Faistauer-Foyer
Das Faistauer-Foyer ist eine Vorhalle im Eingangsbereich zu Haus für Mozart, Felsenreitschule und Karl-Böhm-Saal, die vom Salzburger Künstler Anton Faistauer künstlerisch ausgestaltet wurde. Es gilt als signifikantes Dokument des österreichischen Expressionismus.
Geschichte
Im Winter 1924–1925 erfolge der erste Umbau des ehemaligen Hofmarstalls zum - später so genannten - kleinen Festspielhaus für die Salzburger Festspiele nach Plänen von Architekt Clemens Holzmeister.
1926/1927 malte Anton Faistauer in 40 Tagen mit Gehilfen das Foyer des Salzburger Festspielhauses in Seccotechnik aus. Die Fresken bedecken rund 350 Quadratmeter und zeigen über 200 Figuren. Dieses Werk bedeutete für Anton Faistauer den internationalen Durchbruch.
1938 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam es zur Abnahme der Fresken, durchgeführt von Alberto Susat, einem Schüler von Faistauer. Die zwölf Jahre alten Fresken wurden in wenigen Wochen strappiert, auf Leinwand kaschiert und gelagert.
1956 gelang Alberto Susat eine originalgetreue Wiederherstellung durch Aufhängen der auf Faserplatten aufgezogenen Leinwände.
2006 wurde das Foyer dank großzügiger Unterstützung durch Senator h.c. Prof. DDr. Herbert Batliner und aus Mittel der Denkmalpflege des Bundes restauriert und um weitere bisher fehlende Bereiche ergänzt.
Bei der Restaurierung des Faistauer Foyers im Festspielhaus Salzburg spielte die hochmoderne Drucktechnik der Firma Stainer eine wichtige Rolle. Die Idee des Restaurators Mag. Tinzl, war es, die Fehlstellen nicht detailgetreu in den Farben zu ersetzen, sondern die Malerei auf demselben Grundmaterial zu reproduzieren. Als technische Lösung eignete sich hervorragend eine Digitaldruck-Maschine, mit welcher starre Materialien bis zu einer Stärke von 40 mm bedruckt werden können. Für das Faistauer Foyer wurde auf zwölf Millimeter Sperrholzplatten eine Putzschicht aufgetragen und in den gewünschten Grundfarben hergestellt und in Form geschnitten. Anschließend wurden aus alten Archivaufnahmen in mühevoller Kleinarbeit die Motiv-Daten erstellt und diese dann digital direkt auf den Putz gedruckt.
Als Ergebnis präsentiert sich das restaurierte Faistauer Foyer in einer gelungenen Kombination aus erhaltenem und instand gesetztem Kulturgut und dem ergänzenden Einsatz modernster Drucktechnik.
Hitler schüttelte den Kopf
... und die Faistauer Fresken verschwanden,
Ein Auszug aus einem Artikel der Salzburger Nachrichten vom 21. August 1945,[1] erschienen als Faksimile in der Ausgabe vom 22. August 2020, im Jahr des 100jährigen Geburtages der Salzburger Festspiele.
Bei einem Besuch von Adolf Hitler besuchte er auch das Faistauer-Foyer, sah die Wände und schüttelte nur den Kopf. Er berief Benno von Arent aus Berlin nach Salzburg, der ein deutscher Architekt und in der Zeit des Nationalsozialismus Reichsbühnenbildner war. Arent baute das Festspielhaus von unten bis oben um. Natürlich mussten dabei auch die Faistauer-Fresken verschwinden. Wie, das war gleichgültig, ob mit der Spitzhacke oder auf anderem Weg. Glücklicherweise fanden sich einige Männer, denen die Wandbemalung Faistauers zu sehr am Herzen lag, als dass sie dem Untergang eines solchen Meisterwerkes hätten zusehen können. So geschah das Einzigartige: die Farben wurden von den Wänden gelöst, sauber auf Leinwand konserviert und wanderten in die Magazine.
Der italienische Maler Alberto Susat wurde mit dieser heiklen Aufgabe betraut. Er, der seit Jahren in Salzburg lebte, hatte aus seiner Heimat ein Verfahren mitgebracht, das dort um 1850 entwickelt worden war. Dieses Verfahren ermöglichte es, Wandfresken abzulösen. Zu diesem Zweck mussten Tücher, mit einer Leimlösung getränkt, auf die Wandbemalung gelegt werden. Waren sie hier eingetrocknet, so konnte man sie abziehen und das ganze Bild war dann auf diesem Negativ seitenverkehrt enthalten. Die Negative wurden nun gereinigt und können mit einem andern Fixaktiv nach Belieben entweder auf Leinwand, auf Holz oder auch wieder auf Mauerflächen abgzogen werden. Dieses Verfahren war in Italien hauptsächlich durch mündliche Überlieferung vererbt worden.
Vor den Faistauer-Fresken erwies es sich aber zunächst als unanwendbar. Faistauer war seinerzeit genötigt gewesen, die äußerst umfangreiche Arbeit in 40 Tagen zu vollenden. Er hatte damals eine Mischtechnik gewählt, in der sich die bekannte Fresko-Technik mit Kreide, Pastell und Kohle vermischte. Dies stellte Susat vor ernsthafte Schwierigkeiten. Er musste erst Möglichkeiten finden, dieses anders geartete Material auf einwandfreie Weise von den Wänden zu lösen. Es gelang ihm, brauchbare Fixative zu erfinden. Die in 40 Tagen gemalten Fresken mussten so in abermals 40 Tagen von den Wänden abgenommen werden. Vielleicht geschah dies zu ihrem Glück. Soviel man heute (1945) beurteilen kann, war die Hast, zu der Faistauer während seiner Arbeit gezwungen worden war, nicht ohne bedenkliche Folgen geblieben. Der Mauerfraß bedrohte die Fresken und hätte sie vielleicht völlig zerstört. Durch das Konservierungsverfahren wurden sie gerettet und können nun entweder auf Leinwand oder auf hinreichend getrocknetem Mauerwerk für kommende Zeiten bewahrt werden.
Beschreibung
Das Faistauer-Foyer ist in sechs Themengruppen gegliedert
- allegorische Figuren und Gestalten aus der Mythologie
- religiöse und theatralische Szenen, wie die Tischgesellschaft aus dem ersten Akt des Jedermann von Hugo von Hofmannsthal
- Aufnahme des Menschen ins Himmelreich, sog. "Mirakel"-Szene
- Verherrlichung der Macht der Musik, sog. "Cäcilienwand"
- Portraits des Architekten Clemens Holzmeister und des Landeshauptmanns Dr. Franz Rehrl
- Selbstbildnis Anton Faistauers an der sog. "Werkleutewand"
Bilder
Faistauer-Foyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Quelle ist der Originalartikel, der ursprünglich von einem nun anonymen Benutzer als erster Bearbeiter erstellt wurde. Näheres siehe hier;
- Bundesdenkmalamt/Restaurierung des Faistauer-Foyers
- Firma Stainer/Sankt Martin bei Lofer
- AW Architektur-Verlags GmbH / Baudenkmal Salzburg
- Salzburger Nachrichten, 22. August 2020