Salzburger Festspiele 2020
![]() Richard Strauss, 1918 |
![]() Portrait Max Reinhardt, 1911 |
![]() Hugo von Hofmannsthal, 1910 |
Der Artikel Salzburger Festspiele 2020 bringt Beiträge rund um das 100jährige Jubiläum der Salzburger Festspiele 2020 und deren 99. Spielsaison (1923 und 1924 fanden keine Festspiele statt). Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss waren dabei, neben anderen Personen, die Gründungsväter.
Einleitung
Vom 22. bis 26. August 1920 fanden die ersten Salzburger Festspiele statt. Zwei Mal, die Salzburger Festspiele 1923 und Salzburger Festspiele 1924, fanden jedoch aus finanziellen Gründen keine Festspiele statt. Und trotz der Anordnung des Propagandaministers Goebbels, alle Festspiele im Deutschen Reich abzusagen, fanden 1944 zwei Veranstaltungen statt. Allerdings sind just die Festspiele zum 100. Geburtstags im Sommer 2020 aufgrund der im Februar ausgebrochenen Infektionskrankheit Covid-19 fraglich. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler will erst am 30. Mai 2020 entscheiden, ob die Salzburger Festspiele 2020 stattfinden oder abgesagt werden müssen. Die Bayreuther Festspiele und die Sommerfestspiele im Tiroler Erl wurden bereits am 31. März 2020 abgesagt. Die Mörbischer Festspiele wurden bereits abgesagt, die Bregenzer Festspiele wollen ebenso wie die Salzburger erst Ende Mai entscheiden.
Aufgrund des Coronavirus teilte die Festspielleitung am 25. März 2020 einen dreistufigen Entscheidungsplan mit:
- Die "Stufe 1" war am 16. März bereits gesetzt worden. An diesem Tag wurden, aufgrund von behördlicher Vorschrift, alle Festspielhäuser und Werkstätten bis vorerst 13. April geschlossen.
- Die "Stufe 2" muss am 15. April beschritten werden, teilt das Direktorium mit. Dann sei zu entscheiden, ob die Pfingstfestspiele durchgeführt werden könnten. Diese sind von 29. Mai bis 1. Juni geplant. Intendantin Cecilia Bartoli denke bereits an Alternativen.
- Am 30. Mai muss dann bei "Stufe Nummer 3" entschieden werden, ob und in welcher Form die Salzburger Festspiele zu ihrem 100-Jahre-Jubiläum stattfinden könnten.
Am 17. April 2020 gab der Bundesminister für Kunst und Kultur, Werner Kogler, bekannt, dass alle Großveranstaltungen bis einschließlich 31. August nicht stattfinden dürfen. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler hielt dennoch daran fest, erst am 30. Mai eine Entscheidung zu treffen und doch die Festspiele veranstalten zu können.[1]
In der ORF-2-Diskussionssendung "Im Zentrum" erklärte Rabl-Stadler am 26. April 2020, dass sie für die Festspiele keine Ausnahmen aus den geltenden Regelungen haben will. Entweder dürfen alle Kulturveranstaltungen stattfinden oder keine. Jedoch äußerte sie den Verdacht, "dass so ziemlich allen Politikern zweit- bis drittrangig ist, was mit Kunst und Kultur ist." Rabl-Stadler könne sich vorstellen, dass es eine großzügigere Bestuhlung am Domplatz für den Jedermann oder in der Kollegienkirche geben könnte oder ein ausschließliches Ansetzen von Stücken ohne Pausen.[2]
Vizekanzler Kogler verkündete am 15. Mai u. a., dass ab 1. Juli Kunst- und Kulturveranstaltungen bis 250 Personen, ab 1. August Veranstaltungen bis zu 500 Personen stattfinden dürfen. Für 500 bis 1 000 Personen sollen Events nur mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen möglich sein. Hygienemaßnahmen und Regeln bezüglich Einlass und Verhaltensregeln sollen noch vorgelegt werden.
In diesem Zusammenhang sagte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior (ÖVP) sagte, dass die Salzburger Festspiele heuer im August in einer deutlich abgespeckten Form stattfinden werden. Sicher sei, dass es im 100. Jahr der Festspiele "Jedermann"-Aufführungen geben werde. Sicher ist allerdings, dass das heuer geplante große Programm zum 100-Jahr-Jubiläum heuer nicht stattfinden wird, sondern auf 2021 verschoben.[3]
Am 25. Mai werden verkleinerte Festspiele 2020 beschlossen
Corona führt auch bei den Salzburger Festspielen Regie: Diese werden heuer – im 100. Jahr ihres Bestehens - im August in verkürzter Form stattfinden, und zwar vom 1. bis zum 30. August 2020. Statt 200 Vorstellungen an 44 Tagen an 16 Spielstätten wird es etwa 90 Vorstellungen an diesen 30 Tagen an höchstens sechs Spielstätten geben. Alle Produktionen des Jubiläumsprogramms, die 2020 nicht zur Aufführung kommen, sollen 2021 gezeigt werden.
Das Direktorium (Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Intendant Markus Hinterhäuser, Kaufmännischer Direktor Lukas Crepaz) hat dem Kuratorium ein Konzept für ein verkleinertes Sommer-Festival vorgelegt, das in der Sitzung am 25. Mai 2020 beschlossen wurde. In diesem obersten Entscheidungsgremium vertreten sind Vertreterinnen und Vertreter von Bund (Maria Fekter, Jürgen Meindl, Christian Kircher), Land (Landeshauptmann Wilfried Haslauer), Landeshauptstadt (Bürgermeister Harald Preuner) und des Salzburger Tourismusförderungsfonds (Hans Scharfetter, Johannes Honsig-Erlenburg).
Maskenpflicht und personalisierte Eintrittskarten
Die aufgrund der Corona Pandemie abgespeckten Salzburger Festspiele finden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, in die 300.000 Euro investiert werden. Mit einem Expertenrat wurde ein Präventionskonzept erarbeitet, das weit über die von der Bundesregierung verordneten Maßnahmen hinausgeht.
An die Besucher werden nur personalisierte Karten ausgegeben, um den Behörden im Fall der Infektion eines Besuchers ein schnelles Contact-Tracing zu ermöglichen. Die Käufer werden mit Namen, Mobiltelefonnummer, Adresse und E-Mail-Adresse registriert. Niemand kann seine Karte an eine andere Person weitergeben. Beim Betreten der Spielstätten müssen die Käufer unaufgefordert einen Lichtbildausweis vorzeigen. Nur wenn der Name mit jenem auf der Karte übereinstimmt, wird die Person eingelassen. Ein Leitsystem unterstützt dabei, die Ein-Meter-Abstandsregel einzuhalten. An den Eingängen werden Desinfektionsspender aufgestellt. Die Häuser und die Säle werden erst 30 Minuten vor Beginn der Aufführung gleichzeitig geöffnet, um Gruppen zu vermeiden. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist Pflicht, erst wenn die Vorstellung beginnt, darf die Maske abgelegt werden. Es wird heute keine Pausen und kein Buffet geben.
Die Festspiele beginnen heuer ohne die gewohnte Eröffnungsfeier. Auch das traditionelle Künstlerfest findet nicht statt. Ob und in welcher Form Premierenfeiern stattfinden werden, war im Juni noch nicht entschieden. Auch die Internationale Salzburg Association (ISA) hat die traditionelle Gala im Schloss Leopoldskron zum Auftakt der Festspiele abgesagt.
Die Zahl der Sitzplätze ist deutlich reduziert. Im Großen Festspielhaus, im Parterre des Hauses für Mozart, im Landestheater sowie im Republic nehmen die Gäste im Schachbrettmuster Platz. Nur jeder zweite Sitz ist belegt, die Besucher in der Reihe dahinter sitzen gegengleich. Eine Zweidrittelbelegung gilt in der Felsenreitschule sowie im 1. und 2. Rang im Haus für Mozart. Bei den "Jedermann"-Aufführungen auf dem Domplatz sind heuer nur 1 180 Zuschauer zugelassen, in "normalen" Festspielsommern sind es mit 2 544 Zuschauern mehr als doppelt so viele. 180 Tickets sind sogenannte Schönwetterkarten. Sollte es regnen, erhalten die Besucher ihr Geld zurück, denn im Großen Festspielhaus dürfen maximal 1 000 Leute Platz nehmen.
Streng sind auch die Regeln für die Künstler
Sie müssen vor Probenbeginn einen negativen Corona Test nachweisen, der nicht älter als vier Tage sein darf. Sie werden darüber hinaus regelmäßig getestet. Außerdem müssen sie ein Gesundheits- und Kontakttagebuch führen. Die Salzburger Festspiele haben mit dem Labor Mustafa/Richter einen eigenen Vertrag bezüglich Corona-Tests abgeschlossen. Auch mit dem Roten Kreuz ist die Zusammenarbeit vereinbart. Der Festspielhausarzt Josef Schlömicher-Thier sei expliziter Covid-19-Beauftragter; und eine Mitarbeiterin sei nur dafür zuständig, alle etwaigen Covid-19-Tests mit allen Beteiligten zu koordinieren.
Zu Dienstantritt bekomme ein saisonal Beschäftigter nur mit einem maximal vier Tage alten, negativen Testergebnis den Dienstausweis, ein Farbband sowie ein täglich zu führendes Kontakttagebuch. Was bedeuten die farbigen Bänder? Die Mitarbeiter seien in drei Gruppen eingeteilt: Rot seien jene, die in ihrer Berufsausübung den einen Meter Mindestabstand nicht einhalten und keinen Nasen-Mund-Schutz tragen könnten. Dazu gehörten Künstler in Proben und auf der Bühne sowie Orchester. Die "Roten" werden nach der "Initialtestung" zu Probenbeginn regelmäßig getestet.
Orange Bänder tragen jene, die mit "Roten" in Kontakt kommen, wie Mitarbeiter im Betriebsbüro, Direktorium, Maskenbildner sowie Künstler, die Abstand halten können. "Gelb" sind alle anderen. "Die Wiener Philharmoniker gehören zur roten Gruppe", sagt Lukas Crepaz. "Das ,Jedermann'-Ensemble ist rot, das Handke-Ensemble ist rot." Die Darstellerin in "Everywoman" gehöre zur orangen Gruppe, "die steht ja allein auf der Bühne". Zu Probenbeginn von "Così fan tutte" habe Regisseur Christoph Loy dem Ensemble erklärt: Spielen sei wieder ohne Maske möglich - aber nur, wenn sich alle Künstler privat so verhielten wie im Lockdown, also jeden Kontakt mieden.
Klage wegen nicht bezahlter Arbeitsverträge
Die 2022 angekündigte Musterklage gegen die Salzburger Festspiele u. a. wegen des Vorwurfs der Verletzung der Zahlungspflicht im Zusammenhang mit Verschiebungen und Absagen 2020 wird am 15. November vor Gericht verhandelt. Das gab "art but fair UNITED", der Berufsverband für Freischaffende der Darstellenden Kunst und Musik, am 6. November 2023 bei einer Pressekonferenz bekannt. Mit der Musterklage wolle man endgültig klären, ob die Zusatzmitglieder der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor in einem Dienstverhältnis zu den Salzburger Festspielen standen. "Bejaht das Gericht dies, so hätten die Salzburger Festspiele in weiterer Folge die Sozialversicherungspflicht über Jahrzehnte wegen Nichtversicherung der Vorprobenzeit missachtet", so Kammersänger Ablinger-Sperrhacke. Schließlich seien laut dem Theaterarbeitsgesetz (TAG) Vorproben als Dienstantritt zu werten "und natürlich auch zu entlohnen und zu versichern". Zudem sollen die Repräsentanten der Salzburger Festspiele auch zu den Umständen, die zur einseitigen Beendigung der Verträge mit 80 Zusatzmitgliedern im Corona-Jahr 2020 geführt haben, Stellung nehmen. Schließlich habe es bis dato teils keine Ausfallhonorare gegeben.[4]
Termin der 99. Veranstaltung
Salzburger Festspiele von 1. bis 30. August 2020
Das Programm
Im Sommer 2020 werden zwei Opern, drei Schauspielproduktionen und mehr als 50 Konzerte zu hören und zu sehen sein. Rund 80 000 Karten werden dafür zur Verfügung stehen, also rund ein Drittel des ursprünglich geplanten Kontingents. Neben den beiden Opernproduktionen Elektra (Richard Strauss) und Così fan tutte (Wolfgang Amadé Mozart) mit insgesamt zwölf Aufführungen, gibt es 29 Vorstellungen im Schauspiel und zwar von Jedermann (Hugo von Hofmannsthal), Everywoman (Milo Rau) und die Uraufführung von Zdenek Adamec (Peter Handke). Auf dem Programm stehen weiters 53 Konzerte, Liederabende und Matineen, vier "Reden über das Jahrhundert", vier Filmvorführungen sowie acht Vorstellungen "jung & jede*r"
Die Beiträge
- Jahrespressekonferenz Salzburger Festspiele 2020
- Caroline Peters, ist die Buhlschaft im Jedermann im Jubiläumsjahr.
- Landesausstellung Großes Welttheater - 100 Jahre Salzburger Festspiele
Publikationen
Nachlese
Am Montag, den 31. August 2020, einen Tag nach Ende der Festspiele, zog der kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz, eine erste Bilanz: 96 Prozent Auslastung konnte das Festival heuer verzeichnen, zudem haben fünf Millionen Menschen aus 65 Ländern Festspiele via Stream genießen können. 76 500 Karten wurden ausgegeben, im Sinne von Besuchen - inklusive Generalproben, öffentliche Orchesterhauptprobe und "Jedermann"-Schönwetterkarten.
Vor der Pandemie betrug das Budget 68,8 Millionen Euro für den Jubiläumssommer, das dann auf 41,6 Millionen Euro gesenkt wurde. Die Karteneinnahmen machten 8,7 Millionen Euro brutto aus (inkl. Umsatzsteuer), netto waren es rund 8,3 Millionen Euro. Das war zwar etwa eine halbe Million Euro mehr als Anfang Juni budgetiert. Aber in normalen Jahren betragen die Nettoerlöse mehr als 30 Millionen Euro; so ergibt sich für 2020 ein Verlust von etwa 22 Millionen Euro im Kartenverkauf infolge der Pandemie.
Die coronabedingte Regel für alle Kultursubventionen kam den Festspielen zugute: Zugesagte Zuwendungen wurden bezahlt; das waren 18,8 Millionen Euro. Die Senkung der Umsatzsteuer auf fünf Prozent brachte fast 400.000 Euro. Auch konnten die Festspiele Kurzarbeitshilfe bis Ende Mai in Anspruch nehmen, als sie noch nicht wussten, ob Salzburger Festspiele stattfinden können. Und rigoroses Sparen in allen Positionen. So wurde viele Produktionen ins nächste Jahr verschoben.
Bezüglich der Gagen wurde mit vielen Künstler nachverhandelt, jeder hatte einen Beitrag geleistet - einige hatten sogar angeboten, kostenlos zu spielen, andere hatten Kürzungen hingenommen, andere hatten mehrmals gespielt. Alle verzichten auf Medienrechte, um Streaming und andere mediale Angebote zu ermöglichen.[5]
Literatur
- Dohle, Oskar; Eymannsberger, Helmut: Die Kraft einer Vision. 100 Jahre Salzburger Festspiele: Motor für Kultur und Wirtschaft
Weblink
- www.salzburgerfestspiele.at
- www.salzburgerfestspiele.at pdf Mediadaten (Auflagezahlen) der Programmbücher der Pfingst- und Sommerfestspiele
- www.sn.at/kultur "Droht die Leere zum Jubiläum der Salzburger Festspiele?"
Quellen
- Salzburger Nachrichten vom 13. November 2019, Vorstellung des Jubiläumsprogramms sowie 27. Juni 2020 "Festspielbesucher sitzen heuer im Schachbrettmuster" und 10. Juli, "Salzburger Festspiele beugen vor"
- www.sn.at, 25. März 2020: "Salzburger Festspiele: Für etwaige Absagen werden nun Fristen gesetzt"
- Salzburger Landeskorrespondenz vom 25. Mai 2020 sowie vom 9. Juni 2020
Einzelnachweise
Salzburger Mozartfest > Geschichte der Salzburger Festspielhäuser > Salzburger Festspielhaus-Gemeinde > Chronologie der Salzburger Festspiele
Vom Mozartfest zu den Salzburger Festspielen > Vom Jedermann zum Faust > Jedermann
Persönlichkeiten · Aufgeführte Werke · Künstler, Dirigenten, Regisseure · Festredner
1920 | 1921 | 1922 | 1923 | 1924 | 1925 | 1926 | 1927 | 1928 | 1929 | 1930 | 1931 | 1932 | 1933 | 1934 | 1935 | 1936 | 1937 |
- Zur Zeit des Nationalsozialismus
| 1938 | 1939 | 1940 | 1941 | 1942 | 1943 | 1944 |
- Nach dem Zweiten Weltkrieg
1945 | 1946 | 1947 | 1948 | 1949
1950 | 1951 | 1952 | 1953 | 1954 | 1955 | 1956 | 1957 | 1958 | 1959
1960 | 1961 | 1962 | 1963 | 1964 | 1965 | 1966 | 1967 | 1968 | 1969
1970 | 1971 | 1972 | 1973 | 1974 | 1975 | 1976 | 1977 | 1978 | 1979
1980 | 1981 | 1982 | 1983 | 1984 | 1985 | 1986 | 1987 | 1988 | 1989
1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999
2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009
2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019
100 Jahre Salzburger Festspiele 2020
2021 | 2022 | 2023 |2024 | 2025