich Epizootien vorkomen und gegenwärtig eine herrscht, weswegen ich alle 10 Tage dahin zu reisen den Befehl habe jährlich um 200fl zu versehen die beschwerlichen, gefährlichen Wege, die große Entfernung dieser Landgerichte / Zell am Ziller 23 St. Hopfgarten 10 St. / vom Phisicate, die Ausgedehntheit des Zillerthales, das ohne die 7 Steuerdistrikte Fügen einen Flächeninhalt von 15 Meilen mit 9000 Seelen hat, das kostspielige Reisen in Gebirge und [die] Theure des Aufenthaltes, weswegen ich auch beim Bezug der Diäten und Rittgelder nichts zum Besten hatte in dem 1 Pferd täglich 36-48 kr komt, dann die Verköstigung des Pferdes, des Fuhrmanns und meiner Person auf 4-5 fl beläuft, dann endlich die Wassergüsse, Schneelawinen, Weehen des Schnees in diesen Gegenden, wodurch man leicht die Gesundheit, oder Leben einbüßen, oder doch wenigstens mehrere Täge aufgehalten werden köne, wie ich mich in meiner letzten Rückreise von Hopfgarten zwey Täge eingeschneit und am 3ten nur mit der größten Anstrengung und Gefahr über den 2 Stunden hohen Paß Thurn nach Hause reisen konnte, sind die Gründe dieser meiner alleruntertänigsten Vorstellung an Euer Königl. Majestät, und obschon das königliche General Commissariat dieser Funktionsremuneration die Bewilligung der Impfzwölfer beigefügt hat, die aber, weil davon die Geschenke der vielen wegen Entfernung der Ortschaften nötigen Impfväter und der verwendete Chyrurg zu bezahlen sind keinen Vorteil gewähren, nach dieser gehorsamsten Vorstellung wage ich an euer Königliche Majestät noch die Alleruntertänigste Bitte, allerhöchste dieselbe wollen allergnädigst geruhen diese Funktionsremuneration nur für die jährlichen Impfgeschäfte und Konskription in den beiden Landgerichten zu bestimmen, für die übrigen außerordentlichen nicht jährlich vorkommenden Fälle Epizootien etc noch ferners die Diäten und Rittgelder allergnädigst zu verleihen.
In der erhabenen Zuversicht auf Allerhöchste Dero Gnaden ersterbe
Euer Königl. Majestät
allerunterthänigst treugehorsamster Dr. Riedler, königlicher Phisicus
Mitterill den 19t Jän. 1816
Quellen
- ↑ www.salzburg.gv.at
- ↑ Respizieren (lat.), zurückblicken, berücksichtigen., Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 824.